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- Astronomie im Berchtesgadener Land -

Totale Sonnenfinsternis am 4. Dezember 2002 oder: "Schwarze Sonne in Afrika"

- Finsternis von Laufenern erfolgreich beobachtet -

Im vergangenen Dezember ereignete sich die zweite totale Sonnenfinsternis im dritten Jahrtausend. Sie fand fast ausschließlich auf der Südhalbkugel der Erde statt, dabei verlief die Totalitätszone vom Atlantik kommend über das südliche Afrika und endete über Australien. Dieses Ereignis haben sich die beiden Amateurastronomen Rudi Reiser und N/N von der Astronomischen Arbeitsgruppe Laufen e.V. (Homepage http://astronomy.meta.org/) nicht entgehen lassen. Nachdem sie bereits gute Erfahrungen bei der letzten Finsternis in Sambia gemacht hatten, entschlossen sich die beiden, die etwa eineinhalb Minuten dauernde Totalität diesmal aus der Republik Südafrika zu beobachten.

In Johannesburg angekommen wurden sie auch schon von sommerlichen Temperaturen empfangen. Mit einem Leihwagen ging es zum Teil über gewagte Straßenverhältnisse zu vielen Sehenswürdigkeiten und Nationalparks des Landes. Mit außergewöhnlicher Freundlichkeit begegnete die einheimische Bevölkerung den beiden Finsternisenthusiasten. So konnten auf einer Lodge die seltenen weißen Löwen beobachtet und mit den Löwenbabys herumgetollt werden. Dabei machte man die Erfahrung, dass kleine Löwen zwar wie Katzen gerne spielen, aber sich durchaus lautstark Gehör verschaffen können und jemandem gern einmal sehr deutlich spürbar bis zur Schmerzgrenze ins Wadl beißen. Im Umfolozi-Nationalpark geriet ein großer Stein unter das Fahrzeug, so dass man nun auf drei Rädern stand. Umgeben von zahlreichen Impalas und Gnus sowie dem einen oder anderen wilden Tier, welches sich hinter dem nächsten Busch versteckt haben könnte, musste der Brocken mit eigenen Händen herausgegraben werden. Kaum war dies geschehen, machte sich eine Elefantenherde daran, die Piste zu überqueren. Nur allzu deutlich wurde vom Leitbullen gezeigt, dass die Beobachtungszeit abgelaufen ist und man sich zu entfernen hat.

Die Vielfalt an frei herumlaufenden Wildtieren machte es immer wieder notwendig, anzuhalten und zu beobachten. Bei einem Halt wurde das Auto von vorbeiziehenden zahlreichen Pavianeltern mit ihren Kleinen umringt - ein besonders Frecher meinte sein Interesse an Videokameras bekunden zu müssen und hangelte sich beinahe durch das halb offenstehende Autofenster. Nach einem kühlen Bad bei Blitz und Donner in den Mac Mac Pools ging es vorbei an den prächtigen Lisbon- und Berlin-Falls in Richtung des imposanten Blyde River Canyon, sicher einem der größten landschaftlichen Höhepunkte Südafrikas.

Neben vielen wunderschönen Örtlichkeiten wurde natürlich auch der berühmte Kruger-Nationalpark besucht. Hier konnten unter anderem unzählige Zebras und Giraffen, Warzenschweine und Nashörner gesichtet werden. Bewegt man sich mit dem Auto in unmittelbarer Nähe der Wildtiere, so fühlen sie sich nicht gestört, steigt man jedoch (zu Recht verbotenerweise) aus dem Fahrzeug aus, so wird man gleich als Freßfeind erkannt und entweder verjagt oder die Tiere laufen davon.

Nach diesen einmaligen Erlebnissen begab man sich auf den Weg zum Finsternispfad in die Nähe von Messina. Bei der Suche um einen geeigneten Beobachtungsplatz für die Sonnenfinsternis am Limpopo-River entschied man sich kurz entschlossen für eine Übernachtung im Freien. Unter einem imposanten Baobab-Baum, an dem sich bereits eine einheimische Familie bei Lagerfeuer niedergelassen hatte, verbrachte man die dunkle Nacht unter klarstem Südsternhimmel mit langen Himmelsbeobachtungen und kurzem Schlaf. In unseren Breiten findet man leider nicht einmal auf hohen Bergen derartige Dunkelheit, da die Lichtverschmutzung die Atmosphäre aufhellt. Schon früh wurde man durch eine Affenfamilie - offensichtlich Frühaufsteher - geweckt und konnte den Sonnenaufgang über afrikanischer Buschlandschaft genießen. Danach stellte man fest, dass sich auch der beste Reifen nach dreieinhalbtausend Kilometern Wechselbad von Teerbelag, Schlaglöchern und Schotterpiste platt fahren lässt. So musste noch kurz vor dem Finsternisbeginn der Vorderreifen gewechselt werden. Die allgemeine Spannung erhöhte sich auch noch als sich zunehmend Wolken bildeten - sollte man vielleicht das Ereignis nicht beobachten können?

Als die mitgebrachten Gerätschaften, wie mehrere Videokameras und Photoapparate mit starken Teleobjektiven, auf freiem Felde nahe einem Skelett eines verendeten Tieres auf Stativen aufgebaut waren, konnte noch rechtzeitig der erste Kontakt des Mondes an der Sonnenscheibe beobachtet werden. Gegen Ende der partiellen Phase wechselte pünktlich die Windrichtung und vertrieb die vereinzelten dunklen Wolken, so dass der die Totalität einleitende Diamantringeffekt grandios zur Geltung kam. Auch die auf dem Boden auftretenden fliegenden Schatten konnten beobachtet werden. Sie werden dadurch verursacht, dass die letzten Sonnenstrahlen durch die immer vorhandene Luftunruhe eine Art wellenförmiges und sich bewegendes Schattenmuster auf dem Boden verursachen.

sofi041202_k.jpg [Zum Vergrößern bitte Bild anklicken.]

Nachdem die Sonnenscheibe gänzlich durch den Neumond verdeckt war, kamen auch einige Protuberanzen am Sonnenrand zum Vorschein und die Korona erstrahlte in hellem Glanz. Hinter dünnen Wolkenfetzen blitzte der Planet Venus hervor. Die Stimmung war wie immer bei einem derartigen Ereignis emotional geladen. Erst recht, als sich der automatische Filmtransport eines Fotoapparats aus unerklärlichen Gründen selbständig machte und einen Kamerawechsel während der kurzen Dunkelheit nötig werden ließ. Als sich das Totalitätsende mit fahlem Lichtschein ankündigte, waren die beiden Finsternishungrigen sichtlich beeindruckt und überglücklich, wieder ein seltenes und besonders eindrucksvolles Naturschauspiel erlebt zu haben. Andere Beobachtergruppen hatten weniger Glück, da sich deren Standorte beispielsweise im Krugerpark durch dichtere Bewölkung zum Teil als deutlich schlechter erwiesen.

Nach diesem Highlight trat man als Abrundung der Reise die Fahrt weit abseits der üblichen Touristenrouten nach Zoutpan an, einem Gebiet nahe Pretoria, in dem der vor 220.000 Jahren entstandene Tswaing-Meteoritenkrater liegt. Dort schmiedete man schon erste Pläne für die nächste geplante Reise zur ringförmig totalen Sonnenfinsternis 2005 in Spanien...

N/N


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Otto J. Pilzer, 2003-01-13