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- Astronomie im Berchtesgadener Land -

Der Sternenhimmel im August 2002

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Auf unserer Sternkarte sehen Sie den Anblick des Sternenhimmels zur Mitte des Monats August gegen 23 Uhr mitteleuropäischer Sommerzeit. Da alle Sterne, wie die Sonne auch, im Osten aufgehen und im Westen wieder untergehen, ändert sich der sichtbare Himmelsausschnitt während einer Nacht. Zusätzlich wandert die Erde einmal im Jahr um die Sonne. Auch aus diesem Grund variiert der Himmelsanblick im Laufe der Jahreszeiten merklich, wenn man immer zur gleichen Zeit beobachtet. Berücksichtigt man beide Effekte, so zeigt sich, daß unsere Sternkarte neben der Monatsmitte um 23 Uhr auch für den Monatsanfang eine Stunde später (24 Uhr) sowie für das Monatsende eine Stunde früher (22 Uhr) gültig ist.

Was ist auf einer solchen Sternkarte nun dargestellt? Hierzu müssen Sie wissen, daß die Karte den gesamten sichtbaren Himmel von Horizont zu Horizont zum angegebenen Beobachtungszeitpunkt wiedergibt. Die eingezeichneten Sterne am Kartenrand finden Sie somit knapp über dem Horizont. Die Sterne in der Mitte der Karte befinden sich senkrecht über Ihnen im Zenit. Am Kartenrand sind die Himmelsrichtungen angegeben. Bei der Beobachtung müssen Sie die Karte so drehen, daß sich die Himmelsrichtung, in der Sie beobachten wollen, stets unten befindet.

Wenn Sie mit der Verwendung einer solchen Karte noch nicht vertraut sind, gehen Sie am besten folgendermaßen vor. Suchen Sie sich einen Beobachtungsplatz, der eine gute Rundumsicht bis hinunter zum Horizont bietet. Außerdem sollten Sie Straßenlaternen oder ähnliches meiden und stattdessen mit einer kleinen Taschenlampe einen dunklen Ort aufsuchen. Nun müssen Sie sich entscheiden, in welcher Himmelsrichtung Sie beobachten wollen. Beginnen wir mal mit Westen. Nehmen Sie die Karte zur Hand und drehen Sie sie so, bis sich die West-Markierung unten befindet. Versuchen Sie nun, die am Himmel sichtbaren Sterne auf Ihrer Karte wiederzufinden.

Nahe am Horizont erkennen Sie bei besonders klarem Himmel vielleicht das Sternbild Bootes, den Bärenhüter, mit dem hellen orange leuchtenden Hauptstern Arkturus. Links darüber sollte das Halbrund der Nördlichen Krone zu finden sein. Etwas weiter rechts in Richtung Norden werden Sie den Großen Wagen, auch Großer Bär genannt, finden. Mizar, der mittlere Stern der "Deichsel" des Wagens, ist ein besonders interessantes Mehrfach-Sternsystem. Schon mit freiem Auge kann man in geringem Abstand den wesentlich lichtschwächeren Begleitstern Alkor, das sogenannte Reiterlein, erkennen. Hierfür sind jedoch sowohl eine gute Sicht als auch gute Augen notwendig. Nicht umsonst wurde dieser Stern im Altertum zur Überprüfung der Sehkraft herangezogen. Wenn man den Hauptstern Mizar mit einem kleinen Fernrohr genauer betrachtet, so erkennt man, daß auch er selbst wieder aus zwei Komponenten besteht. Seine Doppelsternnatur wurde wahrscheinlich zum erstenmal im Jahre 1617 von Benedetto Castelli erkannt, wie ein Brief an seinen Freund Galileo Galilei vermuten läßt. Damit gilt Mizar als der erste bekannte Doppelstern und mit Alkor zusammen ergibt sich ein Dreifach-Sternsystem. Aber das ist noch nicht alles. Spektroskopische Untersuchungen haben ergeben, daß Mizar und sein naher Begleiter selbst wieder aus mehreren Sternen bestehen. Insgesamt haben wir hier nach heutigen Erkenntnissen ein Siebenfach-System vor uns, aber sogar mit sehr großen Teleskopen kann man nicht alle Komponenten getrennt sehen.

Wenn Sie Ihren Blick weiter nach rechts in Richtung Norden wandern lassen, werden Sie in mittlerer Höhe den Polarstern erblicken. Er ist der Hauptstern des Kleinen Wagen bzw. Kleinen Bären. Prägen Sie sich die Umgebung dieses Sterns ein. Sie können dann in jeder klaren Nacht mühelos die Nordrichtung finden. Lassen Sie Ihren Blick nun über Norden hinaus weiter in Richtung Osten schweifen. Sicher wird Ihnen das Sternbild der Cassiopeia auffallen. Die fünf hellsten Sterne sind ähnlich dem Buchstaben W verteilt, weshalb dieses Sternbild auch als großes Himmels-W bezeichnet wird.

Sternschnuppen im August

Inzwischen haben wir uns schon so weit gedreht, daß wir nach Nordosten blicken. Unterhalb von Cassiopeia, näher am Horizont, sehen Sie gerade den Perseus aufgehen. Diesem Sternbild entspringt scheinbar ein Sternschnuppenschwarm, der Ihnen unter dem Namen Perseiden vielleicht ein Begriff ist. Er stellt das Highlight dieses Monats dar. Ihre Entstehung verdanken diese Sternschnuppen dem Kometen Swift-Tuttle, der, wie jeder andere Komet auch, bei seinem Umlauf um die Sonne ständig Materie verliert. Wenn diese Teilchen mit hoher Geschwindigkeit in die Erdatmosphäre eintauchen, leuchten sie für einen kurzen Moment auf und werden dadurch für uns als Sternschnuppen sichtbar. Einzelne Perseiden sind fast den ganzen August über zu sehen. Das Maximum ihres Auftretens wird jedoch für die Nacht vom 12. auf den 13. August erwartet. Sie können dann vielleicht innerhalb einer Stunde bis zu 50 Sternschnuppen über das Firmament ziehen sehen. Voraussetzung ist jedoch wieder einmal ein dunkler Beobachtungsplatz ohne störendes Fremdlicht. Am angenehmsten wird die Beobachtung, wenn man es sich auf einer Liege bequem macht. Dann hat man den ganzen Himmel über sich im Blickfeld, ohne das Genick zu sehr zu strapazieren.

Ich kann Sie also nur dazu ermuntern, sich dieses Schauspiel nicht entgehen zu lassen. Nicht zuletzt ermöglichen erst die relativ milden Nachttemperaturen im August eine ausgiebige Beobachtung über mehrere Stunden hinweg. Es gibt keinen zweiten Meteorstrom mit derart hohen Fallraten, der bei ähnlich angenehmer Witterung verfolgt werden kann. Unter http://astronomy.meta.org/ finden Sie weitere Informationen und Bilder von unserer Perseidenbeobachtung im Jahr 2000. Wir wollen hoffen, daß uns auch dieses Jahr der Wettergott nicht im Stich läßt. Viel Spaß beim Beobachten und legen Sie sich ausreichend Wünsche für die vielen Sternschnuppen zurecht.

Bernhard Kindermann


Zum Monatsthema August 2002

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Otto J. Pilzer, 2002-08-11