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- Astronomie im Berchtesgadener Land -

Der Sternenhimmel im Januar 2003

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Auf der abgedruckten Sternkarte sehen wir den Nachthimmel vom 15. Januar um 21 Uhr bzw. Anfang des Monats um 22 und Ende des Monats um 20 Uhr.

Mit vielen bunt explodierenden Raketen und laut krachenden Böllern wurde das alte Jahr verabschiedet und das Neue willkommen geheißen. Gebannten Blickes verfolgte man das Spektakel am Himmel und ab und zu bei einer besonders schönen Rakete entfloh einem schon mal ein anerkennendes "Ah". Mancher, der dazu etwa auf einen der umliegenden Berge gestiegen ist und das Glück hatte, nicht Wolken über sich zu haben oder von den Rauchschwaden der abgefeuerten Raketen und Böllern eingenebelt zu werden, erhaschte vielleicht auch einen Blick auf das funkelnde Firmament. War das geschehen, so konnte es passieren, dass einem plötzlich das ganze Geballere nur noch störte, man etwas abseits ging, um einen besseren Blick auf den Sternenhimmel werfen zu können. Denn zu keiner Zeit ist der Himmel beeindruckender als in einer klaren, dunklen Winternacht. Die Milchstraße zieht sich als hellleuchtendes Band von Südosten quer über den ganzen Nachthimmel nach Nordwesten, umrahmt von tausenden funkelnder Sterne.

Was wir dabei als Milchstraße bezeichnen, ist nichts anderes als wiederum selbst eine Ansammlung von tausenden und abertausenden Sternen, allerdings eine ganz besondere. Wenn wir nämlich auf die Milchstraße blicken, sehen wir zugleich einen Teil der Galaxie, zu der wir auch selbst gehören; die Milchstraße ist also ein Ausschnitt aus unserer Heimatgalaxie.

Die Bezeichnung "Milchstraße" wiederum hat ihren Ursprung in der griechischen Sagenwelt: danach wollte der Göttervater Zeus auch dem von ihm mit der sterblichen Königstochter Alkmene gezeugten Herkules die Unsterblichkeit zukommen lassen. Deshalb legte er ihn seiner schlafenden Gattin Hera an die Brust. Herkules aber saugte so heftig, dass Hera erwachte und ihn wütend wegstieß. Dabei spritzte Milch in einem hohen Bogen und ließ so die Milchstraße entstehen.

Was wie ein Band aussieht, entpuppt sich tatsächlich als eine gewaltige, spiralförmige Diskusscheibe mit ca. 100.000 Lichtjahren Durchmesser und einer senkrechten Ausdehnung im zentralen Bereich von knapp 15.000 Lichtjahren; da wir in Richtung Zentrum blicken, erscheint es uns somit als ein langgezogenes Band quer über das ganze Firmament. Unsere Sonne befindet sich dabei keineswegs im Mittelpunkt der Milchstraße, sondern als eine von insgesamt über 100 Milliarden Sternen im äußeren Drittel eines Spiralarmes. Sie nimmt zudem an der galaktischen Rotation teil, wodurch sie mit uns im Schlepptau in 240 Millionen Jahren einmal um das Zentrum wandert.

Doch auch sonst hat der Sternenhimmel viel zu bieten, denn zu keiner anderen Jahreszeit kann der Nachthimmel mit solchen "Glanzstücken" aufwarten wie im Winter. Das Firmament ist geprägt von den hellen Wintersternbildern. Ganz im Süden steht Orion mit den hellen Sternen Beteigeuze ("Schulter") links oben, Rigel ("Fuß") rechts unten und den drei etwa gleich hellen Gürtelsternen. Unterhalb dieser Gürtelsterne zwischen den Füßen des Orion liegt der Orionnebel, M42, ein Gebiet, indem neue Sterne entstehen und das bereits mit einem lichtstärkeren Fernrohr als eine kleine Wolke, die wie ein loderndes Herdfeuer aussieht, gesehen werden kann. Etwas oberhalb in Richtung Südwesten steht der Stier mit dem hellen Aldebaran. Dagegen wieder weiter im Südosten kann man Sirius, den hellsten Stern am ganzen Nachthimmel, im Großen Hund finden. Dessen kleineres Pendant, das Sternbild Kleiner Hund mit dem hellen Stern Procyon, befindet sich etwas oberhalb. Noch weiter oben im Osten stehen die Zwillinge mit deren hellsten Sternen Castor und Pollux. Darüber, fast senkrecht über uns, ist der Fuhrmann mit der hellen Capella. Capella ist zugleich der nördlichste Eckpunkt des großen Wintersechsecks, das sich aus den bereits angeführten hellen Sternen Aldebaran im Stier, Rigel im Orion, Sirius im Großen Hund, Procyon im Kleinen Hund und Castor in den Zwillingen zusammensetzt.

Ziemlich genau im Osten steht noch weit unten der Löwe und lässt uns als das typische Frühlingssternbild bereits schon wieder von wärmeren Jahreszeiten träumen. Weiter im Nordwesten findet man weit oben das "Himmels-W", die Kassiopeia, das sich als sehr markantes Sternbild hervorragend zur ersten Orientierung am Sternenhimmel eignet. Weit unten im Westen verabschiedet sich langsam Pegasus, ein Herbststernbild.

Ein schöner Anblick bietet sich zudem am 28. Januar gegen sechs Uhr morgens: tief im Südosten steht die schmale Sichel des abnehmenden Mondes zwischen Mars und dem Morgenstern Venus.

Zum strahlendsten Gestirn aber wird Jupiter, dessen Helligkeit bis auf -2,6m ansteigt, und der am 19. Januar knapp über dem Osthorizont gegen 19.00 Uhr direkt neben dem Vollmond steht, ein bereits mit bloßen Auge sehr schön zu beobachtender Vorgang.

Zwischen dem 1. und 5. Januar kann man in der zweiten Nachthälfte die aus dem Sternbild Bootes zu kommen scheinenden Quadrantiden beobachten, periodische Sternschnuppen, deren Maximum wohl in der Nacht vom 3. auf den 4. Januar mit bis zu hundert Objekten pro Stunde erreicht wird. Eine gute Gelegenheit, sich noch einige Wünsche für das neue Jahr zu überlegen!

Auch die Astronomische Arbeitsgruppe Laufen wünscht Ihnen und Ihrer Familie ein gutes und glückliches neues Jahr mit möglichst vielen lohnenden Beobachtungsabenden, vielleicht auch so manchen bei uns auf der Sternwarte im Rottmayr-Gymnasium.

Stefan Poller


Zum Monatsthema Januar 2003

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Otto J. Pilzer, 2002-12-29