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- Astronomie im Berchtesgadener Land -

Der Sternenhimmel im September 2003

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Auch in diesem Monat beherrschen noch die Sommersternbilder den nächtlichen Anblick des Himmels. Die eher einsetzende Abenddämmerung ist bereits auffällig und lässt so früher den Blick zum Nachthimmel zu. Wenn man Mitte des Monats gegen 23 Uhr Sommerzeit in den Zenit blickt, so erkennt man den hellen Stern Deneb im Schwan, während Atair im Sternbild Adler und Wega in der Leier schon den Meridian durchwandert haben.

Als Meridian bezeichnet man die Kreislinie an der Himmelskugel, welche durch den Zenit und den Nadir, sowie durch die Himmelspole geht. Bei der täglichen scheinbaren Bewegung erreichen die Himmelskörper, wenn sie auf diese gedachte Linie treffen, ihre größte Höhe über dem Horizont.

Verbindet man gedanklich diese drei auffällig hellen Fixsterne, so kann man das bekannte Sommerdreieck erkennen. Im Westen befindet sich Arkturus im Sternbild Bootes, welches sich anschickt unterzugehen. Gleich daneben findet sich eine halbrunde Sternenkette, die Nördliche Krone. Im Südwesten nähert sich der Schütze allmählich dem Horizont. Direkt über dem südlichen Horizont steht der Steinbock, welcher gerade den Meridian passiert. Eigentlich sahen viele Völker im Steinbock einen Ziegenbock. Die Araber bezeichneten ihn als Al Jady, die Syrer als Gadjo und die Perser sprachen von Bahi - all diese Namen bedeuten Ziegenbock. Bei den Römern war dann bereits von Capricornus die Rede, was Steinbock bedeutet. In der Autobiografie des Kaisers Augustus wird berichtet, dass der Steinbock auf den Silbermünzen der damaligen Zeit geprägt wurde, um daran zu erinnern, dass Augustus in diesem Zeichen geboren war. Früher lag in diesem Sternbild der Winterpunkt. Aufgrund der Präzession, dem Kreiseleffekt der rotierenden Erde und der dadurch verursachten Verschiebung des Frühlingspunktes, liegt der Winterpunkt inzwischen im Sternbild Schütze. Noch heute spricht man aber vom "Wendekreis des Steinbocks".

Direkt in unmittelbarer Nähe befindet sich das großflächige aber eher unscheinbare Tierkreissternbild Wassermann. Aufgewertet wird der Anblick dieser Konstellation durch den momentan rötlich leuchtenden Planeten Mars. Unterhalb in unmittelbarer Nähe zum südöstlichen Horizont ist das Sternbild Südlicher Fisch mit dem bekannten Hauptstern Formalhaut.

Zwischen Wassermann und Schwan erkennt man das kleine aber markante Sternbild Delfin. Es liegt direkt östlich von Atair im Adler. Markant ist auch das Sternbild des Pegasus, welches wie ein mächtiges Quadrat den Osthimmel dominiert. Es wird auch als Herbstviereck bezeichnet und ist ein Vorbote der kommenden Jahreszeit. Verbindet man die Sternenkette an der einen Ecke des Pegasusquadrats, so befindet man sich in der Andromeda. In diesem Sternbild ist auch die unter dunklem Himmel bereits mit bloßem Auge sichtbare Begleitgalaxie unserer Milchstraße, der sogenannten Andromedanebel.

Ende September lohnt es sich früh aufzustehen und etwa eine Stunde vor Sonnenaufgang den tief am Osthorizont stehenden sonnennächsten Planeten Merkur auszumachen. Die Venus konnte sich bisher noch nicht aus den Strahlen der Sonne befreien und bleibt auch in diesem Monat unsichtbar. Der große Gasball Jupiter taucht allmählich wieder am Morgenhimmel auf und lässt sich ab Mitte September im Sternbild Löwe tief am Morgenhimmel erspähen. Am 24. des Monats wird die schmale Sichel des abnehmenden Mondes am Jupiter vorbeiziehen. Sicherlich ein schöner Anblick, da sich auch noch der relativ helle Saturn in der Nähe befindet. Der Ringplanet wird Mitte des Monats bereits um Mitternacht im Sternbild Zwillinge aufgehen und somit in der zweiten Nachthälfte gut zu beobachten sein. Fernrohrbesitzer können in der ersten Nachthälfte die beiden Planeten Uranus und Neptun beobachten.

Da sich die Planeten oder sogenannten Wandelsterne gegenüber den Fixsternen auf ihrer Bahn um die Sonne laufend in ihrer Position ändern, sind Angaben in den üblichen gedruckten Sternkarten nur zu einem bestimmten Zeitpunkt gültig. Anders verhält es sich mit sogenannten drehbaren Sternkarten, welche in der Regel einen Planetenzeiger besitzen. Mit diesem und den aus einem astronomischen Jahrbuch entnommenen Ephemeriden lassen sich die Orte der einzelnen Planeten auffinden und darstellen.

Der Mars - so nah, wie seit Jahrtausenden nicht mehr!

In den Monaten August und September dominiert unser Nachbarplanet Mars als glänzender rötlicher Lichtpunkt das sonst unauffällige Sternbild Wassermann. Durch seine maximale Helligkeit von -2,9 mag ist er bereits kurz nach Sonnenuntergang aufzufinden und bleibt die ganze Nacht über von jedem Beobachter leicht erkennbar.

Am 27.08. hat er sich der Erdkugel mit nur 55,76 Mill km Abstand angenähert, so nah wie schon seit ungefähr zweitausend Jahren nicht mehr. Annäherungen dieser Art entstehen, weil sich unsere Erde etwas schneller als der Mars um die Sonne bewegt, sodass sie in etwas mehr als zwei Jahren den Mars überholt. Ist das der Fall, stehen Sonne, Erde und Mars in einer Linie - man bezeichnet dies dann als Opposition. Die schwankende Entfernung zwischen unserem blauen Planeten und dem Mars ergibt sich dabei aus dessen stark elliptischer Bahn um das Zentralgestirn.

Bei der letzten Annäherung im Jahre 1997 kam der rote Planet uns auf ungefähr 100 Mill km entgegen. Das im Teleskop zu beobachtende Marsscheibchen wuchs dabei auf eine Größe von etwa 14 Bogensekunden - diesmal wird er beachtliche 25" erreichen. Dann sind schon sehr viele Oberflächendetails, wie helle und dunkle Gebiete sowie weiße Polkappen und gelbliche Wolken, erkennbar. Vielleicht verhüllt aber auch ein Sandsturm die Marsscheibe.

Unser roter Nachbarplanet hat mit 6780 km etwa halbe Erdgröße und besitzt eine Bahnneigung von 25° ähnlich der Erdachse. Deshalb dauert ein Marstag rund eine halbe Stunde länger als ein irdischer. Dennoch dauert das Marsjahr 1,88 Jahre, bedingt auch durch die mittlere Sonnenentfernung von 228 Mill km. Was bedeutet, dass das Sonnenlicht etwa dreizehn Minuten zum Mars unterwegs ist - vergleichbar mit 8 Minuten zur Erde.

Schon immer hat der Mars die menschliche Phantasie beflügelt. Ende des 19. Jahrhunderts entdeckte der ital. Astronom Schiaparelli ein Netz dunkler Linien auf der Marsscheibe "canali" - schnell waren die Kanäle als Wasserstraßen auf der trockenen Oberfläche des Mars gedeutet. So vermutete man, daß nur Lebewesen sie angelegt haben können - es mußte eine zweite Erde sein. In den siebziger Jahren fotografierten amerikanische Sonden das berühmte "Marsgesicht" - leider nur eine Ansammlung von Hügeln, die je nach Sonnenstand ein vermeintliches Gesicht erkennen lassen.

Forscher entdeckten einen Meteoriten in der Antarktis, welcher durch einen Asteroideneinschlag auf die Erde geschleudert wurde. Darauf fand man mikroskopisch kleine wurmartige Gebilde, leider kein Beweis für Leben auf dem Mars. Im Jahre 1997 landete die Sonde Pathfinder auf dem Mars und lieferte eindrucksvolle Bilder von einer lebensfeindlichen Welt - einer Wüste aus rotem Sand, übersät mit Steinbrocken. Darüberliegend eine nur dünne Atmosphäre aus tödlichen Gasen. Schlechte, aber keine unmöglichen Aussichten für eine spätere Besiedelung.

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Otto J. Pilzer, 2003-08-28