- Astronomie im Berchtesgadener Land - Der Sternenhimmel im März 2004[Zum Vergrößern bitte Bild anklicken] Dieser Monat bringt uns neben sehenswerten Ereignissen am Himmel auch einige Veränderungen irdischer Natur. Da ist zunächst der Frühlingsanfang am 20. März zu nennen. Er markiert das Ende der kalten Jahreszeit und wir können langsam wieder auf angenehmere Temperaturen bei der nächtlichen Beobachtung des Sternenhimmels hoffen. Eine Woche später werden in der Nacht vom 27. auf den 28. März unsere Uhren auf Sommerzeit umgestellt. Wir Sterngucker müssen dann leider wieder eine Stunde länger warten, bis es ausreichend dunkel wird. Unsere Sternkarte zeigt den Anblick des Himmels wieder um die Monatsmitte gegen 21 Uhr MEZ. Wenn Sie am Anfang des Monats beobachten, so gilt die Karte eine Stunde später, d.h. für 22 Uhr - zum Monatsende entsprechend eine Stunde früher. Wie verwendet man nun diese Karte? Zunächst muss man sich über die Art der Darstellung klar werden. Die Karte zeigt den momentan sichtbaren Himmelsausschnitt. Die Mitte stellt dabei den Zenit senkrecht über uns dar. Der Rand der Karte entspricht dem Horizont, und zwar für jede Himmelsrichtung. Lassen Sie sich vom kreisförmigen Horizont auf der Karte nicht verwirren, er entsteht nur durch die Projektion des Himmelsgewölbes auf das ebene Blatt Papier. Am Rand der Karte sind die vier Himmelsrichtungen eingezeichnet. Man muss die Karte bei der Beobachtung nun so halten, dass sich die Himmelsrichtung, in die man beobachtet, stets unten befindet. Wenn Sie also in Richtung Westen blicken, drehen Sie die Karte so, dass sich das W unten befindet. Sie sollten dann beispielsweise ein gutes Stück über dem Horizont die Sternbilder Stier oder Perseus erkennen können. Der umgekehrte Weg ist natürlich genauso möglich! Wenn Sie eines der Sternbilder irgendwo am Horizont identifizieren können und die Karte dann entsprechend drehen, so lassen sich daraus die Himmelsrichtungen bestimmen. Aber genug der Vorrede, wenden wir uns nun dem Sternenhimmel, und diesmal vor allem den Planeten, zu. Der März beschert uns nämlich die sehr seltene Gelegenheit, alle fünf hellen Planeten gleichzeitig am Himmel bewundern zu können - zumindest theoretisch. Ob es nämlich vor der letzten Sichtung des Merkur schon ausreichend dunkel sein wird, um auch den Mars sehen zu können, muss sich zeigen. Dies hängt stark von der atmosphärischen Durchsicht und dem Streulicht ab. Neben der gleichzeitigen Sichtbarkeit von Venus, Mars, Jupiter und Saturn, wie wir sie schon im Februar hatten, bietet sich in diesem Monat nämlich zusätzlich eine günstige Abendsichtbarkeit für den innersten Planeten Merkur. Ab etwa 19. März können Sie versuchen, ihn eine knappe Stunde nach Sonnenuntergang in der hellen Abenddämmerung aufzuspüren. Obwohl er -1mag hell leuchtet, ist dies kein leichtes Unterfangen. Suchen Sie ihn knapp über dem Horizont etwa an der Stelle, wo die Sonne untergegangen ist. Wenn Sie ihn mit dem freien Auge nicht sehen, ein Feldstecher wird ihre Bemühungen unterstützen; gute Horizontsicht bleibt jedoch trotzdem Voraussetzung. Einmal gefunden, erkennt man ihn meist auch mit dem freien Auge. Venus kann nun schon seit mehreren Monaten am Abendhimmel beobachtet werden. Ende des Monats wird ihr Winkelabstand zur Sonne maximal, weshalb sie dann erst gegen 23 Uhr MEZ untergehen wird. Sie ist das hellste Gestirn am Firmament und damit leicht zu identifizieren. Am Abend des 24. März erwartet Sie eine eindrucksvolle Konstellation, wenn sich der Mond bis auf etwa zwei Grad an die "Göttin der Liebe" heranschiebt. Unser äusserer Nachbarplanet Mars geht etwa eine Stunde später unter. Mit 1,4mag ist seine Helligkeit nun schon so weit zurückgegangen, dass er innerhalb seiner Sternumgebung nicht mehr besonders auffällt. Der nächste Planet Jupiter erreicht Anfang März seine Oppositionsstellung. Er steht dann der Sonne genau gegenüber und kann folglich die ganze Nacht hindurch beobachtet werden. Um 21 Uhr finden wir ihn in südöstlicher Richtung als hellstes Objekt im Sternbild Löwe. Schon mit einem guten Feldstecher kann man die vier Galileischen Monde erkennen, die ihn mit Umlaufzeiten zwischen 1,7 und 16 Tagen umrunden. Hierzu sollte man nach Möglichkeit das Fernglas auf einem Stativ anbringen. Mit einem Fernrohr lassen sich diese Bewegungen natürlich ungleich besser verfolgen; falls Sie ein solches besitzen, bauen Sie es darum für diesen Zweck auf! Schon innerhalb weniger Stunden werden Sie Positionsveränderungen vor allem bei Io, dem innersten Mond, feststellen können. Ausserdem werden erst bei höheren Vergrösserungen die Wolkenbänder in Jupiters Atmosphäre sichtbar. Saturn ist am Abendhimmel nach wie vor bestens zu beobachten. Mit seinem Ring stellt auch er ein willkommenes Paradeobjekt für das Teleskop dar, vor allem auch deshalb, weil der Ring momentan sehr weit geöffnet ist. Bei ruhiger Luft (d.h. wenig Turbulenzen, der Sterngucker spricht dann von gutem Seeing) können Sie versuchen, die vom französischen Astronomen Giovanni Domenico Cassini entdeckte gleichnamige Ringteilung auszumachen. Auch am Sternenhimmel können wir den Wechsel der Jahreszeiten ablesen. Der Himmelsabschnitt westlich des Meridians gehört noch dem Winter. Alle Sterne des Wintersechsecks sind noch zu sehen, wenngleich sich Sirius im Großen Hund und Rigel im Orion schon beträchtlich nahe an den Horizont heranwagen. Östlich des Meridians finden wir dagegen schon die Frühlingssternbilder. Der Löwe schreitet allen voran und wird bald seine Kulminationshöhe im Süden erreichen. Ihm folgen die Sternbilder der Jungfrau und des Bärenhüters, die beide gerade erst aufgegangen sind. Mit dem Großen Wagen, der sich schon näher am Zenit befindet, schließt sich unser Kreis. Südlich des Löwen finden wir die zwei kleinen unscheinbaren Sternbilder Becher und Sextant. Die Wasserschlange, die sich zwischen ihnen und dem Horizont hindurchschlängelt, gehört dagegen zu den grössten Konstellationen am Himmel, wenngleich sich erst die Hälfte über dem Horizont befindet. Um diese drei Sternbilder beobachten zu können, ist eine gute Horizontsicht notwendig, da fast alle zugehörigen Sterne recht lichtschwach sind. Bernhard Kindermann
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