- Astronomie im Berchtesgadener Land - Der Sternenhimmel im Januar 2005[Zum Vergrößern bitte Bild anklicken] Ein neues Jahr hat begonnen und es verspricht uns Sternguckern auch wieder das eine oder andere außergewöhnliche Ereignis am Himmel. Mit Mondfinsternissen wurden wir im letzten Jahr großzügig bedacht, weshalb es nicht so tragisch ist, wenn die beiden Ereignisse in diesem Jahr von Europa aus nicht beobachtbar sind. Als ebenbürtiges Trostpflaster wird uns dafür im Herbst eine ringförmige Sonnenfinsternis beschieden. In den Genuß der ringförmigen Phase kommt, wer sich dann in Portugal, Spanien, Nord- oder Ostafrika aufhält; in Mitteleuropa müssen wir uns mit einer partiell verfinsterten Sonne begnügen. Wer jedoch die Sonnenfinsternis am 31. Mai 2003 bestaunen durfte, als sich die Sonne schon zu etwa 80% verfinstert dem Horizont enthob, wird wissen, dass auch partielle Finsternisse beeindrucken können. Nach zwei Jahren wird auch unser äußerer Nachbarplanet Mars im Herbst wieder recht gut zu beobachten sein. Aber nicht nur das Außergewöhnliche sollte uns interessieren, auch der alltägliche Sternenhimmel wird den echten Sternfreund immer wieder in seinen Bann ziehen. Werfen wir deshalb einen Blick auf die Sternkarte. Sie gilt wie immer in der kalten Jahreszeit für 21 Uhr zur Monatsmitte. Das vielleicht bekannteste Wintersternbild, der Himmelsjäger Orion mit dem bläulich-weiß leuchtenden Rigel, hat schon fast seine größte Höhe im Süden erreicht. Er kämpft gegen den Stier, der sich ihm mit seinem blutunterlaufenen Auge Aldebaran mit aller Macht entgegenstellt. Unterstützt wird Orion von seinen beiden vierbeinigen Begleitern, dem Großen und dem Kleinen Hund mit ihren Hauptsternen Sirius und Procyon. Unmittelbar nördlich finden wir das Sternbild der Zwillinge, das vielen Zeitgenossen leider nur vom Lesen der Horoskope bekannt ist. Sie als Leser dieser Rubrik bilden hier eine erfreuliche Ausnahme. Schließlich fehlt nur noch das Sternbild des Fuhrmann mit der hellen Capella, um aus den hellsten Sternen dieser eben aufgezählten Konstellationen das sogenannte Wintersechseck bilden zu können - eine "Hilfskonstruktion", mit der die Astronomen die Sternbilder und deren Namen leichter im Gedächtnis zu behalten versuchen. Unsere beiden inneren Nachbarn, die Planeten Merkur und Venus, bleiben in diesem Monat unsichtbar, weil sie zu nahe bei der Sonne stehen. Der rote Mars geht um etwa 5 Uhr im Südosten auf, kann also noch kurz vor und während der Morgendämmerung beobachtet werden. Um den 7. Januar findet man ihn 6° nördlich von Antares, dem roten Hauptstern im Skorpion. Der Frühaufsteher kann sozusagen eine Konjunktion zweier rötlicher, ihrer Natur nach jedoch vollkommen unterschiedlicher Gestirne erleben. Noch ist Mars eine halbe Größenklasse lichtschwächer als der 1mag helle Antares. Jupiter bietet schon wesentlich bessere Beobachtungsmöglichkeiten. Er geht Anfang des Monats im Sternbild Jungfrau gegen 1 Uhr auf, Ende des Monats wird er am idealen Horizont schon kurz nach 23 Uhr sichtbar. Mit -2mag ist er, abgesehen vom Mond, momentan das hellste Objekt am Himmel. Schon ein gutes Fernglas mit mindestens 10-facher Vergrößerung vermag seine vier hellsten Monde, die nach ihrem Entdecker Galilei benannt sind, zu zeigen.
Ringplanet wird zum Star
Das schönste Mitglied im Sonnensystem, abgesehen von unserer Erde, zeigt sich im Januar von seiner "sonnigen" Seite (zum Planeten Saturn siehe auch das Monatsthema). Saturn gelangt in diesem Monat in Opposition, steht der Sonne also genau gegenüber. Infolgedessen geht er auf, wenn die Sonne untergeht und kann die ganze Nacht über beobachtet werden. Wir finden den Planeten in den Zwillingen, etwa 5° südlich von Pollux. Er ist zwar das hellste Objekt im Sternbild, mit dem unbewaffneten Auge bekommen wir seinen Ring jedoch trotzdem nicht zu sehen. Dafür benötigen wir ein Fernrohr, wobei wir mindestens 200-fach vergrößern müssen, um einen so fulminanten Blick zu erhaschen, wie ihn die obige Abbildung wiedergibt. Ja selbst dann gibt es keine Garantie, weil wir zusätzlich auch noch eine "ruhige Atmosphäre" mit geringen Turbulenzen benötigen, damit das Bild nicht vor unseren Augen in Unschärfe zerrinnt - der Astronom spricht hierbei von "gutem Seeing". Im momentan sehr weit geöffneten Ring können wir eine Unterbrechung erkennen, die sogenannte Cassini-Teilung. Sie trennt den äußeren A-Ring vom hellen inneren B-Ring. Noch weiter innen geht der B-Ring in den lichtschwächeren C-Ring über, was der aufmerksame Beobachter unter guten Bedingungen vielleicht auch selbst feststellen wird. Ein schönes Schauspiel geben auch die Monde ab. Saturn besitzt sehr viele davon, aber nur die hellsten sind uns im Amateur-Teleskop zugänglich. Die Fotomontage zeigt die Positionen der fünf hellsten Monde relativ zu Saturn für den 15. Januar um 21 Uhr. Mit einem Durchmesser von 5150km ist Titan der größte und hellste (8,3mag) unter ihnen. Ihm folgt der Mond Rhea, der sich schon fast eineinhalb Größenklassen schwächer gibt (9,7mag). Die beiden Trabanten Tethys und Dione sind noch sparsamer mit ihrem Licht (10,3mag), erscheinen uns jedoch in etwa gleich hell. Da beide Monde für einen Umlauf nur 1,9 bzw. 2,7 Tage benötigen, kann der ausdauernde Beobachter schon nach ein paar Stunden wesentliche Veränderungen feststellen. Ein besonderes Schmankerl ist Japetus, der während eines Umlaufs um Saturn im kleinen Teleskop nur zeitweise zu sehen ist. Ursächlich ist seine unterschiedliche Albedo (Rückstrahlvermögen). Einerseits kann er so hell werden wie Tethys und Dione, andererseits bleibt er mit 12mag größeren Instrumenten vorbehalten. Besuchen Sie in nächster Zeit doch einfach mal eine Sternwarte und riskieren Sie einen Blick auf das "Ring-Juwel" - Sie werden es nicht bereuen. Bernhard Kindermann
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