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- Astronomie im Berchtesgadener Land -

Der Sternenhimmel im Juni 2005

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In den Morgenstunden des 21. Juni, wenn wir uns vielleicht gerade auf dem Weg zur Arbeit befinden, nimmt die Sonne ihre nördlichste Position ein. Wir haben Sommersonnenwende und mit ziemlich genau 16 Stunden spendet die Sonne so lange ihr wärmendes Licht, wie an keinem anderen Tag des Jahres. Gleichzeitig geht damit auch die kürzeste Nacht einher. Wenn man die Definition der astronomischen Dämmerung zugrundelegt, wird es auf der geografischen Breite von Salzburg gerade mal ein bis zwei Stunden dunkel. Orte in höheren Breiten erreichen diese astronomische Dämmerungsgrenze dann gar nicht mehr, weil die Sonne nicht weiter als 18 Grad unter den Horizont sinkt.

Wenn wir diese 18 Grad bei einem Urlaubsaufenthalt, z.B. in Nordskandinavien, hinter uns lassen, so können wir die Mitternachtssonne bestaunen. Die Sonne sinkt überhaupt nicht mehr unter den Horizont, einige Wochen lang gibt es keine Nacht mehr - für den Sternfreund eigentlich eine furchtbare Vorstellung. Ein Urlaubsaufenthalt im Süden verlängert dagegen die Nachtstunden in den Sommermonaten, so dass dem Sternfreund mehr Zeit für sein Hobby bleibt.

Wir wollen jedoch, zumindest was diesen Sternenhimmel betrifft, Zuhause bleiben und erfahren, was uns in den wenigen Nachtstunden hier erwartet. Unsere Sternkarte zeigt die zur Monatsmitte sichtbare Hemisphäre, wie immer in den Sommermonaten für 23 Uhr, obwohl diesmal die astronomische Dämmerung zu diesem Zeitpunkt noch gar nicht erreicht ist, es also noch nicht ganz dunkel sein wird. Von den klassischen Frühlingssternbildern steht nur noch der Bärenhüter hoch am Himmel. Löwe und Jungfrau streben schon mit aller Macht dem Westhorizont entgegen und machen Platz für die neue Jahreszeit. Die bekannten Sommersternbilder Schwan, Adler und Leier stehen im Osten auf halber Höhe - bereit, das "Regiment" zu übernehmen.

Dazwischen hoch über uns im Zenit finden wir den Herkules, der einen der hellsten Kugelsternhaufen des Nordhimmels beherbergt. Mit einem Feldstecher kann man M13 als kleines diffuses Wölkchen erkennen, mit einem größeren Teleskop zieht die ganze Pracht seiner vielen tausend Mitglieder den Beobachter in seinen Bann. Zwischen Herkules und Bärenhüter finden wir das kleine Halbrund der Nördlichen Krone, das, abgesehen von seinem Hauptstern Gemma, zwar nur Sterne 4-ter Größe enthält, durch seine kompakte und charakteristische Form jedoch trotzdem leicht aufzufinden ist.

Rendezvous am Abendhimmel

Das einfachste Beobachtungsobjekt innerhalb unseres Sonnensystems ist neben Sonne und Mond in diesem Monat der Riesenplanet Jupiter. Er befindet sich im Sternbild der Jungfrau und ist dort als hellstes Objekt mit -2mag nicht zu übersehen. Am Bequemsten ist er noch in der ersten Monatshälfte am Abendhimmel zu beobachten, denn zu fortgeschrittener Stunde und zum Monatsende hin kommt er dem Horizont schon sehr nahe. Bei genügend Horizontabstand treten im Fernrohr zwei Wolkenbänder hervor, die sogenannten nördlichen und südlichen Äquatorialbänder. Schon im kleinsten Kaufhausfernrohr wird das Spiel seiner Monde zugänglich. Eine kurze Zeichnung der Positionen bezüglich des Zentralkörpers an zwei Abenden führt die Geschwindigkeit vor Augen, mit der hier Veränderungen stattfinden. Galileo Galilei konnte mit dieser Methode beweisen, dass es Himmelskörper gibt, die sich nicht um die Erde, sondern um fremde Gestirne bewegen, was ihn in Konflikt mit der Kirche brachte.

Mars, unser äußerer Nachbarplanet, kann in der zweiten Monatshälfte im Sternbild Fische südöstlich des Herbstvierecks Pegasus während der Morgendämmerung aufgesucht werden. Da diese wegen der kurzen Nächte im Juni jedoch schon ab etwa 2 Uhr früh einsetzt, ist dies mehr eine Aufgabe für Spätheimkehrer als für Frühaufsteher. Der Ringplanet Saturn gibt nur noch ein kurzes Gastspiel. Er befindet sich südlich der Zwillingssterne Castor und Pollux und geht im Laufe des Monats immer früher unter. Zum Zeitpunkt, für den die Sternkarte gilt, steht er knapp über dem NW-Horizont. Zu Monatsanfang können Sie ihn daher noch in größerer Höhe beobachten, am Monatsende verschwindet er in der hellen Abenddämmerung.

Für Spezialisten gibt es schließlich noch etwas Ungewöhnliches zu sehen, wenn sich Ende des Monats eine besonders gute Sicht in Richtung NW-Horizont auftut - ein Rendezvous der drei Planeten Venus, Merkur und Saturn in der leider hellen Abenddämmerung. Venus wird mit ihrer großen Helligkeit von -4mag noch am Leichtesten zu Entdecken sein. Ab etwa 22 Uhr kann man versuchen, sie unter Zuhilfenahme eines Feldstechers knapp über dem Horizont zu erspähen. Schon gegen 22:40 Uhr wird sie untergehen. Wenn Sie Venus im Okular haben, ist auch Merkur nicht weit; besser gesagt: unmittelbar daneben! Ob Sie den 0mag hellen Planeten jedoch erkennen können, hängt letztlich von den Sichtbedingungen ab. Transparente Luft verbunden mit daraus resultierendem minimalem Streulicht könnten zum Erfolg führen. Wer ein Fernrohr besitzt und dieses nach Koordinaten einstellen kann, ist hier natürlich im Vorteil. Sollten Sie Merkur erkennen, können Sie sich noch an Saturn versuchen. Ihnen bleibt dazu jedoch kaum Zeit, da dieser schon um 22:20 Uhr untergeht. Er befindet sich nur wenige Grad nördlich noch näher am Horizont und wäre zusammen mit Venus und Merkur gemeinsam im Feldstecher sichtbar.

Bernhard Kindermann


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Otto J. Pilzer, 2005-06-01