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- Astronomie im Berchtesgadener Land -

Der Sternenhimmel im Juli 2005

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Es ist Sommer und bei nun langsam wieder länger werdenden Nächten steigt die Lust, sich das Teleskop zu schnappen und eine laue Sommernacht mit der Beobachtung des Sternenhimmels zu verbringen. Bleibt nur zu hoffen, dass auch das Wetter mitspielt! Die Zeit der kurzen Nächte beginnt sich jedenfalls dem Ende zuzuneigen, so dass uns der abendliche Sternenhimmel von Tag zu Tag etwas früher seine sommerlichen Züge zeigt. Arcturus und Spica als zwei Eckpunkte des Frühlingsdreiecks stehen tief im Westen, Regulus im Löwen ist bereits untergegangen und damit das Frühlingsdreieck aufgelöst.

Die Sternenkarte zeigt den Himmel am 15.7. um 23.00 Uhr. Das Sommerdreieck bestehend aus den Sternen Vega in der Leier, Deneb im Schwan und Atair im Adler steht hoch im Osten. Hoch im Süden durchschreitet Herkules den Meridian. Herkules war der Sage nach der Sohn des Zeus und der Alkmene und zeichnete sich durch besondere Kraft und Mut aus. So besiegte er u. a. den Nemeischen Löwen und die Hydra. Wie bei so manch anderem Sternbild auch lässt sich hier nur mit viel Mühe und Phantasie in dem großen und ziemlich unübersichtlichen Sternbild dieser tapfere Kämpfer erkennen. So scheint Herkules von uns aus betrachtet einen Handstand zu machen; der Hauptstern Ras Algethi befindet sich daher auch ganz am südlichen Rand des Sternbilds. Wie auch die restlichen Sterne dieses Sternbildes ist auch dieser ein lichtschwaches Objekt, was das Wiederfinden am Nachthimmel nicht einfacher gestaltet. Die wirklich lohnenden Objekte im Herkules sind aber die zwei schönen Kugelsternhaufen M13 und M92. M13 ist der hellste und bekannteste Kugelhaufen auf der Nordhalbkugel und kann schon mit bloßem Auge als kleiner Nebel gesehen werden. Beide Kugelsternhaufen sind etwa 25.000 Lichtjahre von uns entfernt. Westlich vom Herkules befindet sich die Nördliche Krone, ein markanter Halbkreis von Sternen. Unterhalb davon liegt der Kopf der Schlange, daneben das ebenfalls ausgedehnte aber wie auch bei Herkules aus lichtschwachen Sternen bestehende Sternbild des Schlangenträgers. Weiter tief im Süden befindet sich der Schütze, dessen südlichste Teile aber von Mitteleuropa nicht mehr gesehen werden können. In seiner Richtung liegt auch das Zentrum unserer Milchstraße, das sich allerdings hinter Dunkelwolken verbirgt. Besonders reizvoll ist der Schütze für Beobachter mit Teleskopen. Mit seinen zahlreichen galaktischen Nebeln, Kugel- und offenen Sternhaufen beherbergt er einige astronomische "Schätze". Der hellste Nebel ist der Lagunen-Nebel oder M8, der mit einer Helligkeit von 5mag unter Umständen sogar mit bloßem Auge zu erkennen ist. Bei den vielen anderen noch vorhandenen Objekten ragen besonders der auffällige offene Sternhaufen M25 und der sehr schöne Kugelsternhaufen M22 besonders hervor.

Wenn wir unseren Blick wieder nach Westen wenden, so finden wir das Sternbild des Bärenhüters, auch Bootes genannt, mit dem hellen Hauptstern Arcturus (0mag). Unterhalb davon steht die Jungfrau mit der 1,0mag hellen Spica. Jupiter nähert sich ihr ein wenig an, am 13. zieht außerdem der zunehmende Halbmond an Jupiter knapp südlich vorbei und es bietet sich eine schöne Himmelskonstellation am Abendhimmel. Leider verlagert sich der Untergang von 1.13 Uhr Sommerzeit am 1.7. auf 0.16 Uhr am 15.7. vor, so dass nur wenig Zeit zum Beobachten verbleibt. Venus ist mit -3,9mag sehr hell, bewegt sich aber nahe am Westhorizont und kann daher trotz ihrer Helligkeit leider leicht übersehen werden, zumal sich auch ihre Untergangszeit weiter verfrüht und sie am 31.7. bereits um 22.19 Uhr Sommerzeit untergeht. Mars dagegen wird zu einem dominierenden Gestirn der zweiten Nachthälfte, seine Helligkeit steigt auf -0,5mag an und er wandert rechtläufig durch das Sternbild der Fische.

Oberhalb des Bärenhüters schlängelt sich der Drache zwischen dem Kleinen und dem Großen Wagen hindurch. Der Drache konnte in der griechischen Sage natürlich nur von Herkules besiegt werden und ist zirkumpolar, sinkt also in unseren Breiten nie unter den Horizont. In östlicher Richtung davon befindet sich das ebenfalls zirkumpolare Sternbild des Kepheus, das der griechischen Sage nach auf den König von Äthiopien zurückgeht. Etwas unterhalb befindet sich das Sternbild der Kassiopeia, der Gemahlin des Kepheus und Mutter der Andromeda. Die 5 hellsten Sterne bilden das auffällige "Himmels-W". Fast am Horizont in nordöstlicher Richtung befindet sich das Sternbild der Andromeda als letztes Familienmitglied mit dem bereits mit bloßem Auge erkennbaren Andromedanebel M31. Diese wurde ausnahmsweise nicht von Herkules, sondern von dem in nördlicher Richtung am Horizont stehenden Perseus errettet.

Zum Ende des Monats hin sollte man ein paar Extra-Wünsche bereithalten. In den ersten Stunden nach Mitternacht des 28. erreicht der Sternschnuppenstrom der Delta-Aquariden ihr Maximum. Mit zu erwartenden etwa dreißig Sternschnuppen pro Stunde scheinen sie aus dem Sternbild des Wassermanns im Osten zu kommen.

Zum Schluss noch ein kurzer Ausblick auf die astronomischen "Highlights" des verbleibenden halben Jahres.

Bereits seinen Schatten voraus wirft die ringförmige Sonnenfinsternis am 3. Oktober, die von Mitteleuropa aus in ihren partiellen Phasen beobachtet werden kann. Sie beginnt in Salzburg um 9.57 Uhr und endet um 12.34 Uhr. Der Bedeckungsgrad wird hier 50 Prozent erreichen. Will man sich nicht nur mit der partiellen Bedeckung begnügen, sondern in den Genuss der ringförmigen Sonnenfinsternis gelangen, so empfiehlt sich eine Reise nach Spanien, durch das die Zentrallinie verläuft. Wer es lieber exotischer haben möchte, dem sei Nord- und Ostafrika angeraten.

Am 17. Oktober tritt auch eine partielle Mondfinsternis ein, die aber, da sie um die Mittagszeit stattfindet, von Mitteleuropa aus unbeobachtbar bleibt.

Stefan Poller


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Otto J. Pilzer, 2005-07-01