- Astronomie im Berchtesgadener Land - Der Sternenhimmel im September 2005[Zum Vergrößern bitte Bild anklicken] Am 23. September um 0:23 Uhr Mitteleuropäischer Sommerzeit überquert die Sonne den Himmeläquator Richtung Süden: der Herbst beginnt mit der Tagundnachtgleiche. Am Erdäquator steht die Sonne am Mittag genau im Zenith. Die Verkürzung der Tageslänge ist nun am stärksten und beträgt auf der geografischen Breite Salzburgs gut dreieinhalb Minuten; in Berlin werden die Tage um 4 Minuten und 3 Sekunden kürzer. Um den 10. September herum sehen wir den Nordpol der Sonne am stärksten der Erde zugewandt. Ist diese spezielle Stellung zwar nicht für die Sonnenstrahlung von Belang, so erweist sie sich aber für Astronomen zu Messungen des Sonnenmagnetfeldes in Polnähe als sehr praktisch. Zu Monatsbeginn, am 3. September, ist Neumond. Wolkenfreies Wetter vorausgesetzt, haben wir die besten astronomischen Beobachtungsbedingungen. Sie können die nebenan abgedruckte Sternkarte verwenden, um unsere kleine Reise durch den Sternhimmel nachzuvollziehen. Dabei ist zu beachten, dass Osten und Westen gegenüber Landkarten vertauscht sind: Wenn Sie die Karte über den Kopf halten, so dass der Norden der Karte nach Norden zeigt, sind die Himmelsrichtungen aber genauso wie am Himmel. Hoch am Himmel nahe dem Zenith erkennen wir den Schwan. Das Sternbild Schwan ist bereits in der Euphrat-Kultur bekannt gewesen, es gilt als Urbild des arabischen Riesenvogels Rock. Die Griechen hatten mehrere Bedeutungen in dieses Sternbild hineininterpretiert. Die gängigste Geschichte ist, dass Gottvater Zeus als Schwan die irdische Leda "umgarnte". Aus dieser Verbindung entstanden die unsterblichen Kinder Helena und Pollux. Leda hatte noch zwei weitere Kinder mit ihren "gewöhnlichen" Gatten Tyndreos, einem König von Sparta, nämlich Kastor und Klytämnestra. Trotz der verschiedenen Väter waren Kastor und Pollux - der griechische Name ist Polydeukes - unzertrennliche Zwillinge. Um ihnen nach dem Tod von Kastor das Zusammensein zu ermöglichen, wurde ihnen erlaubt, sich abwechselnd bei den Göttern und in der Unterwelt aufzuhalten. Die beiden haben in den Zwillingen ebenfalls ein Sternbild erhalten. Einer anderen Sage nach ist Kyknos, der Bruder des Sonnenwagenfahrers Phaeton, nach dem gewaltsamen Tod von Phaeton von Apollon an den Himmel gesetzt worden. Die Klagelieder sollen als Schwanengesänge vernehmbar sein. In der christlichen Symbolik wurde der Schwan auch als Crux Christi, als nördliches Kreuz oder als Kreuz am Kalvarienberg angesehen. Im arabischen Raum wird das Sternbild mit einer Henne oder einem fliegenden Vogel verbunden. Deneb oder Alpha Cygni, der "Schwanz" des Schwans, ist der hellste Stern des Sternbilds. Er ist von strahlendweisser Farbe. Sein Gegenstück, der Kopf des Schwans, ist Albireo, ein Doppelstern mit einer gelben und blauen Komponente. Speziell ist noch chi Cygni, ein veränderlicher Stern, dessen Helligkeit mit einer Periode von 413 Tagen um 10 Grössenklassen variiert. Mit M39 hat der Schwan auch einen kleinen, offenen Sternhaufen mit etwa 25 Sternen zu bieten, die mit einem Fernglas erkennbar sind. Die Leier und der Adler sind bereits auf dem Weg nach Westen ins "Winterquartier". Der nicht leicht zu findende Ringnebel M 57 in der Leier ist ein lohnendes Ziel für diejenigen, die Zugang zu einem Teleskop haben. Die Cassiopeia erreicht von Osten her ebenfalls fast den Zenith; der auf halben Weg zwischen ihr und dem Perseus gelegene Doppelsternhaufen h und chi Persei ist bereits mit Feldstechern bei dunklem Himmelshintergrund auffindbar. Vom Zenith gegen Osten finden wir, in mondlosen Zeiten mit blossem Auge erkennbar, unsere grosse Nachbargalaxie Andromeda. Ganz im Süden verschwindet der Schütze am Horizont. Von den Sternzeichen der Ekliptik sind der Steinbock, der Wassermann, die Fische und der Widder sichtbar - allesamt wenig interessant für das blosse Auge. Auf der nördliche Hemisphäre finden sich noch der Herkules, die nördliche Krone und der Bootes. Der grosse Bär "schrammt" am nördlichen Horizont entlang. Alle Planeten, den extrem leuchtschwachen Pluto ausser Acht gelassen, sind im September sichtbar: Merkur im ersten Monatsdrittel vor dem Sonnenaufgang südlich des Löwen, Venus als Abendstern in der Jungfrau, Mars ab dem späten Abend als zunehmend dominantes Himmelsobjekt zwischen Stier und Widder. Jupiter, der am 2. September ein "Rendez-Vous" mit der Venus hat, bleibt bis Monatsende in der Abenddämmerung beobachtbar, während Saturn am Morgenhimmel nahe den Zwillingen aufsteigt und immer früher erscheint. Uranus steht am 1. September in Opposition zur Sonne am Nordrand des Wassermanns und erreicht damit die beste Beobachtungsbedingung. Neptun, der äusserste mit kleineren Teleskopen noch beobachtbare Planet, ist ab der Abenddämmerung bis nach Mitternacht hoch genug über dem Horizont im Steinbock zu finden. Für die "Spezialisten" sind schliesslich noch die Kleinplaneten Pallas, Juno, Vesta, Psyche, Fortuna und Julia interessant. Mit den Delta-Aurigiden gibt es auch einen, wenn auch mit 6 Sternschnuppen pro Stunde sehr schwachen, Sternschnuppenstrom zu bewundern. Ab dem 5. September zeigen sich die Glutspuren der vermutlich vom Kometen Bradfield stammenden Partikel. Andreas Kronawitter
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