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- Astronomie im Berchtesgadener Land -

Der Sternenhimmel im November 2005

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Seit dem 30. Oktober haben wir die Sommerzeit abgelegt, es gilt wieder Normalzeit. Die Auf- und Untergangszeiten der Gestirne verschieben sich hierdurch um eine Stunde nach vorne. Zur Beobachtung des Sternenhimmels müssen wir also nicht mehr so lange warten, weshalb die Sternkarte zur Monatsmitte nun wieder für 21 Uhr MEZ gilt - im Gegensatz zu 23 Uhr MESZ während der "hellen Jahreszeit".

Hoch über uns im Süden nahe des Zenits finden sich die beiden klassischen Herbststernbilder Pegasus und Andromeda. Die Hauptsterne des Pegasus spannen ein großes Viereck auf und sind so auch vom astronomischen Laien gut zu identifizieren. Der linke obere Eckstern, Sirrah genannt, gehört eigentlich nicht mehr zu Pegasus, sondern ist schon ein Mitglied von Andromeda, die sich von hier aus in Form einer Sternenkette nach Osten zieht. Eines der bekanntesten extragalaktischen Objekte, unsere Nachbargalaxie M31, befindet sich in der Andromeda. In guten Nächten kann M31 mühelos mit freiem Auge gesehen werden, ein Feldstecher steigert natürlich das visuelle Erlebnis.

Unterhalb von Andromeda und Pegasus findet man das Sternbild der Fische. Es ist sehr unscheinbar, weil selbst die hellsten Sterne nicht über 3,6mag hinauskommen. Aus unseren hellen Städten heraus wird man die schwächeren Mitglieder kaum noch erkennen können, man muss sich schon "in die Provinz" begeben. Die Fische gehören zu den zwölf Tierkreissternbildern, entlang derer die Sonne im Lauf eines Jahres ihre Bahn zieht. Diese Bahn wird Ekliptik genannt und sie verläuft in unserer Sternkarte vom Sternbild der Zwillinge im Osten in einem weiten Bogen bis zum Steinbock, der gerade im Südwesten untergeht.

Von den mit freiem Auge sichtbaren Planeten sind deren drei am Abendhimmel vertreten, wenngleich nur Mars in unserer Sternkarte eingezeichnet ist. Venus ist zu diesem Zeitpunkt nämlich schon untergegangen. Obwohl sie am 3. November ihren größten Winkelabstand zur Sonne einnimmt, kann sie nicht besonders gut beobachtet werden. Grund ist ihre bei einer Deklination von -27 Grad sehr südliche Stellung, so dass sie sich während der Dämmerung nur wenig über dem Südwest-Horizont befindet. In Salzburg geht sie zur Monatsmitte gegen 19 Uhr unter, einen ideal einsehbaren Horizont vorrausgesetzt. Weiterhin verbessert sich Saturns Sichtbarkeit am Abendhimmel Tag für Tag. Während wir am Monatsanfang noch bis 23 Uhr warten müssen, erhebt er sich Ende November bereits gegen 21 Uhr über den Horizont. Er befindet sich im Sternbild Krebs und ist dort mit 0,2mag kaum zu verwechseln.

Nach zwei Jahren: Mars kommt wieder!

Unser äußerer Nachbarplanet Mars zeigt sich jetzt wieder von seiner großen Seite. Am 7. November gelangt er in Opposition, steht der Sonne damit genau gegenüber. Er kann somit die ganze Nacht hindurch beobachtet werden. Mit einem Durchmesser von 20 Bogensekunden erscheint er zwar um 20% kleiner als bei der Jahrtausend-Opposition im Jahre 2003, trotzdem können wir in Mitteleuropa diesmal auf noch bessere Beobachtungsbedingungen hoffen, weil er mit 60 Grad eine doppelt so große Höhe über dem Horizont erklimmt als 2003. Damit einher geht eine schärfere Abbildung im Teleskop, da sich Luftturbulenzen bei einem steilen Blickwinkel durch die Atmosphäre in der Regel weniger stark auswirken. Der Astronom spricht hierbei von einem besseren Seeing.

Im diesem Monat findet man Mars im Bereich der Sternbilder Widder und Stier. Mit etwa -2mag ist er deutlich heller als jedes andere Gestirn in diesem Himmelsareal und auch sein ruhiges rötliches Licht ist typisch für ihn. Diese Färbung wird vom roten Wüstensand hervorgerufen, der große Teile der Marsoberfläche bedeckt. Um den Planeten genauer studieren zu können, ist ein Teleskop zwingende Vorraussetzung. Sein kleiner Durchmesser erfordert nämlich eine hohe Vergrößerung; nur so kann man hoffen, Strukturen auf seiner Oberfläche zu entdecken.

Die Marsachse ist gegen unsere Sichtlinie etwas geneigt. Er zeigt uns momentan mehr von seiner Südpolregion. Da der Südsommer auf Mars schon seit einigen Monaten im Gange ist, wird seine aus gefrorenem Kohlendioxid (Trockeneis) bestehende Südpolkappe möglicherweise schon zum größten Teil abgeschmolzen und damit nicht mehr sichtbar sein. Dafür wächst die Nordpolkappe an, die wir jedoch zu dieser Jahreszeit nicht sehen können, weil sie von der sogenannten Nordpolhaube, einer Wolkenschicht über der Polregion, verdeckt wird. Wir können diese Wolkenschicht vielleicht als bläulichen diffusen Schimmer am Rand des Planeten sehen. Erst im Januar oder Februar wird sie sich auflösen und die Sicht auf die darunter liegende helle Nordpolkappe freigeben. In den mittleren Breiten unseres Nachbarplaneten überwiegt eine rötliche Farbgebung. Sie wird von dunkleren Strukturen unterbrochen, von denen die Syrtis Major die deutlichsten Kontraste bildet.

Der Marstag dauert etwa 40 Minuten länger als ein Tag auf der Erde. Infolgedessen zeigt uns Mars jeden Tag einen geringfügig anderen Teil, so dass wir im Laufe der Zeit seine ganze Oberfläche zu Gesicht bekommen. Es kann jedoch gut sein, dass die Sicht teilweise durch großräumige Sandstürme beeinträchtigt wird. In diesem Monat ist die Wahrscheinlichkeit dafür nämlich recht hoch. Aber auch dieses Phänomen ist für den irdischen Beobachter sehr interessant, so dass ein Besuch auf einer Sternwarte in jedem Falle lohnt.

Bernhard Kindermann


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Otto J. Pilzer, 2005-11-01