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- Astronomie im Berchtesgadener Land -

Der Sternenhimmel im Januar 2006

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Der Rauch der Böller hat sich schon eine Zeit lang gelegt und auch die "verglühten" Silvesterraketen beeinträchtigen unseren Blick zum Sternenhimmel nicht mehr. Über unseren Köpfen ist also wieder Ruhe eingekehrt und wir können erkennen, dass die Himmelskörper trotz des ganzen Rummels hier unten nach wie vor völlig ungerührt ihre Bahnen ziehen. Dennoch können diese scheinbar so ruhigen Bahnen immer wieder mal der Quell eines außergewöhnlichen Ereignisses werden, die uns auch das neue Jahr bescheren wird.

An erster Stelle ist hier natürlich die Sonnenfinsternis am 29. März zu nennen. In Mitteleuropa wird sie partiell zu beobachten sein. Je südöstlicher man sich aufhält, desto mehr wird die Sonne vom Mond verdeckt, bis dies schließlich auf einer Linie Libyen/Ägypten - Türkei zur Totalität führt. Viele Finsternis-Enthusiasten wird es dann dorthin ziehen, ist dies doch für viele Jahre die letzte Gelegenheit, eine totale Sonnenfinsternis mit relativ geringem Aufwand live zu erleben. Zwei Wochen zuvor, am 15. März, ereignet sich eine Halbschatten-Mondfinsternis, die jedoch nur schwer zu erkennen sein wird, weil der südliche Mondrand dabei nur geringfügig dunkler erscheint.

Fast alle periodischen Kometen bleiben in diesem Jahr schwache Objekte mit Helligkeiten unter 10mag. Lediglich das hellste Fragment des Kometen 73P/Schwassmann-Wachmann könnte sich im Mai zu einem ansehnlichen Feldstecherobjekt entwickeln - sofern es bis dahin nicht komplett zerfällt. Momentan ist eine Helligkeit von 6mag prognostiziert, wobei sich durch den nahen Vorübergang an der Erde (nur 8 Mio. km) für kurze Zeit ein recht ausgedehnter Schweif entwickeln könnte. Kometen sind jedoch immer für eine Überraschung gut - Helligkeitsdifferenzen bis zu 3mag gegenüber der Prognose sind keine Seltenheit. Außerdem könnte uns auch noch ein plötzlich in Erscheinung tretender nichtperiodischer, d.h. bisher unbekannter Komet mit seinem Licht erfreuen.

Die Beobachtungsperiode für Mars, unseren äußeren Nachbarplaneten, neigt sich langsam dem Ende zu. Sein scheinbarer Durchmesser beträgt im Januar nur noch etwa 10 Bogensekunden, weshalb man auch bei hoher Vergrößerung kaum noch Einzelheiten auf seiner Oberfläche erkennen wird. Trotzdem kann man ihn während der ersten Nachthälfte noch ausgiebig beobachten, da er um die Monatsmitte erst gegen 02:45 Uhr am Nordwest-Horizont untergeht. Eine interessante Begegnung findet am Abend des 8. Januar statt. Der zunehmende Halbmond wird in weniger als einem Grad Abstand nördlich an Mars vorbeiwandern.

Zum Ausgleich übernimmt der Ringplanet Saturn das Regiment, wenn er Ende des Monats seine Oppositionsstellung erreicht. Wir können nun also die ganze Nacht hindurch seine Ringe und das Spiel seiner Monde bewundern. Zu finden ist er im Sternbild Krebs ganz nahe beim offenen Sternhaufen Praesepe (= Krippe), den man auch schon mit freiem Auge als matten Schimmer erkennen kann. Im Fernglas wird Praesepe dann zu einem Paradeobjekt und zusammen mit Saturn dürfte uns ein schöner Anblick beschieden sein. Für die Beobachtung der Saturnringe reicht natürlich die geringe Vergrößerung eines Fernglases nicht aus, es muss schon ein Teleskop zu Hilfe genommen werden. Wenn man selbst keines besitzt, bietet sich hier natürlich der Besuch einer Sternwarte an. Jupiter mit seinen vier Galileischen Monden kann erst in den Morgenstunden beobachtet werden. Sein Aufgang verschiebt sich von 03:20 Uhr am Monatsanfang auf 01:40 Uhr zu Ende des Monats hin. Mit seiner Helligkeit von -2mag ist er das hellste Gestirn im Sternbild Waage.

Auch am Sternenhimmel hat nun voll und ganz der Winter das Regiment übernommen. Im Süden finden wir den Orion, wie er sich gegen den Stier stellt und dabei von seinen beiden vierbeinigen Begleitern, dem Großen und dem Kleinen Hund, unterstützt wird. In Zenitnähe lassen sich dann noch die Sternbilder der Zwillinge und des Fuhrmann hinzunehmen, womit schon alle Konstellationen aufgezählt sind, deren Hauptsterne das so genannte Wintersechseck bilden.

Der rötlich schimmernde Aldebaran ist einer dieser Sterne. Er markiert das südöstliche Auge des Stiers, dessen Kopf in geschichtlichen Darstellungen in etwa den Umfang des heutigen Sternbilds umfasst. Die beiden Hörner weisen nach Nordosten und enden bei den Sternen mit den griechischen Buchstaben Beta (Elnath) und Zeta. In südwestlicher Gegenrichtung setzt sich der V-förmige Kopf des Tieres fort, den Orion mit seinem Schild abzuwehren versucht. In dunklen klaren Nächten sind die schwächeren Sterne dieses Schildes zwischen Orion und Stier am Himmel deutlich auszumachen - man kann sich die Szenerie bildlich vorstellen. Die V-förmige Sternengruppe um Aldebaran trägt den Namen Hyaden und ist mit nur 150 Lichtjahren Entfernung der uns zweitnächste Sternhaufen überhaupt. Das Licht des roten Riesen ist dagegen nur 65 Jahre zu uns unterwegs; Aldebaran ist also kein wirkliches Mitglied der Hyaden, sondern steht bei weniger als der halben Entfernung nur zufällig im Vordergrund. Am besten sind die Hyaden unter dunklem Himmel mit freiem Auge oder einem nur schwach vergrößernden Opernglas zu beobachten. Schon die höhere Vergrößerung eines normalen Feldstechers ist ungeeignet, da der Haufeneindruck wegen des dann kleineren Gesichtsfeldes verloren geht. Nur wenn genügend "dunkle Umgebung" mit drauf ist, hat man das Bild eines schön im Raum schwebenden Sternhaufens vor sich.

Bernhard Kindermann


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Otto J. Pilzer, 2006-01-01