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- Astronomie im Berchtesgadener Land -

Der Sternenhimmel im April 2006

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Im April nimmt die Länge der Nacht rapide ab. Kann der Sternfreund zu Monatsanfang noch gut acht Stunden lang seinem Hobby frönen, verringert sich die Zeit der astronomischen Dunkelheit zum Ende des Monats auf fünfeinhalb Stunden. Um diesem Umstand und der zusätzlichen Einführung der Sommerzeit (Ende März) Rechnung zu tragen, gilt unsere Sternkarte um die Monatsmitte nun wieder für 23 Uhr MESZ.

Da abgesehen von den zirkumpolaren Sternen alle Sterne im Osten auf- und im Westen wieder untergehen, ändert sich der sichtbare Himmel im Laufe einer Nacht. Außerdem bewegt sich die Erde einmal im Jahr um die Sonne, wodurch sich mit jedem Tag der Himmelsausschnitt zusätzlich ein klein wenig ändert. Beide Effekte zusammen bewirken, dass unsere Sternkarte neben der Monatsmitte um 23 Uhr auch für den Monatsanfang eine Stunde später (24 Uhr) und für das Monatsende eine Stunde früher (22 Uhr) gültig ist.

Wie findet man sich auf der Sternkarte zurecht? Wenn man die folgenden Hinweise beherzigt, ist das gar nicht schwierig. Die Karte zeigt den gesamten sichtbaren Himmel zu dem Zeitpunkt, für den sie erstellt wurde. Die eingezeichneten Sterne am Kartenrand finden Sie somit knapp über dem Horizont. Die Sterne in der Mitte befinden sich senkrecht über Ihnen im Zenit. Am Kartenrand sind die vier Himmelsrichtungen angegeben. Bei der Beobachtung drehen Sie die Karte am besten so, dass sich die Himmelsrichtung, in die Sie beobachten, unten befindet. Wenn Sie Ihren Blick beispielsweise nach Westen richten, sollte das W der Karte unten sein. Die Sternbilder Zwillinge und Fuhrmann können Sie dann unweit des Horizonts identifizieren und bei besonders klarer Luft sind vielleicht auch noch die nördlichen Bereiche des Orion zu sehen.

Die Venus ist im April Morgenstern, wenngleich sie nur ein kurzes Stelldichein gibt. Der Frühaufsteher kann sie ab etwa 4 Uhr ganz tief im Südosten als -4,2mag hellen Lichtpunkt aufspüren, aber schon eine halbe Stunde später setzt die Morgendämmerung der Beobachtung eine jähe Grenze.
Unser äußerer Nachbar Mars ist auch nur kurz zu beobachten, im Gegensatz zur Venus jedoch am Abendhimmel. Er findet sich zwischen den Sternbildern Zwillinge und Stier, fällt jedoch mit seiner inzwischen auf 1,3mag gesunkenen Helligkeit im Kreis der umliegenden hellen Sterne des Winterhimmels nicht mehr besonders auf. Mit Hilfe der Karte sollte er jedoch eindeutig zu identifizieren sein.
Jupiter, der nächste Planet von innen nach außen, ist im April der Planet der Nacht. Er geht in den Abendstunden im Osten auf und kann die ganze Nacht hindurch beobachtet werden. Das Spiel seiner vier hellsten Monde, der sogenannten Galileischen Gestirne, macht schon ein guter Feldstecher sichtbar (ab etwa 10-facher Vergrößerung). Ein Fernrohr gibt schließlich den Blick auf die fein strukturierten Wolkenbänder in Jupiters Atmosphäre frei.
Der Ringplanet Saturn ist in der ersten Nachthälfte noch sehr gut zu beobachten. Zur Monatsmitte sinkt er gegen 03:40 Uhr unter den Horizont. April und Mai bieten somit noch schöne Blicke auf seinen Ring, ehe er dann in die "Sommerpause" geht; sprich: nicht mehr beobachtet werden kann, weil er der Sonne zu nahe kommt.

Im Reich der Galaxien

Der Frühlingssternhimmel ist ein Eldorado für Galaxien-Beobachter, da die Milchstraße ganz tief am NW-Horizont liegt. Abseits davon, also vom Zenit bis nach Süden, öffnet sich jetzt ein ungetrübter Blick in die Weiten des Alls. Diese Weiten sind durchzogen von schier unzähligen Galaxien, ja sogar Galaxienhaufen mit Hunderten und Tausenden von Mitgliedern. Am Frühlingshimmel findet man gleich mehrere dieser Galaxien-Ansammlungen, wenngleich sich hauptsächlich eine von ihnen zur Beobachtung eignet, der sogenannte Virgohaufen. Wie der Name schon vermuten lässt, finden wir ihn im Sternbild der Jungfrau, an der Grenze zum Haar der Berenike. Das Licht, das von dort zu uns gelangt, wurde vor 60 Mio. Jahren losgeschickt; wir blicken also eine Zeitspanne zurück, die sich der menschlichen Vorstellungskraft entzieht.

Trotz dieses extremen Blickes in die Vergangenheit steht uns der Virgohaufen näher als jeder andere Galaxienhaufen, wodurch er zur ersten Wahl bei derartigen Objekten wird. Natürlich gibt es Galaxien, die uns näher sind, jedoch nicht in Form derart großer Ansammlungen. Der Virgohaufen hat etwa 2000 Mitglieder, aber nur die hellsten von ihnen (Leuchtkraft etwa 10mag) sind gerade noch mit den relativ bescheidenen Mitteln eines Sternfreundes zugänglich. Ein guter 10x50 Feldstecher bringt einen Grenzgrößengewinn von etwa 4mag. Unter einem sehr guten Alpenhimmel von 6mag kann dieser Feldstecher also so viel Licht sammeln, dass die hellsten Mitglieder gerade noch eine kleine Reaktion auf unserer Netzhaut hervorrufen. Mehr als einen klitzekleinen schwachen Lichtfleck wird man jedoch trotzdem nicht wahrnehmen (in der Karte ist der Virgocluster als VICL eingezeichnet).

Das Reich der Galaxienhaufen gehört zu den anspruchsvollen Beobachtungsfeldern, darum dürfen Sie auch nicht enttäuscht sein, wenn trotz Feldglas nichts zu erkennen ist. Eine Sternwarte mit einem größeren Teleskop, wie etwa dem auf unserer Sternwarte in Laufen (http://astronomy.meta.org/), kann Ihnen diesen Blick in die Vergangenheit sicher ermöglichen.

Bernhard Kindermann


Zum Monatsthema April 2006

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Otto J. Pilzer, 2006-04-01