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- Astronomie im Berchtesgadener Land -

Der Sternenhimmel im Februar 2007

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Die außergewöhnlich milden Temperaturen in den letzten Monaten ließen gar kein richtiges Winter-Feeling aufkommen. Im Februar gesellt sich diesem permanent empfundenen Hauch von Frühling auch der Sternenhimmel hinzu, indem er am Ostfirmament deutlich mit dessen Vorboten aufwartet. Das Sternbild des Löwen ist komplett aufgegangen und auch die Jungfrau findet sich um die Monatsmitte gegen 21 Uhr schon zur Hälfte über dem Horizont. Im Süden dominiert freilich noch der Winterhimmel, kulminiert doch gerade das sogenannte Wintersechseck - eine von Astronomen ersonnene Eselsbrücke, um sich leichter am Himmel zurechtzufinden. Es wird von den jeweils hellsten Sternen der klassischen Wintersternbilder gebildet und zieht sich vom Stern Rigel im Orion über der hellsten Fixstern Sirius im Großen Hund, Procyon im Kleinen Hund, Pollux in den Zwillingen und Capella im Fuhrmann bis zum rötlichen Aldebaran im Stier. Etwas westlich dieses Sechsecks, noch im Stier, treffen wir unvermittelt auf einen hellen diffusen Fleck, die Plejaden. Diesen Sternhaufen wollen wir heute genauer untersuchen; doch zuvor schauen wir noch kurz, was es Neues von der "Planeten-Front" zu berichten gibt.

Noch während der Abenddämmerung kann unser innerer Nachbar, die Venus, tief im Westen im Sternbild Wassermann aufgefunden werden. Im Laufe des Monats vergrößert sich ihr Abstand zur Sonne, so dass sie immer länger als Abendstern zu sehen sein wird. In unserer Sternkarte ist sie nicht eingezeichnet, da sie um 21 Uhr bereits untergegangen ist. Auch für den sonnennächsten Planeten Merkur ergibt sich in den ersten beiden Februarwochen eine der seltenen Sichtbarkeitsperioden. Als Aufsuchhilfe bedient man sich am Besten der -4mag hellen Venus, von der ausgehend man etwa eine Hand breit nach rechts unten wandert und dort auf den mit -0,5mag viel lichtschwächeren Merkur trifft. Die größten Chancen bieten sich vom 6. bis zum 11. Feb., wenn man bei guter Horizontsicht ab etwa 18 Uhr mit einem kleinen Feldstecher nach ihm Ausschau hält. Einmal mit dem Fernglas erspäht, entgeht er auch dem bloßen Auge nicht mehr.

Zum Planeten der Nacht wird im Februar Saturn. Am 10. gelangt er in Opposition, steht der Sonne also gegenüber und kann deshalb die ganze Nacht hindurch beobachtet werden. Nutzen Sie die günstige Gelegenheit zum Besuch einer Sternwarte (Termine z.B. unter astronomy.meta.org) und lassen Sie sich im Teleskop von der Schönheit seiner Ringe mit der Cassini-Teilung einnehmen. Dem Frühaufsteher zeigt sich am Morgenhimmel schließlich auch noch der Gasriese Jupiter. Sein Aufgang verfrüht sich von 4 Uhr am Monatsanfang auf 2:30 Uhr zum Ende des Monats hin. Mit einem guten Fernglas kann auch der Leihe das Spiel seiner vier großen Monde verfolgen.

Mythos seit Jahrtausenden

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Die Plejaden: aufgenommen vom Autor durch Starfire-Refraktor auf Fuji Provia 400F Diafilm, Belichtungszeit 40min, Brennweite 800mm
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Bei den Plejaden handelt es sich um den bekanntesten Sternhaufen der gesamten nördl. Hemisphäre. Der deutsche Name für M45 (so lautet seine Nummer im Messier-Katalog) ist Siebengestirn. Fast jeder dürfte diese Konstellation schon mal als hellen diffusen Fleck gesehen haben - vielleicht auch nur unbewusst. Die Bezeichnung Siebengestirn hat ihren Ursprung vermutlich in der besonderen mythologischen Bedeutung der Zahl Sieben, in Wirklichkeit sieht man nämlich äußerst selten sieben Sterne. Bei durchschnittlichem Himmel erkennt der Autor sechs Einzelsterne, wohingegen bei sehr guter Durchsicht die Zahl auf neun ansteigen kann. "Junge Augen" sind in der Lage, noch weitaus mehr Sterne zu erfassen. So wurde von einem Kind eine Zeichnung erstellt, die 14 Plejadensterne an der jeweils richtigen Position zeigt.

Ein Fernglas erhebt die Plejaden zu einem unvergleichlichen Paradeobjekt. Die Anzahl sichtbarer Sterne explodiert förmlich zu einer Schatztruhe, bei der die funkelnden Diamanten vom dunklen Schwarz des umgebenden Nachthimmels begrenzt werden. Große Optiken zeigen unter dunklem Alpenhimmel auch die hellsten Bereiche der blauen Reflexionsnebel, die sonst nur auf Langzeitfotos sichtbar werden. Ursprünglich hielt man diese Nebel für Überreste der Gaswolken, aus denen die Plejaden "kondensiert" sind. Jedoch deutet das nicht mehr ganz junge Alter von etwa 100 Mio. Jahren eher darauf hin, dass es sich um die zufällige Begegnung des Sternhaufens mit einer benachbarten Gaswolke handelt.

Die Plejaden haben seit Jahrtausenden sowohl kalendarische als auch mythologische Bedeutung. So wissen astronomiekundige Ethnologen von den Indianerkulturen Mittelamerikas, aus Zentralafrika und Papua Neuguinea, den Sumerern Mesopotamiens, aber auch den Römern und Griechen zu berichten. Im antiken Griechenland galten sie z.B. als die sieben Töchter des Titanen Atlas mit der Meeresnymphe Pleione. Zahlreiche Bauernregeln sind von ihnen abgeleitet. Der altgriech. Dichter Hesiod schrieb um 700 v. Chr.: "Wenn die Plejaden, die Atlas-Geborenen, aufsteigen, so beginne mit dem Mähen, und pflüge, wenn sie untergehen". Und mehr als zweieinhalb Jahrtausende später galt für die Bauern Litauens: "Die Plejaden in der Abendröte, den Stier vor den Pflug". Hier wird der Beginn des Bauernjahres im Frühjahr aus der letzten Sichtbarkeit des Siebengestirns am Abendhimmel abgeleitet. Ähnliche und in geeigneter Weise den unterschiedl. Regionen der Erde angepasste Verhaltensregeln existieren beinahe für jeden Kulturkreis. Vielleicht versuchen Sie in diesem Frühjahr selbst, den Zeitpunkt des letzten Blickes auf die Plejaden zu bestimmen?

Bernhard Kindermann


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Otto J. Pilzer, 2007-02-01