- Astronomie im Berchtesgadener Land - Der Sternenhimmel im Juli 2008Die abgebildete Sternkarte ist für den 15. Juli um 23 Uhr MESZ (22 Uhr MEZ) erstellt und zeigt den Sternenhimmel entsprechend am Monatsanfang rund eine Stunde später sowie am Monatsende ca. eine Stunde früher. Zu den Objekten M13, M22, M24, M25, M31, M57 und Neptun vgl. den Text - M57 und Neptun sind auch unter günstigsten Bedingungen nicht mit bloßem Auge zu sehen! Otto Pilzer [Zum Vergrößern bitte Bild anklicken] So manch einer wird im Juli oder August den Urlaub in südlichen Gefilden verbringen. Bereits in Italien, Spanien oder anderswo im Süden steigt eines der bemerkenswertesten Sternbilder, der Schütze, wesentlich höher über den Horizont als in unseren Breiten. Das Sternbild des Schützen ist eine wahre Fundgrube an Nebeln, Offenen und Kugelsternhaufen der Milchstrasse. Wir blicken ja in Richtung des Schützen ins Zentrum unserer Galaxis. Es ist also genau genommen nicht verwunderlich, dass wir dort viele dicht beieinander liegende Objekte des Sternhimmels vorfinden. Da seit der Sonnenwende im Juni die Beobachtungsnächte an Länge wieder langsam zunehmen, diese aber dabei noch angenehm temperiert sind, kann man sich in den wenigen Nachtstunden, die einem bleiben, mit der Betrachtung des Firmaments beschäftigen. Suchen wir also mit freiem Auge oder besser noch bewaffnet mit einem Fernglas im Schützen nach dem offenen Sternhaufen M 25. Etwas oberhalb der hellsten Sterne des Schützen wird man schnell fündig werden. Bei einer Flächenhelligkeit von 5,5 mag kann man M 25 bei sehr guten Sichtbedingungen auch mit freiem Auge sehen. Rechts dicht daneben liegt die Michstrassenwolke M 24 mit der Helligkeit von 4 mag, beide sind prächtig anzusehen. Bewegen wir unser Fernglas von diesen beiden Objekten weg nach Süden, dann finden wir als nebeligen Fleck den Kugelsternhaufen M 22. Westlich vom Schützen steht das ebenso auffällige Sternbild des Skorpions mit dem rotschimmernden Riesenstern Antares. Östlich des Schützen finden wir zur Zeit den Jupiter in seiner vollen Pracht. Er geht rückläufig auf seine Oppositionsstellung zu. Das Sommerdreieck, bestehend aus Deneb im Schwan, Atair im Adler und Vega in der Leier, neigt sich bereits leicht nach Westen. Vega ist der fünfthellste Stern am Nordhimmel und gehört mit seiner Entfernung von etwa 25 Lichtjahren auch zu den uns am nächsten befindlichen Sternen. Ebenfalls sehr nahe liegt Atair mit 16 ½ Lichtjahren. Deneb nimmt von den Dreien eine Sonderstellung ein. Bei einer Entfernung von 3.000 Lichtjahren hat er eine scheinbare Helligkeit von "nur" 1,25 mag, aber eine absolute Helligkeit von -8,6 mag. Das bedeutet, dass Deneb einer der hellsten Sterne überhaupt ist, der dreihunderttausend Mal stärker als unsere Sonne strahlt, und zu den heissen Überriesen gehört. In der Leier befindet sich auch der berühmte Ringnebel Messier 57. Er ist ein Planetarischer Nebel und richtig gut nur in einem lichtstarken und stark vergrössernden Teleskop zu sehen. Richtet man den Blick vom Adler einige Grade nördlich, findet man das etwas unscheinbare, selten erwähnte Sternbild Pfeil mit wenigen Sternen. Weiter in südöstlicher Richtung gelangt man zum Sternbild Delphin mit dem leicht erkennbaren, markanten Trapez. Hoch im Zenith befindet sich der berühmte Herkules mit dem ebenso berühmten Kugelsternhaufen M 13 und westlich davon die wunderschöne Nördliche Krone. Schon tiefer im Westen der Hauptstern Arcturus im Bärenhüter und im Südwesten untergehend der helle Stern Spica in der Jungfrau. Nordwestlich vom Polarstern der Grosse Wagen mit der nach Süden zeigenden Deichsel. Zwischen diesem Sternbild und dem Kleinen Wagen windet sich der Drache, bestehend aus vielen lichtschwächeren Sternen. Weit im Norden kann man bei geringem Dunst den hellen Stern Capella des schon teilweise untergegangenen Sternbilds Fuhrmann wahrnehmen. Westlich davon erhebt sich nicht sehr weit über den nördlichen Horizont das Sternbild Perseus. Im Nordosten ist das Sternbild Andromeda mit seinem berühmten, bereits gut sichtbaren Andromedanebel M 31 zu sehen sowie westlich davon das auch Himmels-W genannte Sternbild Kassiopeia.
PlanetenMerkur und Venus sind bei uns nicht sichtbar (Merkur kann in südlichen Breiten -- im Urlaub! -- ab dem 8. Juni bis Mitte des Monats tief im Nordosten erspäht werden). Mars zieht sich um die Monatsmitte vom Abendhimmel zurück. Am 6. Juni abends ergibt sich eine schöne Konstellation aus Mondsichel, Mars, Saturn und dem Stern Regulus im Löwen, die man nicht auslassen sollte. Jupiter befindet sich am 9. Juni in Opposition, ist damit die ganze Nacht zu beobachten, wenn auch die Erhebung über dem Horizont und damit das "Seeing" im Fernrohr nicht berauschend sein wird. Saturn befindet sich tief im Westen und ist ab dem letzten Monatsdrittel unsichtbar unter dem Horizont. Uranus ist rückläufig im Wassermann und kann in der 2. Nachthälfte im Fernrohr beobachtet werden. Der bläulich scheinende Neptun steht tief im Süden und erreicht seine Oppositionsstellung Mitte nächsten Monats. Zur Beobachtung der beiden am weitesten entfernten Planeten empfielt sich die Verwendung von Aufsuchkärtchen, welche am bequemsten aus dem Internet geladen werden können (beispielsweise: http://news.astronomie.info).
Ausblick auf die Sonnenfinsternis am 1. AugustDie Sonnenfinsternis kann in unseren Breiten leider nur als partielle beobachtet werden. In Laufen wird etwa nur eine Bedeckung von 8 Prozent erreicht, d. h. der Mond bedeckt maximal 8 Prozent der Sonnenfläche. Der Kernschatten der Sonnenfinsternis wird vom nördlichen Kanada über Grönland, das Polarmeer, Russland, Nord-Asien bis in die Mongolei ziehen. Je weiter man daher im Norden beobachtet, desto günstiger werden die Bedeckungswerte. Für die hiesige Region wird der Beginn der partiellen Bedeckung um 10:55 Uhr, das Ende um 12:20 Uhr MESZ erwartet.
Periodische SternschnuppenströmeDie Delta-Aquariden (Radiant Wassermann, erwartetes Maximum 27. Juli) und Alpha-Capricorniden (Radiant Steinbock, erwartetes Maximum 29. Juli) sind relativ schwache Ströme, die noch dazu tief im Süden auftreten. Mit maximal 10 bis 20 Exemplaren pro Stunde sollte höchstens gerechnet werden. Am 5. Juli ab 14.00 Uhr bietet sich wieder die Möglichkeit, an einem Astro-Nachmittag der Astronomischen Arbeitsgruppe Laufen e.V. auf der Sternwarte des Rottmayr-Gymnasiums Laufen teilzunehmen. Es lohnt sich zu kommen! Näheres unter http://astronomy.meta.org/ . Der Eintritt ist frei. Walter Conrad
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