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- Astronomie im Berchtesgadener Land -

Der Sternenhimmel im Februar 2010

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Die abgebildete Sternkarte ist für den 15. Februar um 21 Uhr MEZ erstellt und bildet den Sternenhimmel entsprechend am Monatsanfang rund eine Stunde später sowie am Monatsende ca. eine Stunde früher ab. M 31 und M 42 werden im Text erklärt. Otto Pilzer
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Sechs Wochen nach der Wintersonnenwende werden die Nächte schon deutlich kürzer. Man sollte sich also sputen, wenn man die noch langen Winternächte für die Astronomie nützen will. Der Winterhimmel ist ja reich an besonders hellen Sternen, deren Strahlkraft durch die kalte und trockene Luft außerordentlich verstärkt erscheint. Auf halber Höhe im Osten erhebt sich das ausgedehnte Sternbild des Löwen. Dessen Hauptstern Regulus bildet zusammen mit den noch nicht aufgegangenen Sternen Arcturus und Spica das Frühlingsdreieck. Wie man heute weiß, setzt sich der "Stern" Alpha Leonis, wie Regulus in Sternkatalogen auch bezeichnet wird, aus drei Komponenten zusammen: die Komponente Regulus A besitzt die 4,4-fache Masse der Sonne, ist aber durch die höhere Oberflächentemperatur von 13 000 Kelvin und dem größeren Durchmesser wesentlich leuchtkräftiger als die Sonne. Die Leuchtkräfte von Regulus B (0,8-mal der Sonnenmasse) und C (Roter Zwerg) sind bedeutend geringer, weshalb sie auch lange Zeit nicht als Einzelsterne aufgelöst werden konnten. Das ganze System ist erst 50 Millionen Jahre alt, also astronomisch gesehen sehr jung.

Das Band der Milchstrasse erstreckt sich von Nordwest über den Zenit nach Südosten. Die Sternbilder, die dieses Band begleiten, sind Kepheus, Kassiopeia (auch als Himmels-W bezeichnet), Perseus mit dem doppelten offenen Sternhaufen h und X, Fuhrmann mit dem hellen Hauptstern Capella, die Zwillinge mit Castor und Pollux, das Einhorn und der Große Hund. Der Hauptstern im Großen Hund ist Sirius, der hellste Stern des Himmels - ein bemerkenswerter Stern. Die Ägypter des Alten Reiches im dritten Jahrtausend vor Christus verehrten den Stern (eigentlich das Dreieck aus Sirius und zwei heute nicht mehr identifizierbaren Sternen im altägyptischen Sternbild Sopdet) als den Glücksbringer, Verkünder der Wiederkehr der Fluten des Nils. Der griechische Geschichtsschreiber Herodot gibt die Zeit der Nilflut mit dem 22./23. Juni des Jahres an. Aufgrund von Steindokumenten aus der altägyptischen Verwaltung konnten die Ägyptologen diesen Zeitpunkt bestätigen. Historische astronomische Rekonstruktionen im Nildelta und in Assuan belegen, dass das erste Auftauchen des Sirius in der Morgendämmerung des Frühsommers mit diesem Zeitpunkt überein stimmten. Auch in der Religion der Sumerer, Babylonier und Assyrer nahm dieser Stern eine herausragende Stellung ein. Im Römischen Reich wurde Sirius ebenfalls verehrt. Der Begriff der "Hundstage" geht auf die Römer zurück. Aus dem Lateinischen abgeleitet (dies caniculares, Tage des Hundssterns), gelangte dieser Begriff in unseren Sprachraum. Die Hundstage läuteten für Rom den Beginn der heißesten Zeit des Jahres ein.

Als das besondere Ereignis des Monats kann der nahe Vorbeigang des Mondes an den Plejaden (Siebengestirn, M 45) am Abend des 21. Februar gelten. Es lohnt sich, ab 18:15 h durch das Fernglas oder Fernrohr zu schauen. Selbst für das freie Auge ist es ein Genuss, das Bewegungspiel zwischen Mond und den Einzelsternen des Siebengestirns zu verfolgen.

Für die Abendbeobachtung schwächerer Objekte wie Sternhaufen und Nebel eignen sich die zweite und dritte Februarwoche am Besten, weil dann der Mond nicht stört. Das Sternbild Andromeda steht immer noch hoch genug am Westhimmel, um den berühmten "Nebel" M 31, den Andromedanebel, ins Visier nehmen zu können. Besonders günstig im Süden steht der Orion mit seinem Schwertgehänge und dem ausgedehnten Emissionsnebel M 42 mit seinen funkelnden Trapez-Sternen. Der Orionnebel ist der hellste und berühmteste Nebel auf der Nordhemisphäre. Wenn Sie Besitzer eines Fernrohres sind, zu dessen Zubehör auch ein sog. Nebel- oder Deep-Sky-Filter gehört, so sollten Sie diesen unbedingt am Orionnebel ausprobieren; Sie werden erstaunt sein, wie kontrastreich der Orionnebel im Okular erscheint. Diese Wirkung wird dadurch erzielt, dass ein solcher Filter nur ganz bestimmte Strahlungslinien im Lichtstrom der Sterne und Nebel durchlässt, dabei das Licht der besonders im Stadtgebiet häufig störenden Strahler der Straßenbeleuchtung (Natriumdampf- bzw. Quecksilberdampflampen) abschwächt. Ein wenn auch geringer Nachteil solcher Filter soll allerdings nicht verschwiegen werden. Der Filter dämpft natürlich auch etwas den Gesamtlichtstrom des Sternen- und Nebellichtes ab (je nach Qualität der Filter und Verwendungszweck), so dass der Effekt erst ab einer gewissen Lichtstärke des Fernrohres zur vollen Wirkung kommt.

Bei den Planeten sieht es nicht rosig aus. Merkur und Venus haben sich so gut wie verabschiedet. Nur bei ausgezeichneten Sichtverhältnissen kann Merkur in der ersten Woche gerade noch in der Morgendämmerung, die Venus ab Mitte Februar im WSW kurz nach Sonnenuntergang ausgespäht werden. Mars bleibt die ganze Nacht sichtbar und ist südöstlich der beiden markanten Zwillingssterne Castor und Pollux leicht zu finden. Seine Helligkeit nimmt gegenüber der Oppositionsstellung Ende Januar bereits ab und beträgt Ende des Monats nur noch -0,6mag, sein scheinbarer Durchmesser erreicht 14 Bogensekunden. Wegen der Sonnenferne seiner elliptischen Bahn - diesen sonnenfernsten Punkt, den der Mars im letzten Drittel des Monats erreicht, bezeichnet man als Aphel - beträgt die Entfernung Mars-Erde mehr als 100 Mio. Kilometer, das erklärt den relativ geringen Durchmesser im Okular. Zum Vergleich: während der "Jahrhundertopposition" im Jahre 2003 strahlte der Mars mit einer Helligkeit von -2,7mag, sein Durchmesser lag bei mehr als 25 Bogensekunden, seine Entfernung von der Erde betrug 56 Mio. Kilometer!

Jupiter verschwindet in der Abenddämmerung. Er kann nur noch in der ersten Monatshälfte beobachtet werden. Saturn ist somit neben dem Mars der Planet, der gute Beobachtungsergebnisse verspricht. Er zieht seine Bahn im Sternbild der Jungfrau, welches dem markanten Sternbild Löwe mit dem hell glänzenden Hauptstern Regulus nachfolgt. Saturn geht Anfang des Monats um 21:30 h, Ende Februar um 19:30 h auf, ist also ein interessantes Objekt für die ganze Nacht (ist ja klar, da er im März seine Opposition erreicht). Nach der Kantenlage der Ringe im September 2009 kann man die Ringe des Saturn nun immer besser wahrnehmen. Bis zum Jahr 2017 nimmt die Ringöffnung immer weiter zu, so dass man das "Seeing" des Nachthimmels und die Leistungsfähigkeit seines Fernrohres anhand der Cassini-Teilung zwischen dem A- und dem B-Ring testen kann. Uranus verschwindet in der Abenddämmerung und ist kaum noch sichtbar. Neptun steht Mitte des Monats in Konjunktion zur Sonne und bleibt den ganzen Monat unsichtbar.

Bei den Meteoren sind lediglich die Leoniden zu erwähnen. Sie sind langsam, erreichen am 24. Februar das Maximum bei allerdings nur ca. 2 Meteoren je Stunde. Wie der Name schon sagt, ist ihr scheinbarer Ursprung im Sternbild Löwe.

Walter Conrad


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Otto J. Pilzer, 2010-02-01