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- Astronomie im Berchtesgadener Land -

Der Sternenhimmel im März 2010

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Die abgebildete Sternkarte ist für den 15. März um 21 Uhr MEZ erstellt und zeigt den Sternenhimmel entsprechend am Monatsanfang rund eine Stunde später sowie am Monatsende ca. eine Stunde früher. Bei M13 handelt es sich um den hellsten Kugelsternhaufen am nördlichen Himmel, bei M42 um den bekannten Orionnebel im "Schwertgehänge" des Sternbilds Orion und bei M31 um die Andromedagalaxie, die hellste Galaxie am nördlichen Himmel. Wenn sie hoch genug über dem Horizont stehen, sind alle schöne Feldstecher-Objekte; M31 und M42 sind nach Adaption an die Dunkelheit leicht mit bloßem Auge sichtbar, bei M13 gelingt dies nur unter guten Bedingungen. Otto Pilzer
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Noch in der ersten Märzhälfte kann man eindrucksvolle Blicke auf die abnehmende Mondsichel genießen, wenn man sich frühzeitig aus dem Bett quält. Der Mond nimmt eine recht südliche Stellung ein und gewinnt daher nur langsam an Höhe. Besonders schön ist es, wenn man in Sichtweite der Alpen wohnt und unser von der Atmosphäre rötlich gefärbter Trabant im Morgengrauen hinter den Bergspitzen empor steigt. Wenn sich sein Licht dann noch in einem See spiegelt, gerät die Szenerie schon beinahe zum "realen Kitsch". Die günstigsten Tage hierfür reichen vom 10. März (Mondaufgang um 4 Uhr) bis zum 12. März (Aufgang 04:50 Uhr). Die Morgendämmerung setzt ab 5 Uhr ein.

Am 20. März haben wir Tag- und Nachtgleiche, astronomisch gesehen beginnt damit der Frühling. Fast genau eine Woche später merkt das dann jeder - die Uhren werden um eine Stunde vorgestellt; damit gilt wieder die Sommerzeit. Während sich der größere Teil der Bevölkerung vielleicht daran stören mag, dass eine Stunde früher aufzustehen ist, hat die Sommerzeit für uns Sternfreunde vor allem den Nachteil, dass es eine Stunde später dunkel wird. Wir müssen uns deutlich länger gedulden, ehe die ersten Sterne in der Abenddämmerung auftauchen. Ab etwa 20 Uhr werden sie sichtbar; um 21 Uhr MEZ, dem Zeitpunkt, für den zur Monatsmitte unsere Sternkarte exakt gültig ist, ist es bereits absolut dunkel. Die hellsten Sterne haben sich dann hauptsächlich am westlichen Himmel versammelt und bilden dort das Wintersechseck. Aber auch östlich des Meridians findet man eine von Astronomen erdachte Hilfskonstruktion, mit der sie sich am Firmament leichter zurecht finden - das sogenannte Frühlingsdreieck. Es wird aus den Sternen Regulus im Löwen, Arcturus im Bärenhüter und Spica in der Jungfrau gebildet. Letzterer ist eben aufgegangen, wie man der Karte entnehmen kann.

Im Süden kulminiert gerade der Krebs. Er bildet die Grenze zwischen Winter- und Frühlingshimmel. Mitten hindurch zieht sich die Ekliptik, die scheinbare Bahn der Sonne vor dem Sternenzelt im Jahresverlauf. Deshalb gehört der Krebs auch zu den sogenannten Tierkreissternbildern, denen in der Astrologie Bedeutung beigemessen wird. Während die Konstellation aufgrund seiner leuchtschwachen Sterne recht unscheinbar ausfällt, beherbergt sie einen besonders schönen offenen Sternhaufen, die Krippe (M44, lat. Praesepe). Schon ohne Hilfsmittel gibt er sich in einer mondlosen Nacht als nebliger Fleck von 3mag zu erkennen, aber erst ein Fernglas oder kleines Fernrohr löst ihn in Einzelsterne auf, weil selbst die hellsten Mitglieder nicht über eine Leuchtkraft von 6,5mag hinaus kommen. Galilei konnte mit seinem selbstgebauten Fernrohr 36 Sterne erkennen; wie viel finden Sie? Ein gutes 40mm-Fernglas sollte reichen, diese Beobachtung nachzuvollziehen.

Unser innerer Nachbarplanet Venus befindet sich momentan hinter der Sonne. Ab Mitte des Monats vergrößert sich der Winkelabstand der Venus zum Zentralkörper jedoch so weit, dass sie in der hellen Abenddämmerung tief im Westen aufgefunden werden kann. Am 31. März gesellt sich Merkur hinzu.

Mars kulminiert um die Monatsmitte herum kurz vor 21 Uhr und ist damit in der ersten Nachthälfte optimal zu beobachten. Verglichen mit seiner Opposition Ende Januar hat er schon eine Größenklasse eingebüßt und erreicht zum Monatsende gerade einmal noch die 0mag-Grenze. Auch sein scheinbarer Durchmesser wird sich zu diesem Zeitpunkt auf unter 10 Bogensekunden verringert haben.

Der dritte im März mit freiem Auge sichtbare Planet ist Saturn - der mit dem schönen Ring! Saturn gelangt am 22. in Opposition. Wenn man ihn mit einem Fernrohr beobachten will, wartet man am besten, bis er etwas höher steht. Meist hat man dann eine ruhigere Luft, der Sternfreund spricht von gutem Seeing. Im Fernrohr merkt man nämlich sehr schnell: Ein gutes Seeing gehört zu hohen Vergrößerungen, wie die Henne zum Ei. Die maximal sinnvolle Vergrößerung wird nämlich nicht nur durch den Objektivdurchmesser begrenzt, sondern auch durch die Luftunruhe. Ein Beispiel für besonders schlechtes Seeing kennt jeder - das Flimmern der Luft über einer Asphaltstraße an einem heißen Sommertag. Und genau dieses Flimmern zeigt sich auch im Fernrohr - zusätzlich verstärkt mit der gewählten Vergrößerung.

Wenn wir all dies beherzigen und mit dem Seeing Glück haben, können wir momentan einen ungewöhnlichen Blick auf Saturns Ring werfen. Seine Ringebene ist von der Erde aus gesehen nach wie vor nur wenig geneigt - im März sind es gut drei Grad. Bis Ende Mai verringert sich der Winkel noch einmal auf unter zwei Grad; erst danach nimmt er wieder beständig zu. Deshalb zeigt er sich momentan eher als Lichtbalken denn als Ring. Auch die Cassini-Teilung ist schwerer auszumachen als sonst.

Nicht minder interessant ist es, die hellsten Monde um Saturn zu identifizieren. Für durchschnittlich ausgestattete Amateure sind deren fünf erreichbar. Von innen nach außen tragen sie die Namen Thetys (10,3mag), Dione (10,4), Rhea (9,7), Titan (8,4) und Japetus (ca. 11mag). Wie der Name schon vermuten lässt, ist Titan mit einem Durchmesser von über 5000km der Größte unter ihnen und es reicht schon ein Zweizöller, um ihn zu entdecken. Für den lichtschwachen Japetus sind dagegen mindestens fünf Zoll Objektivöffnung nötig. Zur Identifizierung gibt es in Jahrbüchern Sichtbarkeitsdiagramme, aus denen die Positionen für jeden Zeitpunkt abgelesen werden können.

Bernhard Kindermann


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Otto J. Pilzer, 2010-03-01