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- Astronomie im Berchtesgadener Land -

Der Sternenhimmel im Januar 2011

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Die abgebildete Sternkarte ist für den 15. Januar um 21 Uhr MEZ erstellt und zeigt den Sternenhimmel entsprechend am Monatsanfang rund eine Stunde später sowie am Monatsende ca. eine Stunde früher. Die Andromedagalaxie M31 (als hellste Galaxie am nördlichen Himmel) bzw. der Orionnebel M42 (im "Schwertgehänge" des Sternbilds Orion) sind schöne Feldstecher-Objekte, aber auch nach guter Adaption an die Dunkelheit leicht mit bloßem Auge sichtbar. Bzgl. Jupiter vgl. den Text. Otto Pilzer
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Weihnachten ist vorbei, Zeit, sich dem neuen Jahr zuzuwenden. Was bringt uns aus astronomischer Sicht die erste Hälfte des Jahres 2011? Das herausragende Ereignis findet gleich zu Beginn des Jahres, nämlich am 4. Januar, statt: Es ist die partielle Sonnenfinsternis, die auch aus Mitteleuropa zu beobachten sein wird. In unserer Region wird man die gesamte Verfinsterung beobachten können. Gleich nach Sonnenaufgang um 8:00 Uhr erfolgt der erste Kontakt um 8:01, das Ende der Verfinsterung wird um 10:47 Uhr stattfinden. Der Bedeckungsgrad beträgt 70 % und wird um 9:18 Uhr erreicht - also eine durchaus interessante Verfinsterung zu einer günstigen Zeit, sofern das Wetter mitspielt. Die maximale Verfinsterung der Sonnenscheibe findet im hohen Norden von Europa, im mittleren, westlichen Teil von Finnland in der Gegend der Stadt Vaasa statt. Dort werden 82 % der Sonnenscheibe durch den vorbeiziehenden Mond bedeckt. Also diesen Termin im Kalender dick anstreichen.

Weitere Ereignisse sind die partielle Sonnenfinsternis am 1./2. Juni, die allerdings von Mitteleuropa aus nicht zu beobachten ist. Dann die totale Mondfinsternis am 15./16. Juni, die in den Abendstunden des 15. Juni beginnt, wobei die erste Hälfte der Verfinsterung unbeobachtbar für uns ist. Der aufgehende Mond ist in unseren Breiten bereits verfinstert und nur der Austritt aus dem Kernschatten um 0:03 Uhr MESZ am 16.6. kann gesehen werden. Es ist eine der längsten Mondfinsternisse, weil sich der Mond fast zentral durch den Kernschatten der Erde bewegt.

Von einigen schön anzusehenden Konstellationen am Morgenhimmel abgesehen, sind in der ersten Jahreshälfte keine besonders bemerkenswerten Planetenkonjunktionen zu verzeichnen. Die Sonne geht am 1. Jan. um 7:58 auf, Untergangszeit ist 16:25 Uhr. Ende des Monats geht sie bereits 20 Minuten früher auf und 41 Minuten später unter.

Was gibt's im Januar zu sehen? Bei freier und klarer Sicht bis zum Horizont kann man den Merkur zu Beginn des Jahres bis etwa dem 10. Januar im Morgengrauen ausmachen. Venus ist der strahlende Morgenstern und den ganzen Monat zu sehen. Mars bleibt, wie auch der Planet Neptun, unbeobachtbar. Jupiter ist der hellste Planet am Abendhimmel. Sein Scheibendurchmesser beträgt immer noch ca. 25 Bogensekunden, also noch groß genug, um im Fernrohr Details auf der Oberfläche auszumachen; seine Helligkeit beträgt -2,3mag.

Für Fernglas- oder Fernrohrbesitzer besonders interessant ist gleich zu Beginn des Jahres, am 2. Januar, die nahe Begegnung von Jupiter und Uranus. In einem Abstand von etwas mehr als einer Mondbreite (genau 34 Bogenminuten) zieht der Riesenplanet südlich an Uranus vorbei. Dies ist der letzte Zyklus von drei nahen Begegnungen dieser beiden Planeten (6. Juni und 22. September 2010), also die Gelegenheit nicht verpassen! Der Saturn ist der Planet der zweiten Nachthälfte. Man blickt zur Zeit auf die Nordseite seines noch sehr schmalen Ringes. Der Durchmesser des 0,6 mag hellen Planeten beträgt am Äquator 17 Bogensekunden.

Wer Zeit, Geduld und Ausdauer mitbringt, für den gibt es Anfang des Monats noch ein weiteres Schauspiel zu bewundern. Der Sternschnuppenstrom der Quadrantiden mit dem Radianten im Sternbild Bootes hat in der zweiten Nachthälfte des 4. Januar ein spitzes Maximum. Die Sternschnuppen sind zwar im Mittel nicht besonders hell, man hat aber in den vergangenen Jahren manchmal bis zu 200 pro Stunde gezählt! Das ist außerordentlich viel, zumal bei Neumond auch optimale Sichtbedingungen herrschen.

Wer über die Monate des Jahres den Sternenhimmel betrachtet, wird den Eindruck gewinnen, dass der nächtliche Himmel in den Wintermonaten besonders sternreich zu sein scheint. Liegt das nur an der trockenen, klaren Luft im Winter oder trügt der Schein? Er trügt nicht, es ist tatsächlich so, dass der Wintersternhimmel besonders viele helle Sterne aufweist. Zählen wir mal auf: Sirius im Grossen Hund, der hellste Fixstern des Himmels mit -1,5mag, Rigel und Betelgeuse im Orion mit 0,3mag und 0,6mag, Capella im Fuhrmann 0,2mag, Procyon im Kleinen Hund mit 0,5mag, Castor und Pollux in den Zwillingen 1,6mag und 1,2mag, Aldebaran im Stier 1,1mag. Die Liste ließe sich noch weiter fortsetzen: alles Sterne in der oberen Helligkeitsklasse. Und es kommen noch viele Sterne der 2. Größenklasse dazu. Der Himmel erscheint also übersäht mit besonders hellen Sternen.

Was eignet sich in diesem Monat besonders gut zur Beobachtung? Blickt man am 15. Januar um 21 Uhr nach Osten, so kann man die Wasserschlange und den Krebs gerade am Horizont heraufziehen sehen. Mehr nach Norden gibt sich der Löwe mit seinem Hauptstern Regulus die Ehre. Fast im Meridian stehen die Sternbilder Perseus und Fuhrmann mit seinem hellen Hauptstern Capella; weiter östlich davon, zwischen Fuhrmann und Krebs, nähern sich die beiden Dioskuren Castor und Pollux dem Zenit. Das Sternbild Kassiopeia nordwestlich von Andromeda ist leicht zu finden. Wenn Sie eine gedachte Linie vom Großen Wagen über den Himmelspol ziehen, stoßen Sie auf das Himmels-W, wie Kassiopeia auch bezeichnet wird. Im Süden leuchtet das alles beherrschende Sternbild des Winterhimmels, der Orion. Fast jeder kennt ihn sowie sein Schwertgehänge mit dem berühmten Orionnebel, der in klaren Nächten mit freiem Auge gesehen werden kann. Nicht minder bekannt ist Sirius, der für die Ägypter des Altertums besonders wichtige Fixstern, dessen Auftauchen am Himmel die nahen Fluten des Nil ankündigte. Schon weit im Westen stehen die den Herbst beherrschenden Sternbilder Pegasus und Andromeda. Der zu letzterem gehörende berühmte Andromedanebel kann noch eine Weile gut am Himmel beobachtet werden, da die Winternächte ja bereits früh beginnen. Die Sommersternbilder dümpeln großenteils am Horizont oder sind unsichtbar geworden. Deneb im Schwan finden Sie tief im Nordwesten, den Großen Wagen ebenso tief im Nordosten. Also wirklich genügend zu sehen im Januar - zumal auch noch die Nächte lang sind.

Walter Conrad


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Otto J. Pilzer, 2011-01-01