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- Astronomie im Berchtesgadener Land -

Der Sternenhimmel im Juli 2011

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Die abgebildete Sternkarte ist für den 15. Juli um 23 Uhr Sommerzeit (MESZ) erstellt und zeigt den Sternenhimmel entsprechend am Monatsanfang rund eine Stunde später sowie am Monatsende ca. eine Stunde früher. Bzgl. Saturn, M8, M31, sowie M13 und M92 vgl. den Text. Otto Pilzer
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Mit dem Monat Juli kehrt der Hochsommer in das Land ein. Die Tage sind heiß und lang, die Nächte lau und für astronomische Beobachtungen immer noch sehr kurz. Die "reine Nachtzeit", bei der das Firmament nicht durch Sonnenstrahlen aufgehellt wird, beträgt zu Monatsanfang nur vier Stunden und zu Monatsende erst fünf Stunden. Was also liegt näher, das Teleskop nicht erst zur Nachtzeit auszupacken, sondern bereits tagsüber? Jetzt werden Sie sich natürlich fragen, was um Himmels willen denn für Sterne am helllichten Tag zu beobachten sein sollen. Nun, viele sind es nicht, um genau zu sein, nur einer - unsere Sonne. Sie ist ein Stern, wie die Tausende, die wir am Nachthimmel beobachten können, uns aber um ein Vielfaches näher, nämlich "nur" den kosmischen Katzensprung von läppischen 150 Millionen Kilometern entfernt. Damit braucht das Licht zwar gute acht Minuten, um von der Sonne zu uns zu gelangen, doch ist sie uns damit trotzdem so nah, dass wir sie nicht wie die anderen Sterne als winziges Pünktchen wahrnehmen. Wir können uns die Sonne als riesige Feuerkugel vorstellen, die mit einem Durchmesser von ca. 1,4 Millionen Kilometern ungefähr 109-mal so groß wie die Erde ist und 99,9 Prozent der gesamten Masse des Sonnensystems in sich vereint. Um sie herum kreisen die Erde und die anderen Planeten unseres Sonnensystems. Ohne die Sonne und deren wärmendes Licht wäre Leben auf unserem Planeten nicht möglich. Das haben die Menschen schon sehr früh erkannt und deshalb wurde sie von nahezu allen Kulturen als Gottheit tief verehrt. Dennoch wusste man lange Zeit relativ wenig über unsere Sonne und nach wie vor sind nicht alle Fragen und Sonnenphänomene geklärt. Besondere Rätsel gibt noch immer der Sonnenzyklus auf. Dabei handelt es sich um einen relativ regelmäßigen Zeitraum von 11 Jahren, in dem die Sonnenaktivitäten stark zunehmen, ehe sie wieder nahezu ganz abflachen. In den letzten Jahren befanden wir uns in einer relativen Ruhephase, doch nun scheint die Sonne wieder so richtig "loszulegen". Sonnenstürme, bei denen große Gas- und Strahlenmengen abgestoßen werden und auf der Erde neben den Polarlichtern auch Störungen bei elektronischen Geräten und in der Telekommunikation auslösen können, nehmen stark zu. Auch tauchen immer mehr schwarze "Punkte" auf der Sonnenscheibe auf, so genannte Sonnenflecken, die allerdings nur durch das Teleskop erkannt werden können. Bei dieser Gelegenheit bitte unbedingt beachten: Bei der Sonnenbeobachtung sind besondere Vorsichtsmaßnahmen zu ergreifen. NIEMALS darf mit dem bloßen Auge in die Sonne geschaut werden, erst recht nicht mit einem Fernrohr! Erhebliche Verletzungen im Auge bis zur ERBLINDUNG können die Folge sein! Daher bitte IMMER einen speziellen Sonnenfilter benutzen! Am besten kommen Sie einfach zu uns auf die Sternwarte, denn in den Sommermonaten finden immer wieder öffentliche Sonnenbeobachtungen statt. Die genauen Termine dazu entnehmen Sie bitte der Tagespresse oder unserer Homepage unter www.sternwarte-laufen.de. Dort können Sie auch mehr zur Sonne, den geheimnisvollen Sonnenflecken und vielen anderen astronomischen Themen bei den jeweiligen Monatsthemen nachlesen.

Wer aber doch lieber den abendlichen Sternenhimmel beobachten möchte, der wird auch diesen Monat nicht enttäuscht. Dieser trägt nunmehr eindeutig sommerliche Züge. Arcturus und Spica als zwei Eckpunkte des Frühlingsdreiecks stehen tief im Westen, Regulus im Löwen ist bereits untergegangen und hat damit das Frühlingsdreieck aufgelöst. Die Sternenkarte zeigt den Himmel am 15.7. um 23 Uhr. Das Sommerdreieck, bestehend aus den Sternen Vega in der Leier, Deneb im Schwan und Atair im Adler, steht hoch im Osten. Hoch im Süden durchschreitet Herkules den Meridian. Herkules war der Sage nach der Sohn des Zeus und der Alkmene und zeichnete sich durch besondere Kraft und Mut aus. So besiegte er u. a. den Nemeischen Löwen und die Hydra. Wie bei so manch anderem Sternbild auch lässt sich hier nur mit viel Mühe und Phantasie in dem großen und ziemlich unübersichtlichen Sternbild dieser tapfere Kämpfer erkennen. Die wirklich lohnenden Objekte im Herkules sind die zwei schönen Kugelsternhaufen M13 und M92. M13 ist der hellste und bekannteste Kugelhaufen am Nordhimmel und kann schon mit bloßem Auge als kleiner Nebel gesehen werden. Beide Kugelsternhaufen sind etwa 23.000 bzw. 25.000 Lichtjahre von uns entfernt. Westlich vom Herkules befindet sich die Nördliche Krone, ein markanter Halbkreis von Sternen. Unterhalb davon liegt der Kopf der Schlange, daneben das ebenfalls ausgedehnte aber wie auch bei Herkules aus lichtschwachen Sternen bestehende Sternbild des Schlangenträgers. Weiter tief im Süden befindet sich der Schütze, dessen südlichste Teile aber von Mitteleuropa nicht mehr gesehen werden können. In seiner Richtung liegt auch das Zentrum unserer Milchstraße, das sich allerdings hinter Dunkelwolken verbirgt. Besonders reizvoll ist der Schütze für Beobachter mit Teleskopen. Mit seinen zahlreichen galaktischen Nebeln, Kugel- und offenen Sternhaufen beherbergt er einige astronomische "Schätze". Der hellste Nebel ist der Lagunen-Nebel oder M8, der mit einer Helligkeit von 5mag bei guten Sichtbedingungen sogar mit bloßem Auge zu erkennen ist.

Wenn wir unseren Blick wieder nach Westen wenden, so finden wir das Sternbild des Bärenhüters, auch Bootes genannt, mit dem hellen Hauptstern Arcturus (0mag). Unterhalb davon steht die Jungfrau mit der 1mag hellen Spica. Oberhalb des Bärenhüters schlängelt sich der Drache zwischen dem Kleinen und dem Großen Wagen hindurch. Der Drache konnte in der griechischen Sage natürlich nur von Herkules besiegt werden und ist zirkumpolar, sinkt also in unseren Breiten nie unter den Horizont. In östlicher Richtung davon befindet sich das ebenfalls zirkumpolare Sternbild des Kepheus, das der griechischen Sage nach auf den König von Äthiopien zurückgeht. Etwas unterhalb befindet sich das Sternbild der Kassiopeia, der Gemahlin des Kepheus und Mutter der Andromeda. Die fünf hellsten Sterne bilden das auffällige "Himmels-W". Fast am Horizont in nordöstlicher Richtung befindet sich das Sternbild der Andromeda als letztes Familienmitglied (mit dem bereits mit bloßem Auge erkennbaren Andromedanebel M31). Diese wurde ausnahmsweise nicht von Herkules, sondern von dem in nördlicher Richtung am Horizont stehenden Perseus errettet.

Von den Planeten kann Mars endlich im Nordosten am Morgenhimmel erblickt werden, wobei sich sein Aufgang von 3.10 Uhr zu Monatsanfang auf ca. 2.30 Uhr zu Monatsende verfrüht. Jupiter ist im Sternbild des Widders in der zweiten Nachthälfte zu beobachten, während der Ringplanet Saturn im Sternbild der Jungfrau in der ersten Nachthälfte zu sehen ist.

Stefan Poller


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Otto J. Pilzer, 2011-07-01