- Astronomie im Berchtesgadener Land - Der Sternenhimmel im Juli 2012Die abgebildete Sternkarte ist für den 15. Juli um 23 Uhr Sommerzeit (MESZ) erstellt und zeigt den Sternenhimmel entsprechend am Monatsanfang rund eine Stunde später sowie am Monatsende ca. eine Stunde früher. Bzgl. Mars, Saturn und Neptun sowie M6, M7, M13 und M31 vgl. den Text. Otto Pilzer [Zum Vergrößern bitte Bild anklicken] Noch vier Wochen, dann sind in Bayern Schulferien. So manch einer wird dann den Urlaub in südlicheren Gefilden verbringen und vielleicht den Wunsch verspüren, einmal den Sternhimmel in Sizilien, Nordafrika oder noch weiter südlich zu betrachten. Es lohnt sich, ein Fernglas mitzunehmen, dann können Sie die bei uns oft nicht so deutlich sichtbaren Sternbilder des Südhorizonts, zum Beispiel des Schützen oder des Skorpions, ausgiebig erkunden. Der Anblick des Südsternhimmels um 23 Uhr MESZ verrät uns, dass sich Antares, der Hauptstern des Skorpions, in unserer Gegend kaum 16 Grad über den Horizont erhebt. In Syracus auf Sizilien erklimmt Antares bereits eine Höhe von 26 Grad, im Tal der Könige in Luxor (Ägypten) sind es schon deutliche 38 Grad. Und dann können Sie endlich den südlichen Teil des Skorpions betrachten, der bei uns abgeschnitten ist. Auch die Sternhaufen M 6 und M 7 entfalten dann durch ihre größere Höhe über dem Horizont ihre ganze Pracht. Gewissermaßen als Vorbereitung auf die Ferien sollten Sie sich mit den erwähnten Sternbildern in einer klaren Nacht mit guten Sichtbedingungen vertraut machen. Das Sternbild Schütze ist besonders reich an offenen und kugelförmigen Sternhaufen, die im Fernglas deutlich wahrzunehmen sind. Aber bleiben wir in unserer Gegend. Ein besonderes Ereignis gleich zu Beginn des Monats sei hervorgehoben: noch deutlich vor der Morgendämmerung des 1. Juli zeigen sich im Osten der glänzend helle Morgenstern Venus, Jupiter und Aldebaran im sternenreichen Sternbild des Stieres nahe beieinander und bieten ein seltenes Schauspiel. Am 15. Juli gesellt sich die Sichel des Mondes dazu, ja der Mond bedeckt sogar zwischen 3 und 5 Uhr früh den Jupiter. Am 12. erreicht Venus mit -4.7 mag ihren hellsten Glanz. Jupiter mit -2.2 mag und der Hauptstern des Stiers, Aldebaran, mit 0.87 mag können da nicht mithalten. Neun Tage später ergibt sich wieder eine besondere Konstellation: die Sichel des zunehmenden Mondes, der Hauptstern der Jungfrau, Spica, sowie Mars und Saturn bilden eine schön anzuschauende Vierergruppe am tiefen Westhimmel. Nur noch eine halbe Stunde bleiben Fernrohrbesitzern Zeit zur Beobachtung von Mars und Saturn, dann verschwinden beide im Dunst des Abendhimmels. Merkur hat sich bereits im Vormonat vom Abendhimmel verabschiedet. Uranus geht erst weit nach Mitternacht auf und kann frühestens eine Stunde danach erfolgreich beobachtet werden. Neptun ist ebenfalls ein Planet der zweiten Nachthälfte, geht zum 1. um Mitternacht und am 31. gegen 22 Uhr auf. Allerdings sollte man eines der zahlreich angebotenen Aufsuchkärtchen verwenden, um beide Planeten unter Zuhilfenahme mindestens eines guten Fernglases zu finden. Das Band der Milchstrasse zieht sich quer über den Sternhimmel von Süd über Südost nach Norden, eingebettet der hoch stehende Adler mit Atair, Schwan mit Hauptstern Deneb und etwas westlich des Milchstraßenbands die Leier mit Vega. Diese drei Hauptsterne bilden das Sommerdreieck, das sich hervorragend zur Orientierung am Sommersternhimmel eignet. Interessant, aber bei genauerem Hinsehen nicht verwunderlich ist, dass diese drei Sterne zu den hellsten des nördlichen Himmelsareals gehören: Vega ist mit 0 mag der hellste der drei und ungefähr gleich hell wie Arcturus. Mit 25 Lichtjahren Entfernung gehört Vega zur Nachbarschaft unserer Sonne. Neben den beiden oben erwähnten südlichen Sternbildern Schütze und Skorpion befindet sich westlich der Milchstrasse fast im Zenit das Sternbild Herkules mit dem berühmten Kugelsternhaufen M 13. Etwas weiter erstreckt sich der Kopf der Schlange mit dem Schlangenträger und noch etwas weiter im Westen schließen sich die Nördliche Krone (Corona Borealis) und der Bärenhüter (Bootes) mit seinem Alphastern Arcturus (um die 0 mag hell) an. Südwestlich davon erstreckt sich das Tierkreissternbild Jungfrau, in welchem sich zurzeit Saturn und Mars aufhalten. Im Norden stehen der Große Wagen (in der Literatur auch Großer Bär bzw. Ursa Major genannt) fast senkrecht im Nordwesten, tief im Nordosten Perseus mit dem Teufelsstern Algol, der Namensgeber unzähliger veränderlicher Sterne ist. Etwas östlicher befindet sich das markante Sternbild Pegasus mit seinem fast quadratischen Mittelteil und die sich direkt anschließende Andromeda. Deren berühmter "Nebel" M 31, eine Galaxie von 140.000 Lichtjahren Durchmesser, gehört zur Nachbarschaft unserer eigenen Galaxie, der Milchstrasse. Die Delta-Aquariden, ein Meteorstrom, dessen Radiant im Sternbild Wassermann liegt, treten von Mitte Juli bis in die erste Hälfte des August auf, mit einem allerdings recht ungenauen Maximum am 27. Juli ab Mitternacht bei einer Rate von bis zu 20 Meteoren je Stunde. Man liegt sicherlich richtig damit, wenn man bereits ein bis zwei Tage vorher und nachher nach den Sternschnuppen Ausschau hält. Ein weiterer Strom tritt etwas früher auf (am 2. Juli) und nennt sich Alpha-Capricorniden. Wie der lateinische Name schon ahnen lässt, hat der Sternschnuppenschwarm seinen scheinbaren Ursprung im Sternbild Steinbock, ist also ebenfalls ein Schwarm der zweiten Nachthälfte, der allerdings im Maximum am 29. Juli nur bis zu 10 Meteore je Stunde erwarten lässt. Was gibt es noch Aufregendes für den Rest des Jahres? Die bedeutenderen Ereignisse haben bereits in der ersten Jahreshälfte stattgefunden. Am 13./14. November findet eine totale Sonnenfinsternis statt und am 28. November wird der Mond zur Hälfte verfinstert: beide Finsternisse sind leider für Mitteleuropäer unbeobachtbar. Der Riesenplanet Jupiter steht in der Nacht vom 2. auf den 3. Dezember im Sternbild Stier in Opposition. Das heißt dann, dass er seine geringste Entfernung zur Erde einnimmt, das Planetenscheibchen im Fernrohr stark angewachsen sein wird - kurz gesagt, beste Beobachtungsbedingungen herrschen werden. Ein wohlfeiles Objekt für die langen Nächte im Dezember! Walter Conrad
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