LOGO

- Astronomie im Berchtesgadener Land -

Der Sternenhimmel im August 2012

[1208_sternenhimmel_kk.jpg]
Die abgebildete Sternkarte ist für den 15. August um 23 Uhr Sommerzeit (MESZ) erstellt und bildet den Sternenhimmel entsprechend am Monatsanfang rund eine Stunde später sowie am Monatsende ca. eine Stunde früher ab. Bei M13 handelt es sich um den hellsten Kugelsternhaufen am nördlichen Himmel, der ein schönes Feldstecher-Objekt darstellt und unter guten Bedingungen auch mit bloßem Auge sichtbar ist (wichtig dabei: gute Adaption an die Dunkelheit). Die Andromedagalaxie M31, die hellste Galaxie am nördlichen Himmel, kann als einzige ihrer Art bei uns mit bloßem Auge gesehen werden. Bzgl. Uranus vgl. den Text. Otto Pilzer
[Zum Vergrößern bitte Bild anklicken]

Der Sommer erreicht seinen Höhepunkt und mit etwas Glück gibt es viel Sonnenschein und laue Nächte. Im Vergleich zum Sommeranfang im Juni sind die Nächte nunmehr auch schon wieder um fast zwei Stunden länger. Ob man daher seine Ferien oder seinen Urlaub in den Bergen verbringt oder in südlicheren Gefilden am Strand liegt, nun ist die beste Zeit die volle Pracht einer sternenklaren Nacht zu genießen.

Die Sternenkarte zeigt den Nachthimmel am 15. des Monats um 23.00 Uhr mitteleuropäischer Sommerzeit. Quer von Nordosten nach Südwesten schimmert das aus Abertausenden glitzernder Sternen bestehende Band der sommerlichen Milchstraße über den Nachthimmel. Um in den vollen Beobachtungsgenuss zu kommen, ist nicht nur jede störende irdische Lichtquelle zu meiden, sondern am besten auch die Neumondphase Mitte August zu nutzen. Die Bezeichnung "Milchstraße" hat ihren Ursprung in der griechischen Mythologie. Nach dem Willen des Göttervaters Zeus sollte der von ihm mit der sterblichen Alkmene gezeugte Herkules die Unsterblichkeit erlangen. Dazu legte er ihn seiner schlafenden Gattin Hera an die Brust. Herkules aber - schon ganz der spätere Held - saugte so heftig, dass Hera erwachte und ihn wegstieß. Aus der dabei wegspritzenden Milch soll der Sage nach die Milchstraße entstanden sein. Aber bereits schon der Grieche Demokrit von Abdera (470 - 380 v. Chr.) erkannte als Erster die Milchstraße als ein "Lichtband", welches durch viele, weitentfernte Sterne erzeugt wird. Erst mit Erfindung des Fernrohrs konnte diese Vermutung auch belegt werden. Langwierige und sorgfältige Sternzählungen führten zu der Erkenntnis, dass all diese Sterne zu einem riesigen Sternensystem gehören, der Galaxis, wozu auch unsere Sonne zählt. Sie ist eine von insgesamt rund 100 Milliarden Sternen, die, im äußeren Drittel stehend, an der galaktischen Rotation teilnimmt und so alle 240 Millionen Jahre einmal um das Zentrum wandert. Zahlreiche weitere Beobachtungen führten zur Erkenntnis, dass die Galaxis eine flache Scheibe aus Sternen und interstellarer Materie mit einer deutlichen Verdickung in der Zentralregion, dem so genannten Halo, darstellt. Könnte man senkrecht von weit außerhalb auf unsere Milchstraße blicken, so würde man außerdem die spiralige Struktur unseres Sternensystems erkennen. Von der Erde aus betrachtet entsteht so der Eindruck eines hell leuchtenden Bandes.

Auf der Sternkarte sehen wir ganz im Nordosten gleich zu Anfang der Milchstraße die Sternbilder des Perseus, des Fuhrmanns mit der hellen Capella, Kassiopeia und Kepheus. Das Sternbild des Schwanes mit dem hellen Deneb und die Leier mit deren Hauptstern Vega befinden sich scheinbar im Zentrum der Milchstraße, die Sternbilder des Adlers und des Schildes begleiten schließlich die Milchstraße in ihrem Abstieg nach Südwesten, wo es auf das Sternbild des Schützen trifft. Südöstlich von Vega in der Leier befindet sich Deneb im Schwan. Zusammen mit Atair im Adler steht das Sommerdreieck damit nun hoch im Süden. Weiter im Osten befinden sich Pegasus und Wassermann, während im Westen Herkules und Bärenhüter mit dem hellen Arcturus am Nachthimmel ihren Glanz entfalten.

Auch die Planeten unseres Sonnensystems bieten diesen Monat wieder reichlich schöne Beobachtungsgelegenheiten. Der Himmelsbote Merkur als sonnennächster Planet gestattet ab dem 14. August eine gute Morgensichtbarkeit. Um ca. halb fünf Uhr früh taucht er als mit bloßem Auge gut sichtbarer Lichtpunkt knapp über den Osthorizont auf. Bis zum Monatsende nimmt seine Helligkeit bis auf -1,2mag zu, wobei sich allerdings auch sein Aufgang um ca. eine Stunde auf kurz vor halb sechs Uhr früh verspätet. Das eigentliche "Schmankerl" am Morgenhimmel aber ist die Liebesgöttin Venus. Den ganzen August über erscheint sie ab kurz nach halb drei Uhr früh über dem Osthorizont. Mit -4,3mag ist sie nach dem Mond das hellste Objekt am Firmament. Für Fernrohrbesitzer zeigt sich Venus am 15. von ihrer "halben Seite": dann nämlich herrscht "Dichotomie", wenn also die Venus von der Sonne nur halb beleuchtet und so zur "Halbvenus" wird. Ebenfalls in der zweiten Nachthälfte kann Jupiter aufgespürt werden. Im Sternbild des Stieres geht er zu Monatsanfang um ca. halb zwei Uhr früh auf, wobei er im Laufe des Monats sein Erscheinen um fast zwei Stunden auf halb zwölf Uhr früh vorverlagert. Darüber hinaus steigert er auch noch seine Helligkeit auf -2,3mag. Die Planeten Mars und Saturn dagegen sind Objekte der ersten Nachthälfte. Mars bewegt sich im Sternbild der Jungfrau, wo sich auch der Ringplanet Saturn "herumtreibt". Zwischen dem 11. und dem 17. August wandert Mars scheinbar sehr nah an Saturn vorbei. Außerdem befindet sich noch Spica, der hellste Stern im Sternbild der Jungfrau, ganz in der Nähe; ein schönes "Dreigestirn" aus Saturn, Mars und Spica entsteht. Für die Experten sei schließlich noch Uranus erwähnt. Mit 5,7mag befindet er sich im Sternbild des Walfisches scharf an der Helligkeitsgrenze für Beobachtungen mit dem bloßen Auge.

Wen all das nicht sonderlich interessiert, der sollte wenigstens in den Nächten zwischen dem 9. und 13. August ab und an einen Blick nach oben werfen. Es ist dann wieder die Zeit der Laurentiustränen, im Volksmund nach dem Märtyrer Laurentius benannt. Insbesondere in der Nacht vom 11. auf den 12. August fallen bis zu hundert Sternschnuppen in der Stunde vom Himmel. Manchmal können sogar ganz besonders helle Objekte, die so genannten Feuerkugeln oder Boliden, beobachtet werden. Die Astronomen bezeichnen diesen Sternschnuppenstrom als Perseiden, da sie aus dem Sternbild des Perseus zu kommen scheinen.

Zuletzt noch die Monddaten: Halbmond ist am 9. und am 24., Neumond am 17. und Vollmond am 2. und am 31. August. Damit gibt es im August zwei Vollmonde. Im englischen Sprachraum wird dieser zweite Vollmond innerhalb eines Monats als "blue moon" bezeichnet, wobei es ungefähr alle 2,5 Jahre zu diesem Phänomen kommt.

Stefan Poller


Zum Monatsthema August 2012

Zu den anderen Sternenhimmel-Artikeln


[AAL] Zurück zur Home Page der AAL
Otto J. Pilzer, 2012-08-01