- Astronomie im Berchtesgadener Land - Der Sternenhimmel im April 2013Die abgebildete Sternkarte ist für den 15. April um 23 Uhr Sommerzeit (MESZ) erstellt und bildet den Sternenhimmel entsprechend am Monatsanfang rund eine Stunde später sowie am Monatsende ca. eine Stunde früher ab. Bzgl. Jupiter, Saturn, M13 und M44 vgl. den Text. Otto Pilzer [Zum Vergrößern bitte Bild anklicken] Nach der Tag- und Nachtgleiche vom vergangenen Monat nehmen nun im April die Tage rasant zu und die Nächte entsprechend ab. Die Sonne geht am 1. April um 6:45 MESZ auf und um 19:40 Uhr unter. Ende des Monats sind die Zeiten bereits bei 5:50 Uhr und für den Untergang bei 20:20 Uhr. Zieht man die Dämmerungszeiten von mehr als zwei Stunden von Untergang bis Aufgang ab, so bleiben dem Amateurastronomen am Ende des Monats ganze 8 Stunden zum Beobachten übrig. Dafür bietet der Himmel in der 1. Hälfte mangels Aufhellung durch den Mond, der sich mit schmaler Sichel erst wieder um den 12. April am Abendhimmel zeigt, beste Sicht für Deep-Sky-Objekte wie Nebel und Sternhaufen. Das erste Viertel des Mondes ist am 18. erreicht, der Vollmond steht am 25. April am Himmel. Blicken wir nach Süden, so fällt uns hoch am Himmel ein Sternbild auf: der Löwe. Sein Alpha-Stern Regulus zählt mit einer Helligkeit von 1,36 mag zu den hellsten Sternen, die auf der Nordhalbkugel sichtbar sind. Sein Durchmesser ist mehr als 3x und seine Leuchtkraft 138x größer als die Sonne. Seine Oberflächentemperatur von 13 000 Kelvin (Sonne: 5800 Kelvin) deutet an, dass Regulus blau leuchtet. Zusammen mit Arcturus im Bärenhüter und Spica in der Jungfrau bildet Regulus das Frühlingsdreieck. Die beiden benachbarten Sternbilder Bärenhüter (Bootes) und Nördliche Krone (Corona Borealis) sind, besonders für Fernrohrbesitzer interessant, reich an Doppelsternen. Der Hauptstern Spica ist ein bedeckungsveränderlicher Stern, welcher ähnlich wie der Stern Algol im Perseus seine scheinbare Helligkeit regelmäßig verändert. Im Gegensatz zu Algol (Schwankung zwischen 2,3 und 3,5 mag) ist die Variation der Helligkeit bei Spica visuell kaum wahrnehmbar (zwischen 0,92 und 0,98 mag). Berühmt ist das Sternbild Jungfrau wegen seiner vielen Galaxien, die zu einem Haufen gehören, dem Virgohaufen (lateinisch Virgo für Jungfrau). Allerdings sind diese Haufenmitglieder, zu denen viele Messier-Objekte gehören, allesamt nur mit lichtstarken Fernrohren (von 8-Zoll-Durchmesser aufwärts) zu beobachten. Ebenfalls zum Sternbild Jungfrau gehört der berühmte Quasar 3C273, der 1963 entdeckt wurde. Ein Teil der Mitglieder des Virgohaufens gehören schon zum nördlich angrenzenden Sternbild Coma Berenices (Haar der Berenike). Um 23 Uhr ist das Wintersternbild Orion bereits zur Hälfte am westlichen Horizont verschwunden, die Sternbilder Zwillinge mit Castor und Pollux, Fuhrmann mit Capella und Perseus sind nur noch wenige Stunden am Firmament. Lediglich der Krebs steht noch hoch genug, um den berühmten offenen Sternhaufen Praesepe Messier 44, der bereits in antiken Quellen genannt wird, mit seinen 350 Sternen bewundern zu können. Er ist bei dunklem Nachthimmel bereits mit freiem Auge als Wölkchen zu erkennen. Mit einem nicht zu stark vergrößernden und lichtstarken Fernglas ist der Anblick besonders schön. Blickt man nach Osten, so können wir schon einige Sternbilder erkennen, die uns im Sommer begleiten werden: Links von der Nördlichen Krone erkennen wir das markante Sternbild Herkules mit dem berühmten Kugelsternhaufen M 13, noch weiter im Nordosten schließt sich die Leier mit dem hellen Stern Vega an und tief am Horizont steigt das Sternbild Schwan mit Deneb als Hauptstern aus dem Dunstschleier empor. Blicken Sie dagegen zum Zenit, so sehen Sie den allseits bekannten Großen Wagen (Großen Bär) mit seiner markanten Deichsel. Der Vorletzte der Deichselsterne, Zeta Ursae Maioris, hat den arabischen Namen Mizar. Dieser Stern hat einen Begleiter namens Alkor (ebenfalls aus dem Arabischen), der mit freiem Auge gut zu erkennen und als Augenprüfer in der Astronomie bekannt ist. Wenn Sie also diesen Doppelstern Mizar-Alkor tatsächlich erkennen können, so können Sie behaupten, dass Ihre Augen in Ordnung sind. Nun verlassen wir mal die Welt der Fixsterne und wenden uns den Wandelsternen zu. Während uns der Riesenplanet Jupiter, der uns die vergangenen Monate dominierend am Himmel begleitet hat, im Westen verlassen wird, taucht bereits Ersatz für den Verlust auf: der Ringplanet Saturn. Er geht Anfang des Monats um 22 Uhr auf, so dass er die ganze Nacht für uns zur Verfügung steht. Ende des Monats erreicht er seine Oppositionsstellung, sein Scheibchen ist also dann im Fernrohr maximal groß, sein zurzeit weit geöffnetes Ringsystem besonders gut zu beobachten. Wenn Sie zu den Glücklichen zählen und eine exzellente Sicht haben, so wird es Ihnen mit Ihrem Fernrohr gelingen, die Cassini-Teilung des Rings zu erkennen. Aber schon im Fernglas ist der Ring zu erkennen, wenn Sie eine besonders ruhige Hand haben oder das Glas gut aufstützen. Versuchen Sie's mal, es wird Ihnen gelingen. Leider sind die übrigen Planeten nicht so großzügig, sie bleiben allesamt im April verborgen. Machen wir uns nichts daraus, sie werden uns in den kommenden Monaten wieder erscheinen und uns als Morgen- oder Abendstern mit hellem Schein beglücken oder als roter Planet Mars Ende Juli wieder am Morgenhimmel auftauchen. Vielleicht gelingt Ihnen ein letzter Blick auf den entschwindenden Kometen PanSTARRS, wenn Sie bei guter Sicht bis zum nördlichen Horizont Ihr Fernglas Mitte des Monats auf das Gebiet etwa 3 Grad unterhalb des Hauptsterns Alpha in der Kassiopeia richten; er sollte dann noch eine Helligkeit von etwa 6 mag aufweisen. Den Bahnverlauf finden Sie in einer Aufsuchkarte im Monatsthema März. Der im April auftretende Sternschnuppenschwarm der Lyriden war schon in der Antike bekannt (chinesische Beobachter berichteten hiervon bereits im 6. Jahrhundert vor Chr.). Er ist vom 14. bis 24. April aktiv mit einem nicht sehr ausgeprägten Maximum am 22. des Monats, in dem bis zu 20 Meteore pro Stunde auftreten können. Der Radiant (Ausgangspunkt) der Lyriden liegt, und das deutet schon der Name an, in der Nähe des Hauptsterns Vega in der Leier (Lyra). Dieses Sternbild liegt Mitte des Monats tief im Nordosten. Die Lyriden können also zwischen 23 Uhr und 5 Uhr früh am Besten beobachtet werden. Walter Conrad
Zu den anderen Sternenhimmel-Artikeln
Zurück zur Home Page der AAL Otto J. Pilzer, 2013-04-01 |