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- Astronomie im Berchtesgadener Land -

Der Sternenhimmel im Juni 2013

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Die abgebildete Sternkarte ist für den 15. Juni um 23 Uhr Sommerzeit (MESZ) erstellt und bildet den Sternenhimmel entsprechend am Monatsanfang rund eine Stunde später sowie am Monatsende ca. eine Stunde früher ab. M13, der hellste Kugelsternhaufen am Nordhimmel, ist nach Adaption der Augen an die Dunkelheit bei klarem dunklem Himmel gerade noch freisichtig zu beobachten. M31 stellt die Andromedagalaxie dar - die hellste Galaxie am nördlichen Himmel und die einzige ihrer Art, die bei uns mit bloßem Auge sichtbar ist; man muss allerdings warten, bis sie nach Mitternacht hoch genug über dem Horizont steht. Bzgl. Saturn vgl. den Text. Otto Pilzer
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Dieses Jahr war der Winter besonders lang und dunkel. So wenige Sonnenstunden wie dieses Jahr im Winter gab es schon lange nicht mehr. Gerade für uns Astronomen war dies besonders misslich, weil es auch sehr wenige Beobachtungsmöglichkeiten gab. Nun ist Gott sei Dank endlich wieder Sommer! Vielleicht wird uns ja ein Ausgleich mit vielen Sonnenstunden und klaren, lauen Sommernächten geboten. Für den Astronomen bedeutet dies aber zugleich eine Zeit, in der es nachts fast nicht mehr richtig dunkel wird. Am 21. steht die Sonne im Sommerpunkt, es ist die Zeit der Sommersonnenwende. Das Jahr neigt sich mit dem längsten Tag und der kürzesten Nacht seinem Höhepunkt zu. Bereits schon zehn Minuten nach fünf Uhr morgens geht die Sonne in unseren Breiten auf, während sie erst gegen halb zehn Uhr nachts untergeht. Berücksichtigt man noch Dämmerung (Beginn ca. halb vier Uhr morgens und Ende ca. halb zwölf Uhr nachts), so besteht die Nacht nur noch aus knapp vier Stunden. Für Beobachtungen am Nachthimmel bleibt also nicht mehr allzu viel Zeit übrig. Noch weiter im Norden wie etwa in Skandinavien sinkt die Sonne sogar überhaupt nicht mehr unter den Horizont hinab, es herrscht die Zeit der Mitternachtssonne.

Wenden wir uns zunächst den Planeten unseres Sonnensystems zu. Merkur bietet in der ersten Monatshälfte eine relativ gute Abendsichtbarkeit. Nachdem Pluto seinen "Planetenstatus" aberkannt bekam, ist Merkur mit einem Durchmesser von knapp 4.880 Kilometern nunmehr der kleinste Planet unseres Sonnensystems. Mit einer durchschnittlichen Sonnenentfernung von ca. 58 Millionen Kilometern ist er zugleich der sonnennächste und somit auch schnellste Planet im Sonnensystem. Außerdem hält er noch einen weiteren Rekord im Sonnensystem: mit einer maximalen Tagestemperatur von rund +430 Grad Celsius und einer Nachttemperatur von bis zu -170 Grad Celsius hat er die größten Temperaturschwankungen aller Planeten. Benannt ist er nach dem römischen Gott Mercurius, dessen Name wiederum auf das lateinische Wort "merx", was übersetzt "Ware" bedeutet, zurückgeht. Die Römer haben dabei mehr oder weniger den griechischen Gott "Hermes" übernommen und lediglich dessen Bezeichnung lateinisiert. Wie auch Hermes galt Mercurius oder eingedeutscht Merkur als Götterbote und war zugleich der Gott der Händler und der Diebe. Merkur kann diesen Monat nun in den Abendstunden kurz nach Sonnenuntergang tief im Westen beobachtet werden. Er ist zwar mit -0,3mag relativ hell, doch ist der Nachthimmel im Westen noch relativ lange von der bereits untergegangenen Sonne aufgehellt, so dass sich die Beobachtung nicht ganz einfach gestaltet. Ab dem 12. zieht sich Merkur dann zunehmend vom Nachthimmel zurück und seine Beobachtung ist nur noch mit einem Fernrohr möglich. Wer ein solches besitzt, sollte sich den 20. Juni vormerken. Dann kommt es zu einer Begegnung mit Venus, die ihre Stellung als Abendstern im Laufe des Monats nur langsam ausbaut. Die Helligkeit von Venus bleibt während des ganzen Monats bei -3,8mag. Mars und Jupiter bleiben dagegen leider unbeobachtbar. Dafür kann Saturn mit seinen Ringen im Sternbild Jungfrau beobachtet werden. Seine Helligkeit geht zwar im Laufe des Monats auf 0,5mag zurück, dennoch bietet er ein ausgezeichnetes Beobachtungsobjekt in der ersten Nachthälfte. Auch die beiden äußeren Planeten Uranus und Neptun tauchen diesen Monat am Nachthimmel wieder auf. Uranus kann hierbei ab ca. 3 Uhr morgens knapp über dem Osthorizont aufgefunden werden. Auch Neptun ist ab Monatsmitte um kurz nach 1 Uhr früh im Sternbild Wassermann beobachtbar. Für beide Planeten braucht man aber ein Fernrohr, da Uranus nur ca. 5,8mag und Neptun gar nur ca. 7,9mag hell sind.

Neben den Planeten kann auch der Fixsternhimmel mit Hilfe der abgebildeten Sternenkarte betrachtet werden. Die Sternenkarte zeigt - wie stets im Sommer - den Nachthimmel um 23 Uhr zur Monatsmitte. Noch ist es dabei nicht ganz dunkel, die letzten Strahlen der Sonne bewirken eine deutlich merkbare Aufhellung am westlichen Horizont. Das erleichtert natürlich nicht unbedingt die Orientierung am Nachthimmel, da lichtschwächere Objekte kaum oder gar nicht erkennbar sind. Am besten hilft einem da noch die Sternenkarte. Dazu hält man diese senkrecht über den Kopf, wobei die obere Seite nach Norden auszurichten ist. Dementsprechend bildet die Karte unten die südlichen Gefilde des nächtlichen Himmels ab, während der Westhimmel rechts und der Osthimmel links auf der Karte dargestellt werden. Mit Ausnahme der Planeten ist diese Karte auch zu Monatsanfang, dann allerdings eine Stunde später, und zu Monatsende eine Stunde früher gültig. Beginnen wir am Westhimmel: dort finden wir immer noch die typischen Frühlingssternbilder, allen voran das Sternbild des Löwen mit seinem Hauptstern Regulus. Neben dem Löwen in Richtung Zenit befindet sich das Haar der Berenike und noch etwas weiter der Bärenhüter oder Bootes mit dem hellen Arcturus. Schräg darunter in südwestlicher Richtung liegt das Sternbild der Jungfrau mit der hellen Spica, welche zusammen mit dem eingangs erwähnten Regulus das Frühlingsdreieck bilden. Auch zu dieser Zeit stellen diese drei hellen Sterne eine gute Orientierungshilfe am westlichen Sternenhimmel dar. Am östlichen Firmament befinden sich ebenfalls drei helle Fixpunkte: Atair im Adler, Vega in der Leier und Deneb im Schwan. Zusammen bilden sie das so genannte Sommerdreieck, welches damit komplett aufgegangen ist. Die Wintersternbilder können dagegen - wenn überhaupt - nur noch teilweise beobachtet werden; zum Großteil befinden sich nun unter der Horizontlinie.

Stefan Poller


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Otto J. Pilzer, 2013-06-01