- Astronomie im Berchtesgadener Land - Der Sternenhimmel im August 2013Die abgebildete Sternkarte ist für den 15. August um 23 Uhr Sommerzeit (MESZ) erstellt und bildet den Sternenhimmel entsprechend am Monatsanfang rund eine Stunde später sowie am Monatsende ca. eine Stunde früher ab. Bei M13 handelt es sich um den hellsten Kugelsternhaufen am nördlichen Himmel, der ein schönes Feldstecher-Objekt darstellt und unter guten Bedingungen auch mit bloßem Auge sichtbar ist (wichtig dabei: gute Adaption an die Dunkelheit). Die Andromedagalaxie M31, die hellste Galaxie am nördlichen Himmel, kann als einzige ihrer Art bei uns mit bloßem Auge gesehen werden. Der Ringplanet Saturn ist nach Einsetzen der Dämmerung beobachtbar, solange er noch hoch genug über dem Horizont steht. Bzgl. M8, M11, M16, M17, M20 und M21 vgl. den Text. Otto Pilzer [Zum Vergrößern bitte Bild anklicken] Den Monat August verbinden die meisten mit der schönsten Zeit des Jahres. Beginnen für die Kinder in Bayern doch die langen Ferien und auch der Großteil der Berufstätigen darf sich auf Urlaub freuen. Neben den schon länger gehegten Urlaubsplänen findet man dann öfters als sonst auch Muße für vernachlässigte Hobbys und neue Horizonte, z.B. einen ausgiebigen Blick nach oben auf unser Sternenzelt. Hilfreich ist dabei auch, dass die Nächte wieder deutlich länger werden (zur Monatsmitte ist es ca. 6 Stunden richtig dunkel) und die Abend- und Nachttemperaturen im August meist trotzdem noch in einem angenehmen Rahmen bleiben. Ausgangspunkt unserer Reise soll das Sommerdreieck sein, das sich zum Zeitpunkt, für den die abgebildete Sternkarte erstellt wurde (Monatsmitte 23 Uhr MESZ), fast senkrecht über uns befindet. Es ist recht leicht zu identifizieren, weil die Ecken dieses gedachten Dreiecks aus den hellsten Sternen der umliegenden Sternbilder gebildet werden, nämlich Deneb im Schwan, Atair im Adler und Wega in der Leier. Schon während der Dämmerung funkeln uns diese drei Sterne zu und künden eine hoffentlich klare Nacht an. Mit fortschreitender Dämmerung tauchen dann nach und nach lichtschwächere Sterne auf, so dass auch die Flügel des Schwans und schließlich sein langer Hals sichtbar werden. Auch die vier schwachen Sterne der Leier, die die Raute bilden, sind dann schon zu erkennen. Östlich des Schwans zeigt sich bereits Pegasus, der als Herbstviereck die bevorstehende Jahreszeit ankündigt. Der linke obere Stern des Vierecks gehört eigentlich schon zur Andromeda, die sich unmittelbar anschließt. Im Nordosten befinden sich das ganzjährig sichtbare Himmels-W der Kassiopeia und der momentan erst knapp über dem Horizont stehende Perseus. In der anderen Richtung, nämlich westlich der Leier finden wir zuerst das große Sternbild des Herkules, aber auch die Nördliche Krone und der Bärenhüter (Bootes) werden langsam sichtbar, wenngleich der aufgehellte Westhorizont zunächst noch Schwierigkeiten dabei bereitet. Wenn es ab 22:30 Uhr dann endlich richtig dunkel geworden ist und wir uns gleichzeitig über sehr klare Luft freuen können, macht sich unter all den Sternen eine flächige Aufhellung bemerkbar, die sich über das ganze Firmament zieht. Es handelt sich um das Band der Milchstraße, das sich von Norden ausgehend entlang der Sternbilder Perseus, Kassiopeia, Schwan, Adler bis zu Schütze und Skorpion am Südhorizont erstreckt (und sogar darüber hinaus). Die Milchstraße ist unsere eigene Heimatgalaxie, eine rotierende diskusförmige Scheibe von 200 Milliarden Sternen und Gaswolken, die sich vor allem in sogenannten Spiralarmen konzentrieren. Von außen betrachtet (z.B. aus 2 Mio. Lichtjahren Entfernung) würde sie unserem extragalaktischen Nachbarn, der großen Andromeda-Galaxie M31, stark ähneln. Dieses Sternsystem haben sicher schon einige gesehen, entweder mit Feldstecher oder sogar mit dem bloßen Auge, insbesondere wenn es im Herbst- und Winterhalbjahr noch höher am Himmel steht. Da wir uns als "Bewohner der Milchstraße" jedoch innerhalb unserer Galaxie befinden (etwa im äußeren Drittel), bleibt uns diese Sichtweise versperrt. Stattdessen nehmen wir die Gesamtheit ihrer Sterne und Gaswolken als diffus leuchtendes Band wahr, das sich zum Zentrum hin deutlich verbreitert und dort auch heller wird. Das Zentrum befindet sich im Bereich von Schütze und Skorpion und ist von Mitteleuropa aus leider kaum zu sehen. Wenn man diesen Monat seinen Urlaub in Südeuropa verbringt, hat man bessere Aussichten, da sich dieser Himmelsabschnitt dort deutlich höher über den Horizont erhebt. Befindet man sich sogar auf der Südhalbkugel der Erde, kann das Zentrum der Milchstraße (auch "Bulge" genannt) sogar bis zum Zenit wandern. Es eröffnet sich dann eine Ansicht, die einem die Sprache verschlägt. Es bleibt nur noch andächtiges Staunen und wie ein Astronaut begreift man plötzlich: Ich bin nicht nur Erdenbürger - ich bin auch ein Bewohner unserer Galaxie - ja des gesamten Universums.
Jetzt ist Milchstraßen-SaisonAber auch Zuhause kann man manchmal noch schöne Blicke auf die Milchstraße genießen. Bei Föhnlage oder kurz nach einem Regenschauer, wenn die Luft rein gewaschen wurde und die Wolken plötzlich aufreißen, hat man die besten Chancen dazu. Das Wichtigste ist ein möglichst dunkler Beobachtungsplatz - im Idealfall sogar ein Berg, denn bis dorthin ist die sonst allgegenwärtige Lichtverschmutzung erst zum Teil vorgedrungen. Die Milchstraße ist nicht homogen, sondern es fallen hellere und dunklere Flecken auf. Der Hals des Schwans liegt in einem recht hellen Bereich, während unmittelbar östlich davon die Helligkeit abrupt absinkt. Folgt man dem Verlauf weiter nach Süden ins Sternbild Adler, schaut es eher so aus, als spalte sich das Milchstraßenband auf - in einen helleren östlichen und etwas schwächeren westlichen Zweig mit einer "dunklen Mitte". So ein zentrales Dunkelband finden wir sehr häufig. Eigentlich entsteht in diesen Bereichen das meiste Licht, weil dort die Sterndichte am höchsten ist. Gas- und Staubwolken schwächen oder absorbieren dieses Licht der dahinterliegenden Sterne jedoch - man spricht deshalb auch von Dunkelwolken. Während sich der westliche Zweig des Milchstraßenbandes im Horizontdunst verliert, kann der leuchtstärkere östliche Abschnitt weiter verfolgt werden und gipfelt helligkeitsmäßig südlich des Adlers in der hellen Schildwolke, die einen beträchtlichen Teil des kleinen Sternbilds Schild einnimmt. Die Schildwolke ist die reichste Sternansammlung, die man von Norden aus sehen kann und lässt sich ganz einfach folgendermaßen charakterisieren: "Milchstraße mit wenig Dunkelwolken im Vordergrund". An ihrem Nordrand findet man den offenen Sternhaufen M11, der mit einer Helligkeit von 6mag leicht im Fernstecher zu entdecken ist, aber erst im kleinen Fernrohr seine volle Pracht entfaltet. Noch weiter südlich können wir die Ausläufer der Sternbilder Schütze und Skorpion erkennen. Nur bei sehr guter Horizontsicht kann man auch das Milchstraßenband bis hierher, dem zentralen "Bulge" unserer Galaxie, verfolgen. Hier finden wir besonders viele leuchtende Gasnebel, eine andere Erscheinungsform der bereits erwähnten Dunkelwolken. In Bildern erscheinen sie als blaue Reflexionsnebel, wenn sie von nahen Vordergrundsternen beleuchtet werden und deren Licht reflektieren. Rötliches Licht senden sie aus, wenn ihre Wasserstoffatome durch umliegende Sterne hoch genug zum "Selbst-Leuchten" angeregt werden (H-alpha-Strahlung). Das menschliche Auge ist bei Dunkelheit jedoch nicht in der Lage, diese Farben zu erfassen ("nachts sind alle Katzen grau") - wir sehen nur ihre Aufhellungen. Zu den nördlicheren gehören Adlernebel M16 und Omeganebel M17 im Übergangsbereich zwischen Schild und Skorpion. Die schönsten, Trifidnebel M20/M21 und Lagunennebel M8, sind leider noch mal zehn Grad südlicher angesiedelt - mitten im Sternbild Schütze. Des Weiteren tummeln sich hier auch viele Sternhaufen, die man gar nicht alle einzeln identifizieren muss - es macht auch so Spaß, in diesem Gewimmel mit dem Feldstecher umher zu streifen. Nachdem die hellen Planeten in diesem Monat nur horizontnah hauptsächlich vor der Morgendämmerung in Erscheinung treten, habe ich zugunsten der Milchstraße auf eine Beschreibung verzichtet. Auf den jährlich wiederkehrenden Sternschnuppenstrom der Perseiden will ich jedoch unbedingt noch hinweisen, aber das lässt sich sowieso perfekt mit einer Milchstraßenbeobachtung kombinieren. Einzelne Meteore huschen fast den ganzen Monat übers Firmament, sie häufen sich aber um den 11. August. Optimal ist die zweite Nachthälfte vom 11. auf den 12., da der Radiant im Sternbild Perseus dann am höchsten steht. Auch der Mond steht günstig, da fünf Tage zuvor Neumond ist. Bernhard Kindermann
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