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- Astronomie im Berchtesgadener Land -

Der Sternenhimmel im Januar 2014

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Die abgebildete Sternkarte ist für den 15. Januar um 21 Uhr MEZ erstellt und zeigt den Sternenhimmel entsprechend am Monatsanfang rund eine Stunde später sowie am Monatsende ca. eine Stunde früher. Die Andromedagalaxie M31 (als hellste Galaxie am nördlichen Himmel) bzw. der Orionnebel M42 (im "Schwertgehänge" des Sternbilds Orion) sind schöne Feldstecher-Objekte, aber auch nach guter Adaption an die Dunkelheit leicht mit bloßem Auge sichtbar. Bzgl. Jupiter vgl. den Text. Otto Pilzer
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Willkommen zum Sternenhimmel im neuen Jahr. Das neue Jahr beginnt mit einem kleinen Schmankerl. Die Venus wandert in großen Schritten ihrer unteren Konjunktion entgegen. Das bedeutet, dass sie sich dann zwischen Sonne und Erde befindet. Die Nähe zur Erde führt zu dem außergewöhnlich großen Durchmesser von etwa einer Bogenminute im Maximum. Gleichzeitig sehen wir eine extreme Sichelgestalt, da ihre Oberfläche in dieser Konstellation nur noch zu wenigen Prozent beleuchtet erscheint. Trotzdem ist sie noch etwa -4mag hell. Vor allem im Fernrohr kommt ihre Sichelgestalt zur Geltung, aber auch mit einem guten und höher vergrößernden Feldstecher könnte ihre Phase zu erkennen sein. Am 2. Januar gegen 17 Uhr bietet der Feldstecher den zusätzlichen Reiz, gleichzeitig die Sichel des erst 29 Stunden alten Mondes mit im Blickfeld zu haben (Abstand 2,5 Grad). Ab dem 5. wird sich die Venus soweit der Sonne genähert haben, dass sie auch während der hellen Abenddämmerung nicht mehr zu sehen ist. Aber schon knapp zwei Wochen später taucht sie tief im Südosten wieder am Morgenhimmel auf. Sie leuchtet uns dann einen Großteil des Jahres, nämlich bis Anfang September, als Morgenstern.

Merkur, der zweite innere Planet, zeigt sich im Laufe der letzten Januarwoche bis in den Februar hinein am Abendhimmel. Etwa 50 Minuten nach Sonnenuntergang kann der ca. -0.5mag helle Götterbote knapp über dem SW-Horizont aufgefunden werden. Seinen größten Winkelbstand zur Sonne erreicht er am 31. Januar. Genau an diesem Abend kommt es auch zu einer ähnlichen Begegnung mit der ganz jungen Mondsichel, wie schon vier Wochen zuvor bei der Venus. Der Abstand ist mit mehr als 8 Grad diesmal jedoch dreimal so groß. Sollte das Wetter nicht mitspielen, bietet sich am folgenden Abend eine zweite Chance.

Unser äußerer Nachbar Mars bleibt weiterhin ein Objekt der zweiten Nachthälfte. Er bewegt sich im Sternbild Jungfrau rückläufig auf den Hauptstern Spica zu. Am 23. gesellt sich auch der abnehmende Halbmond hinzu.

Saturn geht zur Monatsmitte um 3 Uhr auf und erreicht erst bei Dämmerungsbeginn eine Höhe von ca. 15 Grad. Wegen der unruhigen Luft in Horizontnähe wird man sich bei Fernrohrbeobachtungen deshalb auf geringe Vergrößerungen beschränken müssen. Wir finden ihn im Sternbild Waage.

Jupiter ist der Größte

Keiner der vier bisher genannten Planeten ist in unserer Sternkarte eingezeichnet, da diese für 21 Uhr gilt. Um diese Zeit sind zwei Planeten bereits untergegangen und die beiden anderen noch nicht aufgegangen. Im Gegensatz dazu stellt sich Jupiter, der Größte der hellen Planeten, die ganze Nacht hindurch zur Schau. Da er am 5. in Opposition gelangt, steht er uns in diesem Monat besonders nahe. Außerdem verläuft die Ekliptik in den Winternächten sehr hoch am Himmel, weshalb er schon zeitig große Höhen erreicht. Um die Kulmination herum (Mitternacht) hat man schon fast das Gefühl, er stehe im Zenit (Distanz nur 25 Grad). Günstigere Bedingungen gibt es fast nicht. Deshalb sollte man sich diese Chance trotz der Kälte nicht entgehen lassen und entweder sein eigenes Fernrohr hervorkramen oder eine Sternwarte besuchen. Die AAL bietet jeden ersten Samstag im Monat eine Führung auf der Sternwarte des Rottmayr Gymnasiums in Laufen an. Diesmal trifft das auf den 4. Januar, zufällig den Tag von Jupiters größter Erdnähe.

Zu den interessantesten Erscheinungen gehören seine vier hellen Monde Io, Europa, Ganymed und Kallisto (von innen nach außen). Deren Entdecker Galileo Galilei brachte die Erkenntnis, dass sich nicht alles um die Erde (und damit um Rom) dreht, in Konflikt mit der Kirche. Dreieinhalb Jahrhunderte später, nämlich 1992, wurde er rehabilitiert. Da der innerste Mond Io weniger als zwei Tage für einen kompletten Umlauf benötigt, bewegt sich hier ständig etwas. Schon ein guter streulichtarmer Feldstecher vermag die Monde zu zeigen. Zur Identifikation zieht man am besten ein Jahrbuch zu Rate.

Nicht weniger eindrucksvoll sind die Wolkenbänder auf Jupiter selbst, die dem Gasplaneten ein streifiges Muster verleihen. Durch unterschiedliche vom Breitengrad abhängige Umlaufzeiten kommt es in den Übergangsbereichen zu Verwirbelungen. Die Größte von ihnen ist der Große Rote Fleck, ein Wirbelsturm, in dem die ganze Erde Platz fände. Im Laufe der Jahrzehnte zeigt er auch Farbwechsel. Momentan erscheint er nicht mehr ziegelrot, sondern in zartem Rosa. Bei diesen Beobachtungen hilft ruhige Luft, damit mit dem Teleskop hoch vergrößert werden kann. Die auffälligsten "Streifen" sind das nördliche und das südliche Äquatorialband. Jedoch ist Jupiters Oberfläche in viele weitere Bänder und Zonen unterteilt.

Sterne und Sternschnuppen

Zur Monatsmitte um 21 Uhr kann man im Westen zwar noch immer die Herbststernbilder verfolgen, am südlichen Firmament hat sich aber der Winterhimmel ausgebreitet. Der Stier mit seinem "roten Auge" Aldebaran kulminiert gerade in diesem Moment. Verfolgt wird er vom Himmelsjäger Orion, dem meiner Meinung nach eindrucksvollsten Sternbild am Nordhimmel. Im sogenannten Schwertgehänge unter den drei Gürtelsternen beherbergt es den Großen Orionnebel, der sogar mit freiem Auge sofort auffällt. An diesem Objekt kann man auch das indirekte Sehen ausprobieren, zu dem man absichtlich ein klein wenig neben das Zielobjekt schaut. Das Licht fällt dann auf den empfindlicheren Teil der Netzhaut, wodurch der Orionnebel noch mal deutlich an Größe gewinnt. Man sieht so auch noch die äußeren lichtschwächeren Bereiche dieser schmetterlingsähnlichen HII-Region. Das beste Seherlebnis bietet wegen der beidäugigen Beobachtung ein lichtstarkes Fernglas.

Zum Schluss will ich noch auf den in den ersten Januartagen aktiven Meteorstrom der Quadrantiden hinweisen, der in der Nacht vom 3. auf den 4. am aktivsten ist. Zum vorhergesagten Maximum um 20 Uhr steht der Radiant nur knapp über dem Nordhorizont, so dass die Fallrate mit ca. 20 Sternschnuppen pro Stunde bescheidener ausfällt als sonst. Im Laufe der Nacht steigt der Radiant zwar bis in Zenithöhe an, jedoch flaut gleichzeitig das Maximum ab. Da am 1. Januar Neumond herrscht, stört zumindest kein helles Mondlicht beim Meteor-Zählen.

Bernhard Kindermann


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Otto J. Pilzer, 2014-01-01