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- Astronomie im Berchtesgadener Land -

Der Sternenhimmel im April 2014

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Die abgebildete Sternkarte ist für den 15. April um 23 Uhr Sommerzeit (MESZ) erstellt und bildet den Sternenhimmel entsprechend am Monatsanfang rund eine Stunde später sowie am Monatsende ca. eine Stunde früher ab. Bei M13 handelt es sich um den hellsten Kugelsternhaufen am nördlichen Himmel, der ein schönes Feldstecher-Objekt darstellt und unter guten Bedingungen bei entsprechender Dunkeladaption auch mit bloßem Auge sichtbar ist. Bzgl. Mars, Jupiter, Saturn und M44 vgl. den Text. Otto Pilzer
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Nach den langen Nächten der Wintermonate nehmen nun im April die Nächte rasant ab. Die Sonne geht am 1. April um 6:50 MESZ auf und um 19:40 Uhr unter. Zieht man die Dämmerungszeiten von mehr als zwei Stunden von Untergang bis Aufgang ab, so bleiben dem Amateurastronomen Mitte des Monats ganze 8 Stunden zum Sterngucken übrig. Günstig für die Beobachtung von Deep-Sky-Objekten wie Nebeln und Sternhaufen am Abendhimmel sind die ersten 5 und die letzten 8 Tage des Monats, da dann der Mond mit seinem hellen Glanz nicht stören kann (Vollmond ist am 15. April).

Wie findet man sich am Besten am Himmel zurecht? Die Himmelsrichtung zu erkennen fällt nicht schwer, wenn man einen Kompass besitzt. Dieser erweist sich aber durchaus als entbehrlich, wenn Sie ein paar Minuten den Himmel und da besonders den Horizont im Auge behalten. Es wird Ihnen sofort auffallen, dass sich die Sterne scheinbar bewegen. Wo sie aufsteigen, ist Osten und wo sie untergehen Westen. Nun brauchen Sie noch eine Orientierungskarte, die Sie sich z. B. aus der Zeitung ausschneiden oder von der Webseite der Sternwarte Laufen ausdrucken können. Und wenn Sie sich noch mit einer kleinen mit roter Folie überklebten Taschenlampe "bewaffnen", dann haben Sie bereits alles, was Sie brauchen (alternativ hält Ihnen eine LED-Brille die Hände frei). Auf der Sternkarte, die Sie ausgedruckt haben, sind die Himmelsrichtungen angegeben, und die Beobachtungszeit, für die die Karte gilt, entnehmen Sie dem darunter stehenden Text. Nun halten Sie die Karte schräg so nach Süden, dass die Bezeichnung Süden auf der Karte unten bzw. Ihnen am nächsten ist. Jetzt lassen sich mithilfe der Taschenlampe die Sternbilder auf der Karte am Himmel ausfindig machen. Nach ein paar Versuchen wird Ihnen die Orientierung immer besser gelingen. Wenn Sie ein paar Euro übrig haben sollten, können Sie eine drehbare Sternkarte erwerben (im Buchhandel erhältlich), die dann während des ganzen Jahres eingesetzt werden kann.

Anfang des Monats ist der Himmel um 21 Uhr dunkel. Blicken wir um 23 Uhr nach Süden, so fällt uns hoch am Himmel ein Sternbild auf: der Löwe. Sein Alpha-Stern Regulus, 77,5 Lichtjahre entfernt, zählt mit einer Magnitude von 1,36 zu den hellsten Sternen, die auf der Nordhalbkugel sichtbar sind. Seine Leuchtkraft ist 138x größer als die der Sonne und die Oberflächentemperatur von 13 000 Kelvin (Sonne: 5800 Kelvin) deutet an, dass Regulus blau leuchtet. Zusammen mit Arcturus im Bärenhüter und Spica in der Jungfrau bildet Regulus das Frühlingsdreieck.

Die beiden Sternbilder Bärenhüter (Bootes) und Nördliche Krone (Corona Borealis) sind reich an Doppelsternen, was besonders Fernrohrbesitzer erfreuen wird. Berühmt ist das Sternbild Jungfrau wegen seiner vielen Galaxien, die zu einem Haufen gehören, dem Virgohaufen (lateinisch Virgo für Jungfrau). Allerdings eignen sich diese Haufenmitglieder, zu denen viele Messier-Objekte gehören, allesamt nur für die Beobachtung mit lichtstarken Fernrohren (ab 8 Zoll Durchmesser). Ebenfalls zum Sternbild Jungfrau gehört der berühmte Quasar 3C273, der 1963 entdeckt wurde. Am Nordosthimmel tauchen bereits zwei der drei Sterne des Sommerdreiecks (Vega in der Leier, Deneb im Schwan und Atair im Adler) aus dem Dunst auf und deuten an, dass der Sommer schon in den Startlöchern ist, während das berühmte Wintersternbild Orion am Westhimmel verschwindet. Man muss sich sputen, will man Castor und Pollux in den Zwillingen und inmitten des Sternbildes den Superplaneten Jupiter beobachten. Lediglich der Krebs steht noch hoch genug im Südwesten, um den berühmten offenen Sternhaufen Praesepe (Nummer 44 im Messier-Katalog, 350 Einzelsterne) bewundern zu können. Bereits in antiken Quellen wird dieses "Wölkchen" erwähnt. Es ist bei dunklem Nachthimmel sogar mit freiem Auge auszumachen.

Blickt man nach Osten, so erkennen wir schon einige Sternbilder, die uns im Sommer begleiten werden: Links von der Nördlichen Krone sehen wir das markante Sternbild Herkules mit dem berühmten Kugelsternhaufen M 13, noch weiter im Nordosten schließt sich die Leier mit dem hellen Stern Vega an und tief am Horizont steigt das Sternbild Schwan mit Deneb als Hauptstern aus dem Dunstschleier empor. Blicken Sie dagegen zum Zenit, so finden Sie den allseits bekannten Großen Wagen (Großen Bären) mit seiner markanten Deichsel. Der Vorletzte der Deichselsterne, Zeta Ursae Maioris, trägt den arabischen Namen Mizar. Dieser Stern hat einen Begleiter namens Alkor (ebenfalls aus dem Arabischen), der mit freiem Auge gut zu erkennen und als Augenprüfer in der Astronomie bekannt ist. Wenn Sie also diesen Doppelstern Mizar-Alkor tatsächlich sehen, so können Sie behaupten, dass Ihre Augen in Ordnung sind.

Nun verlassen wir die Welt der Fixsterne und wenden uns den Planeten zu. Während der Riesenplanet Jupiter, der uns die vergangenen Monate dominierend am Himmel begleitet hat und im Januar in Opposition stand, im Westen untergehen wird, taucht bereits Ersatz für den Verlust auf: der Ringplanet Saturn. Er geht Mitte April um 22 Uhr auf, so dass er uns fast die ganze Nacht bei einer Helligkeit von 0,2 mag und 15" Winkeldurchmesser zum Beobachten einlädt. Anfang Mai erreicht er seine Oppositionsstellung, ist also dann im Fernrohr maximal groß und sein weit geöffnetes Ringsystem besonders gut zu beobachten. Bei exzellenter Sicht wird es Ihnen mit dem Fernrohr gelingen, die Cassini-Teilung aufzulösen. Aber bereits im Fernglas läßt sich der Ring erahnen, wenn Sie das Glas gut aufstützen oder noch besser ein Stativ verwenden. Sehr günstig für uns Astroliebhaber steht in diesem Monat der rote Planet Mars. Am 8. befindet er sich in Opposition, ist der Erde nah (92 Millionen km), -1,5 mag hell und erhebt sich ca. 37 Grad über den Horizont, so dass der Dunst nicht stören kann. Sein Scheibchen, 15" am 8. April, erreicht einen annähernd gleich großen scheinbaren Durchmesser wie der Saturn. Die übrigen Planeten sind nicht so großzügig: Merkur, Uranus und Neptun verbergen sich gänzlich vor den Blicken und die Venus ist am Morgenhimmel nur für kurze Zeit (knapp 1 Stunde) sichtbar.

Der im April auftretende Sternschnuppenschwarm der Lyriden war schon in der Antike bekannt. Er ist vom 16. bis 25. April aktiv und hat ein nicht sehr ausgeprägtes Maximum am 22. des Monats, in dem bis zu 20 Meteore pro Stunde auftreten können. Der Radiant (Ausgangspunkt) der Lyriden liegt, und das deutet schon der Name an, in der Nähe des Hauptsterns Vega in der Leier (Lyra). Dieses Sternbild steht Mitte des Monats tief im Nordosten. Die Lyriden sind zwischen 23 Uhr und 5 Uhr früh am Besten zu beobachten.

Walter Conrad


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Otto J. Pilzer, 2014-04-01