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- Astronomie im Berchtesgadener Land -

Der Sternenhimmel im Juni 2014

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Die abgebildete Sternkarte ist für den 15. Juni um 23 Uhr Sommerzeit (MESZ) erstellt und bildet den Sternenhimmel entsprechend am Monatsanfang rund eine Stunde später sowie am Monatsende ca. eine Stunde früher ab. M13, der hellste Kugelsternhaufen am Nordhimmel, ist nach Adaption der Augen an die Dunkelheit bei klarem dunklem Himmel gerade noch freisichtig zu beobachten. M31 stellt die Andromedagalaxie dar - die hellste Galaxie am nördlichen Himmel und die einzige ihrer Art, die bei uns mit bloßem Auge sichtbar ist; man muss allerdings warten, bis sie nach Mitternacht hoch genug über dem Horizont steht. Bzgl. Mars, Jupiter und Saturn sowie M56 und M57 vgl. den Text. Otto Pilzer
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Im Juni erreicht die Sonne ihren höchsten Stand und das macht die Beobachtung des Sternenhimmels etwas schwieriger. Sonnenuntergang und astronomische Dämmerung verspäten sich zunehmend und nachdem auch bei Nacht die Sonne nicht so tief unter dem Horizont ist, sind die Nächte weniger dunkel. Andererseits bietet der Sommer die beste Gelegenheit, einen Blick in Richtung des Sternbilds Schütze zu werfen, dem Zentrum unserer Milchstraße. In diesem Gebiet häufen sich interessante Gasnebel sowie offene und kugelförmige Sternhaufen. Doch beginnen wir der Reihe nach.

Am 21. Juni um 12:51 Uhr MESZ erreicht die Sonne ihren höchsten Punkt. Sie tritt in das Tierkreiszeichen des Krebses und der kalendarische Sommer beginnt. An diesem längsten Tag geht bei uns die Sonne um 5:09 Uhr auf und um 21:11 Uhr wieder unter. Der Tag ist also gut sechzehn Stunden lang. Die astronomische Nacht beginnt um 0:28 Uhr und endet bereits um 1:52 Uhr. Nur während dieser Zeit steht die Sonne mehr als 18° unter dem Horizont. Die Veränderungen sind während des ganzen Monats gering: Zwischen Anfang und Ende des Monats streut der Sonnenaufgang nur um wenige Minuten, der Untergang verspätet sich um vierzehn Minuten.

Unsere Sternenkarte zeigt den Nachthimmel um 23 Uhr zur Monatsmitte. Zu dieser Zeit ist es noch nicht ganz dunkel, der westliche Horizont ist deutlich aufgehellt. Dort finden wir immer noch die typischen Frühlingssternbilder, allen voran das Sternbild des Löwen mit seinem Hauptstern Regulus. Um uns am Nachthimmel mit Hilfe der Sternenkarte zurecht zu finden, ist diese am besten senkrecht über den Kopf zu halten. Die obere Seite richtet man nach Norden, unten ist dann Süden, während der Westhimmel rechts und der Osthimmel links auf der Karte abgebildet sind. Mit Ausnahme des Mondes und der Planeten ist diese Karte auch zu Monatsanfang eine Stunde später und zu Monatsende eine Stunde früher gültig. Wenden wir nun unseren Blick wieder der Sternenkarte zu. Der Löwe steht genau im Westen. Rechts darüber sehen wir das markante Sternbild des Großen Wagens und entsprechend links den Bootes (Bärenhüter) mit seiner Drachenform, an deren unterer Spitze Arktur mit -0.05 mag als hellster Stern des Nordhimmels steht. Schräg darunter in südwestlicher Richtung liegt das Sternbild der Jungfrau mit der hellen Spica, welche zusammen mit dem eingangs erwähnten Regulus und dem Arktur das Frühlingsdreieck bildet. Auch jetzt stellen diese drei hellen Sterne eine gute Orientierungshilfe am westlichen Sternenhimmel dar. Am östlichen Firmament befinden sich ebenfalls drei helle Fixpunkte: Atair im Adler, Vega in der Leier und Deneb im Schwan. Sie bilden zusammen das Sommerdreieck, welches um diese Zeit bereits aufgegangen ist.

Nach dieser kurzen Orientierung wenden wir uns den helleren Objekten, vor allem den Planeten, zu. Dabei beginnen wir in der Abenddämmerung im Westen. Dort können wir zu Beginn des Monats schon vor 22 Uhr Jupiter im Sternbild der Zwillinge finden, der mit seiner Helligkeit von -1.8 mag das erste Objekt nach Sonnenuntergang ist und im späteren Verlauf des Monats unsichtbar wird. Mit einem guten Feldstecher kann man auch die vier hellen Jupitermonde erkennen. Da ihre Bahnebene auf die Erde zeigt, liegen sie fast genau in einer Linie und sind so leicht von zufällig in der Nähe liegenden schwachen Sternen zu unterscheiden. Sie haben 4 mag Helligkeit und wären mit bloßem Auge zu finden, wenn sie nicht von Jupiter überstrahlt würden. Im Süden im Sternbild Jungfrau steht Mars, der rote Planet, der nach seiner Opposition immer noch -1.1 mag Helligkeit aufweist. In der Nacht vom 7. auf den 8. Juni kann man verfolgen, wie der Mond nahe an ihm vorbeizieht bis beide gegen 2 Uhr untergehen. Am 10. Juni abends zieht der Mond gegen 22 Uhr dann schon im Südosten an Saturn vorbei, der im Sternbild der Zwillinge steht. Wegen der Horizontnähe wird sein Licht aber auf rund 1 mag abgeschwächt.

Zur besten Beobachtungszeit um Mitternacht wollen wir uns diesmal im Osten den drei Vogelsternbildern zuwenden. Sie stehen in der griechischen Mythologie für die Stymphalischen Vögel, eine der Aufgaben des Herkules, der sie schon verfolgt. Es sind der Adler mit seinem Hauptstern Atair, der Schwan mit Deneb und die Leier, die früher als Geier der Dritte im Bunde war. Ihr Hauptstern Vega ist mit 0.0 mag der hellste von den Dreien und sein Name kommt aus dem arabischen und bedeutet "herabstoßender Adler". In der Leier gibt es zwei interessante Objekte, die allerdings ein größeres Fernglas erfordern. Es ist zum einen der Ringnebel M 57 in der Leier zwischen den Sternen beta und gamma, ein Planetarischer Nebel mit 8,8 mag in 2300 LJ Entfernung, und zum anderen der Kugelsternhaufen M 56 mit 8.3 mag in gut 30.000 LJ Entfernung, der von Vega aus gesehen noch einmal ein Stück südöstlich liegt.

Am Morgenhimmel im Osten ist noch Venus zu finden. Ihre Aufgänge verfrühen sich von knapp 4 Uhr im Laufe des Monats um etwa eine halbe Stunde, während ihre Helligkeit leicht unter -4 mag sinkt; dabei wechselt sie vom Sternbild des Widders in den Stier. Merkur ist in diesem Monat unbeobachtbar, Uranus und Neptun sind nur ab Monatsmitte mit einem guten Fernglas am Morgenhimmel im Osten zu finden.

Am 21. Juni steht die Sonne im Sommerpunkt und der kalendarische Sommer beginnt. Mit der Sommersonnenwende verkürzen sich die Tage dann langsam wieder, aber anfangs beträgt der Unterschied nur etwa 25 Sekunden pro Tag. In diesem Monat können nur kleinere Sternschnuppenströme beobachtet werden. Am interessantesten davon sind wohl die Juni-Lyriden, ein erst seit etwa 25 Jahren bekannter Strom, dessen Radiant etwas südlich des Sterns Vega in der Leier liegt. Er erscheint zwischen dem 11. und 21. Juni mit einem Maximum am 16. Juni mit wechselnder Häufigkeit.

Gerardo Inhester


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Otto J. Pilzer, 2014-06-01