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- Astronomie im Berchtesgadener Land -

Der Sternenhimmel im Juli 2014

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Die abgebildete Sternkarte ist für den 15. Juli um 23 Uhr Sommerzeit (MESZ) erstellt und zeigt den Sternenhimmel entsprechend am Monatsanfang rund eine Stunde später sowie am Monatsende ca. eine Stunde früher. Bzgl. Mars und Saturn sowie M8, M13, M31 und M92 vgl. den Text. Otto Pilzer
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Mit dem Monat Juli ist der Hochsommer endgültig bei uns eingekehrt. Doch welche Ironie: Kaum beginnt der Sommer richtig, schon ist mehr als die Hälfte des Jahres vorbei und die Tage werden wieder kürzer und die Nächte länger. Die "reine Nachtzeit", bei der das Firmament nicht durch Sonnenstrahlen aufgehellt wird, ist aber nach wie vor noch sehr kurz. Sie beträgt zu Monatsanfang nur vier Stunden und zu Monatsende erst fünf Stunden.

Bevor wir uns nun dem aktuellen Sternenhimmel zuwenden, wagen wir einen kurzen Ausblick auf das restliche halbe Jahr. Wie schon auch im letzten Jahr schaut es mit Mond- oder Sonnenfinsternissen leider nicht so gut aus. Am 8. Oktober gibt es zwar eine totale Mondfinsternis, leider ist diese aber von uns aus nicht beobachtbar. Nur im gesamten pazifischen Raum, in der Arktis, Alaska und in Nordostasien sowie auch in Neuseeland kann diese beobachtet werden. Kurz darauf, nämlich am 23./24. Oktober, ereignet sich eine partielle Sonnenfinsternis, die aber leider ebenfalls bei uns nicht beobachtbar ist. Wer diese verfolgen will, muss nach Nordamerika oder auf die Kamtschatka-Halbinsel reisen.

Wenden wir uns also lieber dem hier und heute und damit dem Nachthimmel im Juli zu. Die abgedruckte Sternkarte stellt zur Beobachtung eine große Hilfe dar. Sie zeigt den Himmel am 15.7. um 23 Uhr (alle Zeitangaben in MESZ). Das Sommerdreieck, bestehend aus den Sternen Vega in der Leier, Deneb im Schwan und Atair im Adler, steht hoch im Osten. Hoch im Süden durchschreitet Herkules den Meridian. Herkules war der Sage nach der Sohn des Zeus und der Alkmene und zeichnete sich durch besondere Kraft und Mut aus. Die wirklich lohnenden Objekte im Herkules sind die zwei schönen Kugelsternhaufen M 13 und M 92. M 13 ist der hellste und bekannteste Kugelhaufen auf der Nordhalbkugel und kann schon mit bloßem Auge als kleiner "Nebel" gesehen werden. Beide Kugelsternhaufen sind etwa 25.000 Lichtjahre von uns entfernt. Westlich vom Herkules befindet sich die Nördliche Krone, ein markanter Halbkreis von Sternen. Unterhalb davon liegt der Kopf der Schlange, daneben das ebenfalls ausgedehnte, aber wie auch bei Herkules aus lichtschwachen Sternen bestehende Sternbild des Schlangenträgers. Weiter tief im Süden befindet sich der Schütze, dessen südlichste Teile aber von Mitteleuropa nicht mehr gesehen werden können. In seiner Richtung liegt auch das Zentrum unserer Milchstraße, das sich allerdings hinter Dunkelwolken verbirgt. Besonders reizvoll ist der Schütze für Beobachter mit Teleskopen. Mit seinen zahlreichen galaktischen Nebeln, Kugel- und offenen Sternhaufen beherbergt er einige astronomische "Schätze". Der hellste Nebel ist der Lagunen-Nebel oder M 8, der mit einer Helligkeit von 5 mag bei guten Sichtbedingungen sogar mit bloßem Auge zu erkennen ist.

Wenn wir unseren Blick wieder nach Westen wenden, so finden wir das Sternbild des Bärenhüters, auch Bootes genannt, mit dem hellen Hauptstern Arcturus (0 mag). Unterhalb davon steht die Jungfrau mit der 1,0 mag hellen Spica. Oberhalb des Bärenhüters schlängelt sich der Drache zwischen dem Kleinen und dem Großen Wagen hindurch. Der Drache konnte in der griechischen Sage natürlich nur von Herkules besiegt werden und ist zirkumpolar, sinkt also in unseren Breiten nie unter den Horizont. In östlicher Richtung davon befindet sich das ebenfalls zirkumpolare Sternbild des Kepheus, das der griechischen Sage nach auf den König von Äthiopien zurückgeht. Etwas unterhalb liegt das Sternbild der Kassiopeia, der Gemahlin des Kepheus und Mutter der Andromeda. Die fünf hellsten Sterne bilden das auffällige "Himmels-W". Fast am Horizont in nordöstlicher Richtung befindet sich das Sternbild der Andromeda als letztes Familienmitglied mit dem bereits mit bloßem Auge erkennbaren Andromedanebel M 31. Diese wurde ausnahmsweise nicht von Herkules, sondern von dem in nördlicher Richtung am Horizont stehenden Perseus gerettet.

Von den Planeten kann Merkur zu Monatsende hin in den frühen Morgenstunden beobachtet werden. Ab dem 20. Juli wird er bei uns sichtbar und geht kurz nach vier Uhr morgens als -0,5 mag heller Lichtpunkt im Nordosten auf. Bis zum 26. nimmt seine Helligkeit bis auf -1,0 mag zu, wobei er aber schon um kurz vor halb fünf Uhr morgens wieder unter die Horizontlinie hinabsinkt. Besser zu beobachten ist Venus, ebenfalls am Morgenhimmel. Die Helligkeit bleibt den ganzen Monat konstant bei -3,9 mag, wobei sich die Venusaufgänge - zunächst noch im Sternbild Stier und dann im nordöstlichen Bereich des Orion - von kurz vor halb vier Uhr morgens zu Monatsanfang auf kurz vor vier Uhr morgens zu Monatsende verspäten. Wer nicht so gerne so früh aufsteht, dem sei Mars ans Herz gelegt. Dieser kann in der ersten Nachthälfte im Sternbild Jungfrau beobachtet werden, wobei sich die Helligkeit im Laufe des Monats auf 0,4 mag abschwächt. Geht der Mars zu Monatsbeginn noch um ca. Viertel nach ein Uhr unter, so erfolgt sein Untergang zu Monatsende bereits ca. eine Viertelstunde vor Mitternacht. Neben Mars kann auch der Ringplanet Saturn in der ersten Nachthälfte im Sternbild Waage betrachtet werden. Etwas weniger hell als Mars (nur ca. 0,5 mag) verfrüht sich sein Untergang von kurz nach halb drei Uhr morgens auf ca. halb ein Uhr früh zu Monatsende hin. Auch die beiden äußeren Planeten Uranus und Neptun sind am Nachthimmel auffindbar. Beide sind Objekte für die zweite Nachthälfte und können in den Sternbildern Fische (Uranus) und Wassermann (Neptun) angetroffen werden. Allerdings ist für beide ein Teleskop erforderlich, sind sie mit 5,8 mag bzw. 7,8 mag doch sehr lichtschwach. Bis auf Jupiter sind daher alle Planeten unseres Sonnensystems in diesem Monat beobachtbar.

Zum Abschluss noch kurz zum Mond: Im Juli ist am 12. Vollmond, am 26. Neumond und jeweils am 6. und 19. Halbmond.

Stefan Poller


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Otto J. Pilzer, 2014-07-01