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- Astronomie im Berchtesgadener Land -

Der Sternenhimmel im September 2014

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Die abgebildete Sternkarte ist für den 15. September um 23 Uhr Sommerzeit (MESZ) erstellt und zeigt den Sternenhimmel entsprechend am Monatsanfang rund eine Stunde später sowie am Monatsende ca. eine Stunde früher. M31 stellt die Andromedagalaxie dar - sie ist die hellste Galaxie am nördlichen Himmel und die einzige ihrer Art, die bei uns mit bloßem Auge beobachtet werden kann. Bzgl. M13, M15 und M39 vgl. den Text. Otto Pilzer
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Nach einem recht schönen Sommer steuern wir in diesem Monat geradewegs in die herbstliche Jahreszeit. Meteorologisch beginnt der Herbst bereits zu Monatsanfang, astronomisch jedoch erst am 23. Sept. um 4:29 Uhr. Im Gegensatz zum meteorologischen Beginn ist das astronomische Kriterium an einem genau bestimmten Zeitpunkt festgemacht, nämlich der Tagundnachtgleiche (= Äquinoktium) im zweiten Halbjahr. Die Sonne überschreitet zu diesem Zeitpunkt den Himmelsäquator in südlicher Richtung. Die Geschwindigkeit, mit der die Tage kürzer werden, wird um diese Zeit maximal und beträgt ca. dreieinhalb Minuten pro Tag.

Kein einziger der hellen Planeten ist auf unserer Sternkarte, die für 23 Uhr zur Monatsmitte erstellt wurde, eingezeichnet, da sie zu diesem Zeitpunkt bereits untergegangen oder noch nicht aufgegangen sind. Unser äußerer Nachbar Mars bewegt sich im Laufe des Monats von der Waage in den Skorpion und kann während der späten Abenddämmerung höchstens eine Stunde lang tief im Südwesten beobachtet werden. Auch der Ringplanet Saturn hält sich in der Waage auf. Sein Untergangszeitpunkt von zunächst 22:20 Uhr verfrüht sich im Laufe des Monats um fast zwei Stunden auf 20:30 Uhr in die Dämmerung hinein.

Die Sichtbarkeit der Venus als Morgenstern neigt sich in diesem Monat ihrem Ende zu. Sie begleitete uns beinahe ein dreiviertel Jahr lang in dieser Funktion und wird erst zum Jahresende wieder auftauchen - dann jedoch als Abendstern im Westen. Bis ca. 20. Sept. kann sie aber noch während der Morgendämmerung zwischen Löwe und Jungfrau am Osthorizont entdeckt werden.

Im Gegensatz zur Venus baut Jupiter seine Sichtbarkeit im Laufe des Monats aus. Während der im Tierkreissternbild Krebs anzutreffende Gasriese zu Monatsbeginn erst um 3:45 Uhr aufgeht, klettert er zum Ende des Monats bereits gegen 2:30 Uhr über den Horizont. Durchmesser (33") und Helligkeit (2mag) lassen auch im kleinen Fernrohr schöne Beobachtungen zu, z.B. die Wolkenbänder oder seine vier hellen Monde.

100 Milliarden Sterne

Auch an den Gestirnen wird der Übergang vom Sommer in den Herbst sichtbar, z.B. wenn man um 23 Uhr nach Süden blickt. Das Sommerdreieck hat den Meridian bereits deutlich überschritten und das Herbstviereck, auch Pegasus-Quadrat genannt, schickt sich an, seine größte Höhe im Süden einzunehmen. In ca. zwei Stunden zur mitteleuropäischen Mitternacht (= 1 Uhr MESZ) wird das der Fall sein.

Wegen der oft recht klaren Nächte hat man im Herbst nicht selten die Gelegenheit, auch lichtschwächere Objekte wahrzunehmen. Dazu zählt z.B. die Milchstraße, unsere Heimatgalaxie, die sich momentan von Südwesten quer über den Zenit bis nach Nordosten erstreckt. Für das freie Auge werden ihre sich schwach vom Himmelshintergrund abzeichnenden Hell- und Dunkelstrukturen zu einem eindrucksvollen Seherlebnis. Ein optimal dunkler Beobachtungsplatz und ein Liegestuhl, auf dem man es sich bequem machen kann, sind die beste Voraussetzung dafür. Buschmänner der Kalahari in Afrika bezeichnen das Milchstraßenband auch als Rückgrat der Nacht, welches verhindert, dass die Sterne auf die Erde fallen. Wir wissen heute, dass wir Teil der Milchstraße und mit unserem Sonnensystem ungefähr im äußeren Drittel angesiedelt sind. Es mag vielleicht den Anschein haben, wir würden die Milchstraße von außen betrachten. In Wirklichkeit stehen wir mitten drin und das helle Band weist nur auf die sternreiche diskusförmige Scheibe unserer Heimatgalaxie hin. Jeder einzelne Stern um uns herum - auch komplett abseits dieses Bandes - ist auch Mitglied der ca. 100 Milliarden Sterne und Gasnebel der Milchstrasse.

Einen schönen Abstecher bietet z.B. der Kugelsternhaufen M15, der gerade im Süden kulminiert und mit 6,5mag nur wenig lichtschwächer ist wie der berühmte M13 im Herkules. Unter Zuhilfenahme des Sterns Enif im Pegasus kann man ihn recht leicht mit dem Fernglas auffinden. Enif einfach am linken Rand des Gesichtsfelds halten und auf ein kleines nebeliges Fleckchen im rechten oberen Bereich achten. Mit einem Fernrohr kann man bei höherer Vergrößerung sogar die äußeren Bereiche des Haufens in Einzelsterne auflösen.

Wenn wir unseren Blick entlang des Milchstraßenbandes nach Nordosten weiter wandern lassen, kann man mit etwas Mühe zwischen Schwan und Kassiopeia das unscheinbare Sternbild der Eidechse (lat. Lacerta) entdecken. Der hellste Stern alpha Lac ist nur 3.8mag hell, alle weiteren Gestirne liegen im Bereich um 4,5mag. In einer klaren Nacht stellt das fürs freie Auge aber noch kein Problem dar, da es sich um ein recht kompaktes Sternbild handelt. Statt der Eidechse kann man in dem von den helleren Sternen gezeichneten w-Muster auch eine "kleine Kassiopeia" erkennen.

Genau mittig zwischen alpha Lac (hellster Eidechsen-Stern) und Deneb (hellster Stern im Schwan) liegt der offene Sternhaufen Messier 39. Mit 5mag Helligkeit bewegt er sich gerade so an der Grenze, die ein gut dunkler Landhimmel mit dem freien Auge heute noch herzugeben vermag. Wenn man aber mit dem Fernglas ein bisschen nachhilft, wird aus dem vielleicht mit freiem Auge gerade noch sichtbaren schwachen Nebelfleckchen ein schön in Einzelsterne aufgelöstes kleines Sternfeld. Solche kleine und größere Grüppchen kann man über die ganze Milchstraße verstreut finden. Viel Spaß beim Suchen.

Bernhard Kindermann


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Otto J. Pilzer, 2014-09-01