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- Astronomie im Berchtesgadener Land -

Der Sternenhimmel im Dezember 2014

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Die abgebildete Sternkarte ist für den 15. Dezember um 21 Uhr MEZ erstellt und bildet den Sternenhimmel entsprechend am Monatsanfang rund eine Stunde später sowie am Monatsende ca. eine Stunde früher ab. Bzgl. M31, M42, Jupiter, Uranus und Neptun vgl. den Text. Otto Pilzer
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"Ja is den heit scho Weihnachtn!" - dieser berühmte Spruch Franz Beckenbauers dürfte angesichts der scheinbar schnell laufenden Zeit so manchem im Ohr klingen, wenn er gewahr wird, dass wir schon Dezember haben. Die Zeit der lauen Nächte für die Wackeren unter uns, die wegen der späten Dämmerung im Sommer bis spät in den Morgen hinein am Fernrohr "hingen", ist längst vorbei. Nun begleiten trübes Wetter, Nebel und Kälte unseren astronomischen Alltag. Eher selten klart der Himmel auf, beglückt uns dann jedoch mit herrlich durchsichtiger Luft und lässt uns die volle Leistung des Fernrohres bzw. des Fernglases auskosten.

Während die Sommer- und Herbststernbilder wie Schwan, Leier, Adler, Pegasus und Herkules bereits am Untergehen oder schon verschwunden sind, stehen die Wintersternbilder Orion, Stier mit Hyaden und Plejaden, Großer sowie Kleiner Hund und Zwillinge im Südosten und Osten bereit, das Zepter für die kommenden Monate zu übernehmen. Der Winterhimmel wird ja geprägt von zahlreichen Sternen, welche bei klaren Nächten besonders hell zu strahlen scheinen. Viele der besonders hellen Sterne stehen unserem Sonnensystem nahe. Zu diesen nahen gehören: Capella im Fuhrmann mit 42 Lichtjahren (LJ) Entfernung, Aldebaran, ein Doppelstern und Roter Riese im Stier mit 67 LJ, Beteigeuze und Rigel im Orion, Sirius im Großen Hund, dem hellsten Stern am Nachthimmel, ebenfalls ein Doppelstern, und schließlich Castor und Pollux (ein Roter Riese) in den Zwillingen, 51 LJ und 34 LJ.

Castor, der zweithellste Stern in den Zwillingen, ist in der Literatur normalerweise als Doppelstern aufgeführt und weist eine Besonderheit auf: er ist ein eher seltenes Sechsfach-System, d. h. 6 Sterne bewegen sich um einen gemeinsamen Schwerpunkt, wobei dieses System in 3 Sternpaare aufgeteilt ist, die sich wiederum umkreisen. Ein lichtstarkes und hoch auflösendes Fernrohr bildet zwei helle und einen lichtschwachen Stern ab. Alle drei "Sterne" sind wiederum Doppelsterne, deren eine Komponente allerdings selbst in den größten optischen Teleskopen nicht getrennt und nur spektroskopisch als zwei Sterne erkannt werden kann. Reichlich kompliziert, dieser Castor in den Zwillingen!

Die abgebildete Sternkarte zeigt den nördlichen Nachthimmel in unserer Umgebung am 15. Dezember um 21 Uhr MEZ. An den vier Seiten der Karte sind Himmelsrichtungen angegeben, die das Auffinden der Sternbilder und Sterne erleichtern sollen. Hält man die Karte so nach Süden, dass sich die Bezeichnung "Süden" unten befindet, dann werden die Objekte am Himmel seitenrichtig dargestellt und man findet sich leicht zurecht.

Nahe am Zenit und damit für Fernrohrbesitzer in besonders günstiger Lage befinden sich drei interessante Sternbilder: Perseus, Andromeda und Kassiopeia. Den berühmten Andromedanebel M 31 (richtiger gesagt: Andromedagalaxie, weil M 31 ja eine Galaxis und kein Nebel ist) kann man mit bloßem Auge als "Nebel"-Fleckchen sehen, im Fernrohr oder auch in einem lichtstarken Fernglas wird diese Galaxie zum Erlebnis. Allerdings sollte man warten, bis das Auge sich an die Dunkelheit gewöhnt hat. Umso beeindruckender erlebt man dann das Schauspiel am nächtlichen Himmel. Die Sternbilder Kassiopeia und Perseus liegen in der Sichtlinie unserer eigenen Galaxie, der Milchstraße. Daher löst sich im Fernrohr/Fernglas das milchige Band in Abertausende von Einzelsternen auf, die den Hintergrund für die genannten Sternbilder bilden und machen den Exkurs zu einem besonderen Erlebnis.

Weiter lohnt ein Blick auf die Plejaden, im Messier-Katalog M 45 genannt. Die Hauptsterne in diesem hellen Sternhaufen, der bereits im Altertum bekannt war, funkeln im Okular geradezu wie Edelsteine. Wenn Sie schon mal Fotos von den Plejaden gesehen haben, wird Ihnen aufgefallen sein, dass auf manchen der Fotos Nebel um die Hauptsterne des Haufens zu sehen sind. Diese Nebel kann man in Amateurfernrohren nicht mit eigenen Augen sehen, sie sind zu schwach dafür. Erst auf lang belichteten Aufnahmen findet man sie. Es handelt sich um Reflexionsnebel, also um Nebel, deren feinste Staubpartikel das Licht nahe gelegener Sterne streuen und das gestreute Licht erscheint blau. Der Nebel strahlt also kein eigenes Licht aus, wie das bei sog. Emissionsnebeln der Fall ist, z. B. beim Orionnebel. Hier regt die starke Strahlung junger Sterne das in der Nähe befindliche interstellare Wasserstoffgas zu Eigenstrahlung an. Der besonders in den späten Abendstunden günstig stehende Orionnebel M 42 ist wie die Andromedagalaxie ein sehr schönes Fernrohrobjekt. Selbst bei leicht aufgehelltem Stadthimmel und mit einem lichtstarken Teleskop kann man ihm interessante Details entlocken, wenn man einen sog. Nebelfilter einsetzt. Dieser filtert die Fremdstrahlung in der Atmosphäre (Straßenbeleuchtung, Mondlicht) ein wenig aus, sodass die Umgebung des Orionnebels im Okular dunkel erscheint.

Die Sonne erreicht am 22.12. um 0:03 Uhr den tiefsten Punkt ihrer scheinbaren Bahn am Nordhimmel (Wintersonnenwende), dies ist auch der Eintritt in den astronomischen Winter. An diesem Tag geht die Sonne in unseren Breiten kurz vor 8 Uhr auf und gegen 16:15 Uhr MEZ unter. Ebenfalls am 22.12. ist Neumond.

Von den helleren Planeten ist nur der Jupiter wirklich gut zu beobachten, allerdings erst in den späteren Abendstunden. Sein Scheibchen im Okular wird im Lauf des Dezembers größer, da er im Februar seine Oppositionsstellung einnimmt. Merkur bleibt unsichtbar, weil er in Sonnennähe steht. Venus erscheint in der letzten Woche des Monats unspektakulär am Abendhimmel. Mars ist zwar in den ersten beiden Abendstunden sichtbar, wie bei Venus ist aber auch hier die Horizontsicht entscheidend wichtig. Das Planetenscheibchen ist allerdings zu klein, um in einem durchschnittlichen Amateurfernrohr Details auf der Oberfläche erkennen zu können.

Saturn erscheint für weniger als einer Dreiviertelstunde am Morgenhimmel, bevor er wieder im Dunst verschwindet. Uranus ging am 7. Oktober in Opposition, seine Beobachtung ist um die Wochen der Opposition herum bis in den Dezember hinein günstig. Seine Helligkeit beträgt z. Z. 5.8 mag, wer etwas Geduld aufbringt, kann das grünliche Scheibchen mit einem Fernrohr in den Fischen ausfindig machen. Ein besonderes Schauspiel findet am 2. Dezember um 1 Uhr MEZ statt. Da bedeckt der zunehmende Mond den Uranus, vielleicht haben Sie die Zeit dazu und Glück mit dem Wetter, dann können Sie das Ereignis am Fernrohr verfolgen. Neptun wandert rechtläufig durch den Wassermann. Aufgrund seines niedrigen Horizontstandes und seiner geringen Helligkeit von knapp 8 mag ist er nicht wirklich gut zu beobachten.

In den Morgenstunden des 13. Dezembers hat der Sternschnuppenstrom der Geminiden sein Maximum. Bei diesem Strom können auch hellere Objekte dabei sein. Die Geminiden (scheinbarer Ursprungsort ist der Stern Castor in den Zwillingen) zählen zu den eher langsamen Sternschnuppen (35 km/Sek.). Sollten Sie kurz vor Weihnachten noch Wünsche offen haben, können Sie in der Nacht vom 22. auf den 23. Dezember nach Sternschnuppen Ausschau halten und sich was wünschen, wenn Sie welche entdecken. Gegen Mitternacht erreichen die Ursiden ihren Höhepunkt. Sie sind zirkumpolar, d. h., die Sternschnuppen können die ganze Nacht beobachtet werden, weil sich ihr Radiant im Sternbild des Kleinen Wagens befindet.

Walter Conrad


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Otto J. Pilzer, 2014-12-01