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- Astronomie im Berchtesgadener Land -

Der Sternenhimmel im Januar 2015

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Die abgebildete Sternkarte ist für den 15. Januar um 21 Uhr MEZ erstellt und zeigt den Sternenhimmel entsprechend am Monatsanfang rund eine Stunde später sowie am Monatsende ca. eine Stunde früher. Die Andromedagalaxie M31 (als hellste Galaxie am nördlichen Himmel) bzw. der Orionnebel M42 (im "Schwertgehänge" des Sternbilds Orion) sind schöne Feldstecher-Objekte, aber auch nach guter Adaption an die Dunkelheit leicht mit bloßem Auge sichtbar. Bzgl. Jupiter vgl. den Text. Otto Pilzer
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Nachdem die Weihnachtsgeschenke ausgepackt, die Kerzen am Christbaum abgebrannt, und die Folgen des üppigen Essens der Feiertage überwunden sind, können wir den Blick wieder himmelwärts wenden. Dieses neue Jahr hat auch dort einige Überraschungen für uns bereit. So gibt es diesmal auch Sonnen- und Mondfinsternisse, und eine totale Mondfinsternis im September ist sogar bei uns zu sehen. Wer allerdings die totale Sonnenfinsternis am 20. März sehen will, muss nach Spitzbergen oder auf die Faröer Inseln fahren. Sie ist aber bei uns immerhin als partielle Sonnenfinsternis mit ca. 66% etwa um 10:40 Uhr zu verfolgen. Im März 2015 wirken die Himmelskörper Sonne und Mond derart zusammen, dass am 21.03.2015 eine besonders hohe "Äquinoktialtide" an der französischen Kanal- und Atlantikküste entsteht. So etwas kommt sehr selten vor.

Aber auch der jetzige Monat hat einiges zu bieten. Schon nach der ersten Woche können wir beobachten, wie sich im Südwesten bald nach Sonnenuntergang, der schnelle Merkur von unten an Venus heranpirscht. Am 11. steht er ganz nahe auf gleicher Höhe und entfernt sich danach westwärts. Nach den 18. geht Merkur in der längeren Aufhellung des Abendhimmels verloren. Venus dagegen begleitet uns den ganzen Monat als Abendstern und nähert sich immer mehr dem Mars. Die Helligkeit von Merkur sinkt in dieser Zeit von -0.8mag auf -0.1mag ab, während Venus ziemlich konstant bei -3.9mag bleibt und Mars um 0.1mag auf 1.2mag zurückgeht. Sein Untergang verzögert sich im Laufe des Monats von 19:50 auf etwa 20 Uhr.

Jupiter entwickelt sich zum Objekt der ganzen Nacht. Schon zu Beginn des Monats geht der 2.4mag helle Planet gegen 20 Uhr im Osten auf. Seine Helligkeit nimmt im Lauf des Monats noch um 0.2mag zu. Bei seinem Durchmesser von ca. 45" kann man im kleinen Fernrohr schon seine Abplattung an den Polen erkennen. Am 24.1. findet ein Ereignis statt, das ebenfalls den Fernrohrbeobachtern vorbehalten ist: Um 7:29 fallen die Schatten der Monde Io, Europa und Kallisto auf die Jupiterscheibe. Jupiter steht dabei allerdings vor Sonnenaufgang schon tief im Westen. Bereits mit dem Feldstecher kann man den ganzen Monat das Wechselspiel der vier Galileischen Monde verfolgen. Sie stehen immer genau in einer Linie und sind daher leicht von anderen Sternen zu unterscheiden. Mit ihrer Helligkeit von 4mag wären sie mit bloßem Auge zu beobachten, wenn sie nicht von der hellen Jupiterscheibe überstrahlt würden.

Am Morgenhimmel erscheint dann Saturn. Er geht zu beginn des Monats kurz nach 5 Uhr im Osten auf und verfrüht seine Aufgänge im Laufe des Januar um fast zwei Stunden. Dafür verschwindet er immer früher in der Aufhellung des Himmels. Seine Helligkeit nimmt von 0.6mag auf 0.5mag zu. Wir blicken zurzeit auf seine Nordseite und mit dem Fernrohr kann man den mit knapp 25° maximal geöffneten Ring genießen.

Da im Winter der Nachthimmel besonders dunkel und die Luftfeuchtigkeit meistens gering ist, strahlen die Sterne besonders hell. Daher sollte man bei klarem Himmel die Gelegenheiten nutzen und auch einen Blick auf die markanten Wintersternbilder werfen. Sehen wir zur Mitte des Monats gegen 21 Uhr zum nächtlichen Südhimmel, so fällt unser Blick unweigerlich auf den Orion. Er prangt in voller Pracht mit seinen drei Gürtelsternen und dem berühmten Orionnebel am Firmament. Links unterhalb befindet sich der helle Sirius, der Hauptstern im Großen Hund, der bereits bei den Ägyptern zur Bestimmung des Eintretens der Nilflut diente.

In der mondlosen zweiten Monatshälfte ist der Orionnebel (M42) ein besonders dankbares Objekt. Dann kann man ihn schon mit bloßem Auge unterhalb der Gürtelsterne finden. Er ist ein 1360 Lichtjahre (LJ) entfernter Emissionsnebel und eines der aktivsten Sternentstehungsgebiete in der Nachbarschaft der Sonne. Schräg oberhalb des Orions befindet sich der Stier, zu dem die Plejaden (M45 oder Siebengestirn) gehören. Es handelt sich hier um einen jungen offenen Sternhaufen (ca. 100 Mio. Jahre alt), dessen hellste Mitglieder mit dem bloßen Auge zu sehen sind. Manchmal kann man nur sechs Sterne erkennen, weil einer von ihnen, Pleione, veränderlich ist und zwischen 4.8 und 5.5mag schwankt. Die über fünfhundert lichtschwächeren Mitglieder, die man einzeln nicht sehen kann, machen sich als diffuse Hintergrundaufhellung bemerkbar und ergeben eine Gesamthelligkeit von 1.6mag. Zusammen mit den Hyaden, einem ausgedehnteren, aber unauffälligen offenen Sternhaufen, der rechts unterhalb von Aldebaran liegt, bilden die Plejaden das Goldene Tor der Ekliptik - so genannt, weil zwischen ihnen Sonne, Mond und die Planeten durchziehen. Gehen wir auf der Ekliptik weiter nach Osten, so kommen wir über die Zwillinge zum Krebs, in dessen Zentrum der offene Sternhaufen Praesepe (Krippe) steht. Er ist ebenso wie die Hyaden ein Objekt für den schwach vergrößernden Feldstecher.

Der wichtigste Sternschnuppenstrom im Januar sind die Quadrantiden (oder Bootiden). Diese Sternschnuppen haben eine Geschwindigkeit von 40 km/sec und scheinen aus dem nördlichen Teil des Sternbilds Bootes zu kommen. Ein Maximum von etwa 100 Meteore pro Stunde ist am 4. Januar um 3 Uhr MEZ zu erwarten. Die Beobachtung wird aber durch den Vollmond beeinträchtigt.

Gerardo Inhester


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Otto J. Pilzer, 2015-01-01