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- Astronomie im Berchtesgadener Land -

Der Sternenhimmel im Juni 2015

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Die abgebildete Sternkarte ist für den 15. Juni um 23 Uhr Sommerzeit (MESZ) erstellt und bildet den Sternenhimmel entsprechend am Monatsanfang rund eine Stunde später sowie am Monatsende ca. eine Stunde früher ab. M13, der hellste Kugelsternhaufen am Nordhimmel, ist nach Adaption der Augen an die Dunkelheit bei klarem dunklem Himmel gerade noch freisichtig zu beobachten. M31 stellt die Andromedagalaxie dar - die hellste Galaxie am nördlichen Himmel und die einzige ihrer Art, die bei uns mit bloßem Auge sichtbar ist; man muss allerdings warten, bis sie nach Mitternacht hoch genug über dem Horizont steht. Bzgl. Venus, Jupiter und Saturn vgl. den Text. Otto Pilzer, www.sternwarte-laufen.de
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Auch wenn in so manchem Jahr der Juni ordentlich verregnet und kalt ist und uns so gar nicht nach Sommer erscheint, ist der Juni zumindest astronomisch der Sommermonat schlechthin. Es ist nun die Zeit der kurzen und hellen Nächte, in denen es fast nicht mehr richtig dunkel wird. Am 21. steht die Sonne im Sommerpunkt, es ist die Zeit der Sommersonnenwende. Das Jahr neigt sich mit dem längsten Tag und der kürzesten Nacht seinem Höhepunkt zu. Geht die Sonne Anfang des Monats um ca. viertel nach fünf Uhr früh auf und um ca. neun Uhr abends unter, verfrüht sich der Sonnenaufgang am 21.6. auf kurz nach fünf Uhr früh und verzögert sich der Sonnenuntergang auf ca. viertel nach neun Uhr abends. Berücksichtigt man noch Dämmerung (Beginn ca. halb drei Uhr morgens und Ende ca. viertel nach zwölf Uhr nachts), so besteht die eigentliche Nacht nur noch aus guten zwei Stunden. Für Beobachtungen am Nachthimmel bleibt also nicht mehr allzu viel Zeit übrig. Noch weiter im Norden wie etwa in Skandinavien sinkt die Sonne sogar überhaupt nicht mehr unter den Horizont hinab, es herrscht die Zeit der Mitternachtssonne.

Für viele Kulturen war und ist der Zeitpunkt der Sommersonnenwende von ganz entscheidender Bedeutung als Kalendermarke wie auch für rituelle und spirituelle Zwecke. Die größten und frühesten Bauwerke der Menschheit wie etwa Stonehenge dienten u. a. dazu, den Zeitpunkt der Sommersonnenwende und damit das genaue Datum zu bestimmen. Auch der wohl wichtigste bronzezeitliche Fund, die Himmelscheibe von Nebra, zeigt vermutlich auch die Sonnenwenden an. Bei diesem Fundstück handelt es sich um eine kreisförmige Bronzeplatte mit Einarbeitungen aus Gold dar, wobei ihr Alter auf 3700-4100 Jahre geschätzt wird. Abgebildet sind wahrscheinlich verschiedene Himmelserscheinungen und sie stellt damit die weltweit wohl älteste Darstellung des Himmels dar. Seit Juni 2013 gehört die Himmelsscheibe von Nebra zum UNESCO-Weltdokumentenerbe in Deutschland und kann im Landesmuseum für Vorgeschichte Sachsen-Anhalt in Halle besichtigt werden. Bei uns erinnern die vielen Sonnwendfeuer allerorten an die uralten Gebräuche und an die besondere Bedeutung der Sommersonnwende.

Wenden wir uns nun aber dem nächtlichen Sternenhimmel zu. Die Sternenkarte zeigt - wie stets im Sommer - den Nachthimmel um 23 Uhr zur Monatsmitte. Noch ist es dabei nicht ganz dunkel, die letzten Strahlen der Sonne bewirken eine deutlich merkbare Aufhellung am westlichen Horizont. Das erleichtert natürlich nicht unbedingt die Orientierung am Nachthimmel, da lichtschwächere Objekte kaum oder gar nicht erkennbar sind. Am besten hilft einem da noch die Sternenkarte. Dazu hält man diese senkrecht über den Kopf, wobei die obere Seite nach Norden auszurichten ist. Dementsprechend bildet die Karte unten die südlichen Gefilde des nächtlichen Himmels ab, während der Westhimmel rechts und der Osthimmel links auf der Karte dargestellt werden. Mit Ausnahme des Mondes und der Planeten ist diese Karte auch zu Monatsanfang, dann allerdings eine Stunde später und zu Monatsende eine Stunde früher gültig. Beginnen wir am Westhimmel: dort finden wir immer noch die typischen Frühlingssternbilder, allen voran das Sternbild des Löwen mit seinem Hauptstern Regulus. Neben dem Löwen in Richtung Zenit befindet sich das Haar der Berenike und noch etwas weiter der Bärenhüter oder Bootes mit dem hellen Arcturus. Schräg darunter in südwestlicher Richtung liegt das Sternbild der Jungfrau mit der hellen Spica, welche zusammen mit dem eingangs erwähnten Regulus das Frühlingsdreieck bilden. Auch zu dieser Zeit stellen diese drei hellen Sterne eine gute Orientierungshilfe am westlichen Sternenhimmel dar. Am östlichen Firmament befinden sich ebenfalls drei helle Fixpunkte: Altair im Adler, Vega in der Leier und Deneb im Schwan. Zusammen bilden sie das so genannte Sommerdreieck, welches damit komplett aufgegangen ist. Die Wintersternbilder können dagegen - wenn überhaupt - nur noch teilweise beobachtet werden; zum Großteil befinden sich nun unter der Horizontlinie.

Neben dem Fixsternhimmel kann man diesen Monat auch die Planeten unseres Sonnensystems wieder gut beobachten. Nicht zu sehen ist diesen Monat allerdings Merkur als sonnennächster Planet, dafür aber Venus als Abendstern. Venus kann hierbei kurz nach Sonnenuntergang tief im Westen stehend aufgefunden werden. Allerdings muss man sich etwa beeilen, da sie schon um ca. viertel vor zehn Uhr abends unter die Horizontlinie absinkt, zu einem Zeitpunkt also, wenn es immer noch dämmerig ist. Ebenso wenig wie Merkur ist Mars diesen Monat beobachtbar, dafür kann Jupiter in der ersten Nachthälfte betrachtet werden. Wie Venus steht Jupiter tief im Westen nahe des Horizonts zwischen den Sternbildern Krebs und Löwe. Ein immer wieder besonderer Augenschmaus sind die Jupitermonde und dort die sog. Galileischen Monde Io, Europa, Ganymed und Kalisto, die mit einem einigermaßen guten Fernrohr schön zu betrachten sind. Die ganze Nacht über kann schließlich der Ringplant Saturn im Sternbild Waage verfolgt werden. Auch hier entfaltet sich die Pracht der Ringe erst mit einem Blick durch das Teleskop.

Zu guter Letzt noch zu unserem Trabanten, dem Mond. Vollmond ist am 2.6, Neumond am 16.6. und Halbmond ist am 9. und 24.6.

Viel Spaß beim Beobachten!

Stefan Poller


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Otto J. Pilzer, 2015-06-01