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- Astronomie im Berchtesgadener Land -

Der Sternenhimmel im August 2015

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Die abgebildete Sternkarte ist für den 15. August um 23 Uhr Sommerzeit (MESZ) erstellt und bildet den Sternenhimmel entsprechend am Monatsanfang rund eine Stunde später sowie am Monatsende ca. eine Stunde früher ab. Bei M13 handelt es sich um den hellsten Kugelsternhaufen am nördlichen Himmel, der ein schönes Feldstecher-Objekt darstellt und unter sehr guten Bedingungen auch ohne optische Hilfsmittel sichtbar ist (wichtig dabei: gute Adaption an die Dunkelheit). Die Andromedagalaxie M31, die hellste Galaxie am nördlichen Himmel, kann als einzige ihrer Art bei uns mit bloßem Auge gesehen werden. Bzgl. Saturn vgl. den Text. Otto Pilzer
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Zaghaft werden die Nächte wieder länger. Der Sonnenuntergang um 20:40 MESZ am 1. August verfrüht sich bis zum Monatsende hin um eine Dreiviertelstunde. Richtig dunkel ist es freilich erst ca. zwei Stunden später, was aber nicht so schlimm ist, denn zunächst kann man sich mit helleren Gestirnen beschäftigen. Den ganzen Monat kommt dafür z.B. Saturn in Frage. Der Ringplanet hält sich im Übergangsbereich der Tierkreissternbilder Waage und Skorpion auf. In unserer Sternkarte nähert er sich schon bedenklich der südwestlichen Horizontlinie, d.h. es ist unbedingt anzuraten, dass man ihn noch während der helleren Dämmerung beobachtet, wenn er höher am Himmel steht. Saturn bleibt der einzige am Abendhimmel sichtbare Planet.

In der zweiten Monatshälfte kommt dann als "helles Dämmerungsobjekt" die zunehmende Sichel des Mondes hinzu. Ab dem 17. könnte sie am Westhorizont auftauchen. Am 22. zieht der Mond in weniger als 2 Grad Abstand an Saturn vorbei und beide Gestirne geben dabei ein sehr unterschiedliches Paar ab - ein großer heller Halbmond und der winzige nur 0,5mag helle Ringplanet. Trotz dieser Gegensätze ist es möglich, diese Konstellation mit einem längerbrennweitigen Teleobjektiv zu fotografieren, da der Unterschied in der Flächenhelligkeit weniger gravierend ausfällt, als es den Anschein hat.

Ende des Monats taucht dann noch ein zweiter Planet auf, nämlich die Venus am Morgenhimmel. Im Laufe des Monats überholt sie auf ihrer inneren Bahn die Erde. Nach der Passage wächst ihr Winkelabstand zur Sonne rasch an, so dass sie schon in der letzten Augustwoche ganz nah am Osthorizont als gut -4mag heller Morgenstern erscheint. Eine Beobachtung mit dem Fernrohr ist besonders interessant, da ihr Durchmesser wegen der Erdnähe sehr groß ist (50") und sie als ganz schmale Sichel leuchtet. Ihr Aufgang verfrüht sich von 5:25 Uhr am 25. auf 4:50 am 31. August (gültig für Laufen bei idealem Horizont).

Alle Jahre wieder...

Als Highlight der August-Nächte gelten seit jeher die Perseiden. Der ergiebigste Meteorstrom des gesamten Jahres - im Volksmund auch Laurentius-Tränen genannt - wird sein Maximum voraussichtlich in der Nacht vom 12. auf den 13. August haben. Unter optimalen Bedingungen können bis zu 100 Sternschnuppen pro Stunde gesehen werden - und eine der Voraussetzungen dazu ist gegeben, da am Tag danach Neumond ist und uns somit kein helles Mondlicht bei der Beobachtung stören wird. Wenn wir uns einen richtig dunklen Beobachtungsplatz suchen (Berg!), bleibt es vielleicht nicht nur beim theoretischen Maximum, sondern wir selbst können so viele Sternschnuppen sehen, wie sonst nie. Dazu muss jedoch noch eine letzte Hürde genommen werden, nämlich die des Wachbleibens. Die meisten Perseiden sieht man nämlich nicht bequem am Abendhimmel, sondern - wie jedes Jahr - erst in der zweiten Nachthälfte, wenn der Radiant im Perseus höher am Himmel steht. Wenn man ihre Leuchtspuren gedanklich verlängert, würden sie sich in diesem Punkt schneiden.

Aber auch schon eine Woche davor und danach kann man viele Sternschnuppen entdecken, so dass am 12./13. notfalls auch schlechtes Wetter zu "verkraften" wäre. Aktive Meteorbeobachter legen sich generell über einen längeren Zeitraum auf die Lauer, so dass aus deren Erkenntnissen dann Voraussagen zum Maximumzeitpunkt im nächsten Jahr abgeleitet werden können. Die Beobachtung in einer Gruppe Gleichgesinnter macht natürlich generell noch mehr Spaß. Zusammen erblickt man mehr Sternschnuppen als alleine und man hält sich auch gegenseitig wach.

Wenn man neben den mit 60 km/s recht schnellen Perseiden vereinzelt auch auffallend langsamere (25 km/s) Meteore entdeckt, so könnte es sich dabei um Kappa-Cygniden handeln. Sie sind die ganze Nacht hindurch zu sehen, da ihr Radiant im Sternbild Schwan (lat. Cygnus) um Mitternacht im Zenit steht. Mit etwa fünf Sternschnuppen pro Stunde zum Maximum um den 18. August ist die Fallrate leider recht gering.

Ein Ausflug zum Schwan lohnt jedoch auch aus anderen Gründen. Das Sternbild liegt inmitten der Milchstraße, die sich als diffus leuchtendes Band vom südlichen Horizont bis nach Norden zieht. Wenn es ab 23 Uhr richtig dunkel ist, sind alle Sterne, die auf unserer Karte mit Linien verbunden sind, bestens zu erkennen. Deneb, der hellste unter ihnen, markiert das Hinterteil des Vogels, sein langer Hals endet im Kopfstern Albireo. Seitlich abzweigend sind auch seine beiden Schwingen sogar über die Markierungslinien hinaus zu verfolgen. Wie auch an anderen Stellen, wirkt der diffuse Milchstraßenhintergrund deutlich granular, d.h. hellere und dunklere Flecken wechseln einander ab. Das sieht man sowohl mit freiem Auge, beim Durchstreifen mit dem Fernglas und auch Bilder fördern diese Eigenheiten zutage. Nachfolgend finden Sie zwei Aufnahmen des Sternbilds. Wer will, kann versuchen, das eine oder andere der markierten und völlig unterschiedlichen Objekte auch am realen Sternenhimmel zu finden.

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Die Aufnahme des Autors zeigt einen kleinen Ausschnitt aus einer extremen Weitwinkelaufnahme. Deshalb werden die Sternbilder auch leicht verzerrt wiedergegeben. Die Hauptsterne wurden künstlich aufgehellt, damit sie aus dem Sternengewirr markanter hervortreten. Es folgt eine kurze Beschreibung der markierten Objekte.

a) Alpha Cygni = Deneb, hellster Stern im Schwan

b) Beta Cygni = Albireo, ein sehr schöner Doppelstern:
Mit 35 Bogensekunden Abstand schon im Feldstecher zu trennen; eine Augenweide im Fernrohr bei geringer Vergrößerung. Ein 3mag heller goldfarbener Stern gepaart mit einem 5mag hellen bläulichen Begleiter vor dem Milchstraßenhintergrund.

c) Cirrusnebel NGC 6960 (westlicher Teil) und NGC6992 / NGC6995 (östlicher Teil):
Ein 3° durchmessender Supernova-Überrest für Spezialisten. Unter optimal dunklem Alpenhimmel schon im Feldstecher zu erfassen; deutliche Kontraststeigerung mit Linienfiltern.

d) Barnard 168 = ca. 2° langer Dunkelnebel:
Am einfachsten in einem lichtstarken Fernglas bei geringer Vergrößerung und großem Bildfeld zu sehen (z.B. 7x42). Seine längliche Form brachte ihm den Namen Dunkelzigarre ein.

e) NGC 7000 = Nordamerikanebel:
Wahrscheinlich die bekannteste H-alpha-Region am Nordhimmel. Neben einem lichtstarken Feldstecher mit großer Austrittspupille sind für diesen Nebel zusätzlich beste Sichtbedingungen erforderlich - idealerweise ein dunkler Alpenhimmel.
Statt der roten Färbung auf Fotografien erkennt man visuell natürlich nur ein schwaches Glimmen in Schwarzweiß, das zur Umgebung wenig kontrastiert; deshalb nur für Spezialisten geeignet; Kontraststeigerung mit H-alpha-Linienfilter.

f) M39 = heller offener Sternhaufen:
Wie die Messiernummer erahnen lässt, kann der 4,6mag helle Sternhaufen auch schon mit kleinen Ferngläsern leicht aufgefunden werden. Ideal ist ein kleines Fernrohr bei geringer Vergrößerung, so dass noch reichlich Bildfeld bleibt, um den 30 Bogenminuten durchmessenden Haufen mit "genügend dunkler Umgebung" im Bildfeld zu haben.
M39 kann auch als Aufsuchhilfe für die "Dunkelzigarre" Barnard 168 dienen, da beide Objekte gemeinsam ins Bildfeld eines kleineren Feldstechers passen.

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Da das schwache Licht in der Nacht kein Farbsehen ermöglicht, erscheint das Sternbild Schwan bei guten Sichtbedingungen eher so. Links oben ist auch das Sternbild Leier mit der hellen Vega und den vier Rautensternen mit im Bild. Aufnahme: Autor
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Zum Schluss noch die Farbaufnahme des Autors ohne Markierungen.
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Bernhard Kindermann


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Otto J. Pilzer, 2015-08-01