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- Astronomie im Berchtesgadener Land -

Der Sternenhimmel im November 2015

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Die abgebildete Sternkarte ist für den 15. November um 21 Uhr MEZ erstellt und zeigt den Sternenhimmel entsprechend am Monatsanfang rund eine Stunde später sowie am Monatsende ca. eine Stunde früher. M31 stellt die Andromeda-Galaxie dar, die hellste Galaxie am nördlichen Himmel und die einzige ihrer Art, die bei uns mit bloßem Auge beobachtet werden kann. Bei M13 handelt es sich um den lichtstärksten Kugelsternhaufen am Nordhimmel, bei M42 um den bekannten Orionnebel im "Schwertgehänge" des Sternbilds Orion. Wenn sie hoch genug über dem Horizont stehen (bei M13 nur in den frühen und bei M42 ab den späteren Abendstunden), sind alle schöne Feldstecher-Objekte; M31 und M42 sind nach Adaption an die Dunkelheit leicht mit bloßem Auge sichtbar, bei M13 gelingt dies nur unter exzellenten Bedingungen. Bzgl. M35, M36, M37, M38, M76 sowie h und chi Persei vgl. den Text. Otto Pilzer
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Die Nächte sind länger geworden, die Wintersonnenwende ist nah: eine fast ideale Zeit für uns Hobbyastronomen. Leider wird so manche Beobachtungszeit durch Nebel und Feuchtigkeit beeinträchtigt. Erwischen wir jedoch eine klare und trockene Nacht, so werden wir reichlich belohnt.

Die hellen Sterne werden zahlreicher am Himmel, ein untrügliches Zeichen für die bevorstehende kalte Jahreszeit. Die Wintersternbilder Orion, Zwillinge, Stier mit dem rötlich schimmernden, hellen Aldebaran im Sternhaufen Hyaden und das leicht zu findende Siebengestirn Plejaden stehen schon hoch im Osten. Bei guter Sicht kann man dicht am Horizont bereits den hellsten Stern des Nachthimmels Sirius erkennen. Das in unseren Breiten nahezu zirkumpolare Sternbild Perseus finden Sie fast im Zenith und bietet eine große Anzahl von interessanten Objekten: den veränderlichen Stern Algol (Beta Per), die recht hellen, sich nach Norden anschließenden Doppelsternhaufen h und chi, welche bereits mit freiem Auge deutlich sichtbar sind so wie für Liebhaber mit leistungsstarkem Fernrohr eine Reihe von Objekten wie den Nordamerikanebel (nur auf langbelichteten Fotos gut zu erkennen) und den Planetarischen Nebel M 76 (Kleiner Hantelnebel).

Ein interessantes Sternbild ist auch der Fuhrmann (Auriga), der sich östlich an den Stier anschließt. Zwei Meteorströme, die Delta- (Oktober) und die Alpha-Aurigiden (August/September) haben einen scheinbaren Ursprung in diesem Sternbild, das schon die Babylonier kannten. Er gehört zu den 48 Sternbildern, welche vom griechischen Astronomen Ptolemäus beschrieben wurden. Der Hauptstern Capella (0,08 mag) ist der vierthellste Stern des nördlichen Sternhimmels, nur der oben erwähnte Sirius, Arcturus im Bärenhüter und Vega in der Leier sind heller. Capella ist ein Doppel-Doppelsternsystem, das nur spektroskopisch nachgewiesen werden kann. Jeweils zwei Komponenten sind aneinander schwerkraftmäßig gebunden und umkreisen den gemeinsamen Schwerpunkt des Systems. Interessant sind auch die zu diesem Sternbild gehörenden offenen Sternhaufen Messier 36, M 37 und M 38, die alle drei gut mit dem Fernglas beobachtet werden können.

Ebenfalls interessant ist das Sternbild Zwillinge, das sich südlich des Fuhrmanns erstreckt und neben den beiden Hauptsternen Castor und Pollux den bereits bei sehr guten Sichtverhältnissen mit bloßem Auge als "Sternwölkchen" erkennbaren offenen Sternhaufen M 35 enthält. Castor und Pollux, aus der griechischen Mythologie als Zwillingspaar der Dioskuren bekannt, welche von Zeus an den Sternhimmel versetzt wurden, weisen eine Besonderheit auf: nicht der 51 Lichtjahre entfernte Castor (alpha Gem), sondern Pollux (beta Gem) ist der hellste Stern im Sternbild! Castor wird im leistungsstarken Fernrohr als Dreifachstern aufgelöst. Zudem ist jeder dieser drei Einzelsterne ein nur spektroskopisch messbares Doppelsystem, so dass Castor ein Sechsfachsystem darstellt.

Rechts vom Meridian streben die Sommersternbilder Widder, Dreieck, Andromeda, Pegasus, Fische und Walfisch in den nächsten Wochen dem Westhorizont zu und sinken darunter. Nur Andromeda mit der berühmten Galaxie M 31 kann man noch relativ lange in hoher Lage gut beobachten.

Was machen Sonne, Mond und Planeten? Die Sonne geht am 1. um 7 Uhr auf und um ca. 17 Uhr unter. Ende des Monats verzögert sich der Aufgang auf 7:25 Uhr, der Untergang verfrüht sich auf 16:15 Uhr. Am 3. des Monats befindet sich der Mond im letzten Viertel, Neumond ist am 11. November. Die erste Hälfte des Monats eignet sich also hervorragend zum Beobachten von sog. Deep-Sky Objekten, weil das Mondlicht nicht stört. Der Planet Merkur bleibt den ganzen Monat unbeobachtbar. Venus glänzt im November am Morgenhimmel, deren Helligkeit geht leicht von -4,4 auf -4,2 mag zurück und wechselt auf ihrer scheinbaren Bahn am Himmel in das Sternbild Jungfrau. Mars und Venus erreichen am 3. die kürzeste scheinbare Distanz am Himmel. Am 7. November bilden die abnehmende Mondsichel, Venus, Mars und Jupiter eine wunderschöne Konstellation am Morgenhimmel, also nicht versäumen und etwas früher aufstehen! Der -1,9 mag helle Jupiter wandert rechtläufig durch den Löwen, entfernt sich dabei immer mehr von Regulus. Saturn bleibt den ganzen Monat unbeobachtbar.

Von den Meteorströmen seien die Leoniden und Tauriden erwähnt. Die vom 13. bis 30. mit einem Maximum am 18. November auftretenden Leoniden gehen auf den Kometen 55P/Tempel-Tuttle zurück, sind sehr schnell und erreichen eine Häufigkeit von weniger als 20 je Stunde. Noch weniger Meteore, nämlich 10-15 je Stunde, erreichen die Tauriden, deren scheinbarer Ursprung im Sternbild Stier (Taurus) liegt.

Walter Conrad


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Otto J. Pilzer, 2015-11-01