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- Astronomie im Berchtesgadener Land -

Der Sternenhimmel im Dezember 2015

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Die abgebildete Sternkarte ist für den 15. Dezember um 21 Uhr MEZ erstellt und bildet den Sternenhimmel entsprechend am Monatsanfang rund eine Stunde später sowie am Monatsende ca. eine Stunde früher ab. Die Andromedagalaxie M31 als hellste Galaxie am nördlichen Himmel sowie der Orionnebel M42 im "Schwertgehänge" des Sternbilds Orion sind schöne Feldstecher-Objekte, aber auch nach guter Adaption an die Dunkelheit leicht mit bloßem Auge als "diffuse Flecken" sichtbar. Bzgl. M3x vgl. den Text. Otto Pilzer
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Abgesehen von Saturn sind im Dezember alle hellen Planeten zumindest kurz zu sehen. Dabei kommen hauptsächlich die Frühaufsteher zum Zug, denn am Abendhimmel zeigt sich nur der sonnennahe Merkur. Er erscheint nach den Weihnachtsfeiertagen tief im Südwesten und lässt sich ab etwa 17 Uhr bis zu seinem Untergang (17:50 Uhr am 28.) beobachten. Ein kleines Fernglas kann hilfreich sein, um den -0,5mag hellen Planeten im Horizontdunst aufzufinden.

Nach Untergang von Merkur muss man sich bei den Planeten auf eine längere Pause einstellen. Jupiter, der zuerst im Laufe der Nacht im Osten aufgeht, lässt sich Ende des Monats damit nämlich bis fast 23 Uhr Zeit. Anfang Dezember muss man sogar noch bis 0:30 Uhr warten, ehe er sich über die Horizontlinie schiebt. Zwischen Löwe und Jungfrau befindet er sich im Bereich des Frühlingshimmels, der in der zweiten Nachthälfte im Osten die Szene dominiert. Wenn man Jupiters Wolkenbänder und die vier hellsten Monde mit dem Fernrohr beobachten will, wartet man am besten, bis er höher am Himmel steht. Die höchste Stellung nimmt er während seiner Kulmination im Süden ein, die er erst zum Ende der Nacht hin erreicht. Damit wird er für den Frühaufsteher so richtig interessant.

Die beiden anderen Planeten sind im Dezember sowieso dem Frühaufsteher vorbehalten, nämlich der 1,4mag helle Mars (Aufgang 2:15 Uhr zur Monatsmitte) und die mit -4mag zwar schwächer werdende aber trotzdem alles überstrahlende Venus (Aufgang 4:15 Uhr). Mit dem Fernrohr sind den beiden momentan kaum Einzelheiten zu entlocken. Das Marsscheibchen ist mit 5 Bogensekunden noch zu klein und auch Venus zeigt bei 16" Durchmesser und über 70% Beleuchtung nur eine minimale Phasengestalt.

Ein Blick mit dem freien Auge begeistert dafür umso mehr. Nach wie vor steht eine Planetenparade, gebildet aus Venus, Mars und Jupiter, am östlichen Morgenhimmel. Auch die abnehmende Mondsichel gesellt sich für mehrere Tage dazu. Am Morgen des 4. Dez. passiert sie Jupiter in etwa 2 Grad Abstand. Noch näher kommt sie am 6. dem Mars und die beiden folgenden Tage steht sie dann in Nähe der Venus.

Am Morgen des 22. Dez. erreicht die Sonne ihre südlichste Stellung auf der Ekliptik und wir haben die längste Nacht des Jahres. Ab jetzt nehmen die Tage wieder ganz langsam zu. Gleichzeitig definiert dieser Zeitpunkt den astronomischen Winteranfang. Die neue Jahreszeit erkennen wir auch in unserer Sternkarte. Die Wintersternbilder sind zwar noch eher auf der östlichen Hemisphäre eingezeichnet, aber das liegt nur am Zeitpunkt 21 Uhr, für den die Sternkarte berechnet wurde. Bis Mitternacht werden sie das Regiment im Süden und im Zenit übernommen haben. Wegen unserer Abendbeobachtung um 21 Uhr können wir sogar noch einen Blick auf die typischen Herbststernbilder Pegasus und Andromeda werfen. Sogar der Schwan, ein Sommersternbild, befindet sich tief im NW noch über dem Horizont.

Wir wollen uns aber der neuen Jahreszeit zuwenden, bilden ihre Sterne doch einen ganz besonderen Glanzpunkt im Jahreslauf. Am Winterhimmel leuchten nämlich überaus viele besonders helle Sterne, so z.B. Rigel im Orion, Aldebaran im Stier, Capella im Fuhrmann, Castor in den Zwillingen, Procyon im Kleinen und Sirius im Großen Hund. Letzterer gilt als hellster Stern am Himmel und ist auf unserer Karte gerade erst aufgegangen. Alle genannten Sterne bilden das sogenannte Wintersechseck.

Werfen wir einen Blick auf den Fuhrmann, ein Vier- bzw. Fünfeck aus Sternen, das an einen Flugdrachen erinnert. Es folgt dem Perseus in Richtung Zenit und ist leicht aufzufinden. Capella gilt mit 0,1mag als sechshellster Stern am Himmel. Das Sternbild enthält gleich mehrere Messier-Objekte, nämlich die relativ hellen offenen Sternhaufen M37 (5,6mag), M36 (6mag) und M38 (6,4mag). Genau in dieser Reihenfolge findet man sie auch von Ost nach West am Himmel und in der Karte. Aus Platzmangel wurden sie in der Karte jedoch nicht einzeln benannt. Mit einem kleinen weitwinkeligen Feldstecher können alle drei gemeinsam im Bildfeld (6 Grad) gehalten werden.

Den Zwillingen (lat. Gemini) entspringt in der 2. und 3. Dezemberwoche der Sternschnuppenstrom der Geminiden. Das Maximum von bis zu 100 Meteoren pro Stunde (Angabe gilt für günstigste Sichtbedingungen) wird in der Nacht vom 13. auf den 14. Dez. erreicht. Dabei geben auch immer wieder sehr helle Exemplare Anlass für ein Aaahh und Ooohh, wenn sie mit der relativ langsamen Geschwindigkeit von 35 km/s übers Firmament ziehen. Wegen des Neumonds am 11. Dez. stört auch keinerlei Mondlicht bei der Beobachtung. Lediglich gegen die Kälte muss man schwere Geschütze auffahren, z.B. einen warmen Skioverall, Liege und Isomatte drunter und zusätzliche Decken drüber. So gerüstet kann man das Schauspiel auch längere Zeit verfolgen. Ja - und Weihnachten ist auch nicht mehr weit, so können alle Wünsche besonders schnell in Erfüllung gehen! Ich wünsche Ihnen, auch im Namen der anderen Sternenhimmel-Autoren, ein frohes und gesegnetes Weihnachtsfest.

Bernhard Kindermann


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Otto J. Pilzer, 2015-12-01