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- Astronomie im Berchtesgadener Land -

Der Sternenhimmel im April 2016

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Die abgebildete Sternkarte ist für den 15. April um 23 Uhr Sommerzeit (MESZ) erstellt und bildet den Sternenhimmel entsprechend am Monatsanfang rund eine Stunde später sowie am Monatsende ca. eine Stunde früher ab. Bei M13 handelt es sich um den hellsten Kugelsternhaufen am nördlichen Himmel, der ein schönes Feldstecher-Objekt darstellt und unter guten Bedingungen bei entsprechender Dunkeladaption auch mit bloßem Auge sichtbar ist. Bzgl. Jupiter vgl. den Text. Otto Pilzer
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Die Abbildung zeigt den Sternenhimmel am 15. April um 23 Uhr Sommerzeit (MESZ). Am Monatsanfang gilt sie eine Stunde später, zu Monatsende eine Stunde früher. Sie zeigt den gesamten sichtbaren Sternenhimmel und sollte so gehalten werden, dass die Himmelsrichtung, in die man gerade blickt, unten steht. Der Mittelpunkt der Abbildung stellt den Zenit, den Punkt genau über uns, dar. Auf der Sternkarte ist der Planet Jupiter, der seinen Platz im Löwen innerhalb des Monats kaum verändert, eingezeichnet. Der Mond hingegen nicht, da er jeden Tag um etwa 12° nach Osten voranschreitet. Weitere Planeten sind zu diesem Zeitpunkt nicht sichtbar.

Nachdem der Wechsel zur Sommerzeit bereits stattgefunden hat, beginnt die Dämmerung eine Stunde später und die gute Beobachtungszeit findet erst in den späteren Nachtstunden statt. Aber im April ist das noch nicht so deutlich und der Nachthimmel ist noch richtig dunkel. Da passt es gut, dass wir zu Beginn des Monats abnehmenden Mond haben, der erst spät nachts aufgeht und einen ungestörten Blick an den Himmel erlaubt - wenn das Wetter mitspielt.

Beginnen wir mit den Planeten des Abendhimmels. Ab 20:30 Uhr kann unsere Suche nach Merkur ab dem 4. April tief am Westhimmel erfolgreich sein. Er geht schon unter, seine Beobachtungszeit verlängert sich aber von Tag zu Tag. Am 18. erreicht er seine größte östliche Elongation mit fast 20° Winkelabstand zur Sonne. Seine Helligkeit nimmt von -1.3 mag am Anfang des Monats auf 0.3 mag am 18. und bis zum 25. gar auf 1.5 mag ab, womit auch die einzige Abendsichtbarkeit in diesem Jahr endet. Merkur nähert sich der Sonne immer mehr, um dann am 9. Mai das seltene Schauspiel eines Transits (Vorbeigang vor der Sonnenscheibe) zu bieten, der bei uns vollständig beobachtbar sein wird.

Jupiter beherrscht den nächtlichen Sternenhimmel. Zu Beginn des Monats steht er nach Sonnenuntergang noch im Südosten im Löwen und ist mit seiner Helligkeit von über -2 mag unübersehbar. Schon der Feldstecher bietet eine gute Möglichkeit, das Spiel seiner vier Galileischen Monde zu verfolgen und mit kleinem Fernrohr auch die Äquatorialringe und den Großen Roten Fleck. Ebenso sollte man sich die Nacht vom 8. auf den 9. April vormerken: Zwischen 22 Uhr und 1 Uhr wandern Io und Europa vor Jupiter vorbei und man kann auch ihre Schatten auf Jupiter verfolgen.

Anfang April geht kurz vor 1 Uhr morgens im Osten Mars auf, ihm folgt eine halbe Stunde später Saturn. Mars setzt zu seiner Oppositionsschleife an und ist fast stationär, seine Helligkeit nimmt im Lauf des Monats um eine Größenklasse auf -1.5 mag zu. Sein Verfolger Saturn zieht gleichmäßig hinter ihm her, dessen Helligkeit nimmt aber nur unwesentlich auf 0.2 mag zu. Kurz nach 5 Uhr morgens verschwinden beide im Südwesten in der Morgendämmerung. Venus hält sich diesen Monat am Taghimmel auf. Am 6. April findet eine Bedeckung durch den Mond statt, deren Beobachtung mit dem Fernrohr aber wegen der Nähe zur Sonne problematisch ist (Erblindungsgefahr!).

Blicken wir nach der Dämmerung nach Westen, so fallen uns als erstes die Plejaden (M 45) ins Auge. Von diesem bekannten offenen Sternhaufen können wir je nach Sichtbedingungen 6 bis 8 Sterne mit bloßem Auge sehen. Nachdem diese Sterne in der griechischen Mythologie nach dem Titanen Atlas, seiner Frau Pleione und deren sieben Töchter, den Nymphen, benannt sind, hat man schon damals mindestens 9 Sterne gesehen. Die unterschiedlichen Zahlen lassen sich auch dadurch erklären, dass Pleione ein veränderlicher Stern und im Minimum mit 6.43 mag mit bloßem Auge nicht zu sehen ist. Außerdem liegt Asterope, ein Doppelstern, knapp an der Sichtbarkeitsgrenze. Dieser junge Sternhaufen ist erst ca. 100 Millionen Jahre alt und besteht aus heißen blauen Sternen, die durch ihre Strahlung das in der Umgebung vorhandene Gas beleuchten. Auf länger belichteten Aufnahmen kann man das gut erkennen. Die Entfernung dieses Sternhaufens, der aus ca. 500 Mitgliedern besteht, ist 2014 mit 440 LJ sehr genau bestimmt worden. Er bewegt sich mit 40 km/s im Raum und verändert seine Stellung in 30.000 Jahren um eine Mondbreite.

Links von den Plejaden stoßen wir auf das Sternbild Stier mit dem 0.87 mag hellen Aldebaran. Darüber liegt das Sternbild Fuhrmann mit dem Doppelstern Capella (zusammen 0.1 mag). Nach Osten hin folgen die Tierkreissternbilder Zwillinge, Krebs und Löwe. Hier können wir das Frühlingsdreieck mit Regulus (Löwe), Spica (Jungfrau) und Arktur (Bootes oder Bärenhüter) bilden, das um Mitternacht schon genau im Süden steht. Beim Blick nach Osten sehen wir unterhalb Bootes das kleine aber markante Sternbild der Nördlichen Krone mit ihrem Hauptstern Gemma (2.3 mag) und darunter das Sternbild Herkules. Im Laufe der weiteren Nacht steigen dann schon die Sternbilder des Sommerdreiecks Leier, Schwan und Adler herauf.

Der wichtigste Sternschnuppenstrom im April sind die Lyriden. Der Radiant liegt etwa 7° südwestlich von Vega, was uns gleich sagt, dass die günstigste Beobachtungszeit erst spät in der Nacht ist. Das hat andererseits auch gewisse Vorteile: Da wir uns dann schon an der Stoßfront der Erde befinden, sind die Aussichten besonders gut. Die Lyriden sind schnelle Objekte mit ca. 50 km/s und es sind im Maximum am 22. April zwischen zehn und zwanzig Meteore pro Stunde zu erwarten. Es sind auch helle Exemplare darunter, allerdings wird die Beobachtung durch den Vollmond beeinträchtigt. Der Ursprungskomet der Lyriden ist C/1861 G1 Thatcher, der die Sonne in 415 Jahren umrundet.

Nun bleibt nur noch, uns viele klare Nächte für die Beobachtung zu wünschen.

Gerardo Inhester


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Otto J. Pilzer, 2016-04-01