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- Astronomie im Berchtesgadener Land -

Der Sternenhimmel im Mai 2016

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Die abgebildete Sternkarte ist für den 15. Mai um 23 Uhr Sommerzeit (MESZ) erstellt und zeigt den Sternenhimmel entsprechend am Monatsanfang rund eine Stunde später sowie am Monatsende ca. eine Stunde früher. Bei M13 handelt es sich um den hellsten Kugelsternhaufen am nördlichen Himmel, der ein schönes Feldstecher-Objekt darstellt und unter besten Bedingungen auch mit bloßem Auge sichtbar ist (wichtig dabei: gute Adaption der Augen an die Dunkelheit). Bzgl. Mars, Jupiter und Saturn vgl. den Text. Otto Pilzer
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Im Wonnemonat Mai gelangt die Natur zur vollen Blüte, die Temperaturen steigen und die Tage werden immer länger; unverkennbar nähert sich der Sommer. Geht die Sonne zu Monatsanfang erst um kurz vor sechs Uhr früh auf und um kurz nach halb neun Uhr abends unter, so scheint die Sonne zu Monatsende bereits von ca. viertel nach fünf Uhr früh bis ca. viertel nach neun Uhr abends und damit mehr als 16 Stunden. Berücksichtigt man noch die Dämmerungsphase, so ist es nur noch kaum mehr als viereinhalb Stunden wirklich dunkel.

Solch kurze Nächte sind normalerweise für Astronomen nicht allzu verheißungsvoll, da sich viele Objekte nicht oder nicht besonders gut beobachten lassen. Diesen Monat jedoch findet das lohnendste Himmelsereignis bereits vor Sonnenuntergang statt: Der Götterbote Merkur zieht am 9. Mai als kleiner dunkler Punkt vor der Sonnenscheibe vorbei. Es findet das seltene Ereignis eines Merkurdurchgangs statt, welcher von Mitteleuropa aus während der gesamten Phase beobachtbar ist. Bitte passen Sie aber besonders gut bei der Beobachtung auf! Der Merkurtransit ist mit dem bloßen Auge nicht zu sehen. Es muss ein Fernrohr oder zumindest ein guter Feldstecher zu Hilfe genommen werden. Direkte Blicke in die Sonne sind schon mit dem bloßen Auge nicht ungefährlich, mit einem Fernrohr oder einem Feldstecher können aber massive Schädigungen am Auge bishin zur Erblindung auftreten. Seien Sie also vorsichtig und achten Sie auf einen ausreichenden Schutz, etwa mittels spezieller Folien oder Filter, bevor Sie mit der Beobachtung beginnen! Die sicherste Beobachtungsmethode ist die Projektionsmethode, bei der die Sonne auf einen weißen Untergrund durch das Fernglas projeziert wird. Haben Sie alle Vorbereitungen abgeschlossen, kann mit der Verfolgung unseres innersten Planeten begonnen werden. Beginn des Merkurtransits ist um kurz nach 13.00 Uhr, wenn der Merkur die Sonnenscheibe berührt. Kurz darauf wandert Merkur in die Sonnenscheibe hinein und quert diese. Um kurz nach 20.30 Uhr tritt Merkur wieder vollständig aus der Sonnenscheibe hinaus. Die Wanderung vor der Sonne erfolgt als kleiner schwarzer Punkt rückläufig, von Ost nach West. Merkurdurchgänge sind relativ selten und noch seltener sind sie von uns aus über die ganze Phase hinweg beobachtbar. Der letzte, von uns aus beobachtbare Transit, fand am 7. Mai 2003 statt, der nächste beobachtbare Vorbeizug findet erst wieder am 11. November 2019 statt.

Wer Gefallen am Planetenbeobachten gefunden hat, kann gleich mit der Betrachtung des Kriegsgottes Mars fortfahren. Er ist zu Monatsanfang ab kurz vor 23.00 Uhr im Sternbild Skorpion als -1,5mag heller Lichtpunkt zu sehen, von wo aus er im Laufe des Monats rückläufig in das Sternbild der Waage wandert. Die Helligkeit nimmt dabei in der ersten Nachthälfte auf -2,1mag zu. Ebenfalls am Firmament zu verfolgen ist Jupiter, der in der Nacht vom 9. auf den 10. Mai im Sternbild Löwe zum Stillstand kommt und wieder rechtläufig wird. Mit -2,3mag ist er zu Monatsanfang immer noch heller als Mars, wenngleich seine Helligkeit bis Ende des Monats auf -2,0mag abnimmt. Kann er zu Monatsanfang noch bis fast halb fünf Uhr morgens beobachtet werden, sinkt er am 31. Mai bereits schon um halb drei Uhr früh unter die Horizontlinie. Daneben kann auch noch der Ringplanet Saturn verfolgt werden. Er wandert durch das Sternbild des Schlangenträgers und kann zu Ende des Monats mit einer Helligkeit von 0,0mag praktisch die ganze Nach bewundert werden. Ein schönes Bild ergibt sich am 22. Mai, wenn Saturn dem Vollmond begegnet und dieser knapp südlich an ihm vorbeizieht.

Neben den Planeten bietet auch der Sternenhimmel wieder schöne Beobachtungsmöglichkeiten. Die Sternenkarte zeigt uns den Nachthimmel zur Monatsmitte um 23.00 Uhr. Da alle Sterne, wie auch die Sonne, im Osten auf- und im Westen wieder untergehen, ändert sich der sichtbare Himmelsausschnitt während einer Nacht. Zusätzlich wandert die Erde einmal im Jahr um die Sonne. Berücksichtigt man beide Effekte, so zeigt sich, dass unsere Sternenkarte neben der Monatsmitte um 23 Uhr auch für den Monatsanfang eine Stunde später (24 Uhr) sowie für das Monatsende eine Stunde früher (22 Uhr) gültig ist. Die Karte gibt dabei den gesamten sichtbaren Himmel von Horizont zu Horizont zum angegebenen Beobachtungszeitpunkt wieder. Die eingezeichneten Sterne am Kartenrand befinden sich somit knapp über dem Horizont, wohingegen die Sterne in der Mitte der Karte sich senkrecht über dem Beobachter im Zenit befinden. Am Kartenrand sind die Himmelsrichtungen angegeben. Bei der Beobachtung ist die Karte daher so zu drehen, dass sich die Himmelsrichtung, in die man beobachten will, stets unten befindet. Der Sternenhimmel ist nach wie vor von den Frühlingssternbildern geprägt. Das Sternbild des Löwen mit dem hellen Hauptstern Regulus findet man im Westen, noch etwas weiter im Westen befindet sich der Krebs. Das Sternbild des Bärenhüters, auch Bootes genannt, steht mit dem hellen Arcturus als weiteres Frühlingssternbild nahe des Zenits. Tief im Süden leuchtet die Jungfrau mit der hellen Spica, die sich ebenfalls am besten im Frühling beobachten lässt. Schwieriger zu entdecken ist das (weitere,) ausgedehnte Frühlingssternbild des Herkules, das zwischen der Leier und der Nördlichen Krone liegt. Im Nordosten lugt schon das Sommerdreieck hervor. Es wird gebildet aus den Sternen Vega in der Leier, Deneb im Schwan und dem noch ganz am Horizont stehenden Atair im Adler. Im Norden befindet sich das markante Sternbild Kassiopeia, das oftmals auch als "Himmels-W" bezeichnet wird. Weiter im Nordwesten nahe des Horizonts kann man den Fuhrmann mit dem Hauptstern Capella und die Zwillinge mit den Hauptsternen Castor und Pollux erkennen.

Um den 20. lassen sich in den Stunden nach Mitternacht vereinzelte Sternschnuppen, scheinbar aus dem Sternbild des Skorpions kommend, beobachten.

Stefan Poller


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Otto J. Pilzer, 2016-05-01