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- Astronomie im Berchtesgadener Land -

Der Sternenhimmel im Juni 2016

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Die abgebildete Sternkarte ist für den 15. Juni um 23 Uhr Sommerzeit (MESZ) erstellt und bildet den Sternenhimmel entsprechend am Monatsanfang rund eine Stunde später sowie am Monatsende ca. eine Stunde früher ab. Bzgl. M13 (nach Adaption der Augen an die Dunkelheit bei klarstem dunklen Himmel gerade noch freisichtig zu beobachten), M31 (die hellste Galaxie am nördlichen Himmel ist als einzige ihrer Art bei uns mit bloßem Auge sichtbar; man muss allerdings warten, bis sie nach Mitternacht hoch genug über dem Horizont steht), Mars, Jupiter und Saturn vgl. den Text. Otto Pilzer
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Die Zeit vergeht wie im Fluge, schon haben wir wieder die Hälfte des Jahres hinter uns gelassen! Die Sommersonnenwende tritt am 20. Juni um Mitternacht ein und die Sonne erreicht am Mittag den höchsten Stand des Jahres über dem Horizont. Mitte des Monats geht die Sonne um 5:10h auf und um 21:10h unter. Die Länge des Tages ist so groß wie sonst nie im Jahr. Zieht man die Dämmerungszeiten ab, so ist die für uns Amateurastronomen nutzbare Nacht kaum zwei Stunden lang, für Nachtbeobachtung eine extrem "dürre" Zeit. Allerdings werden wir entschädigt durch die oft lauen bzw. sogar tropischen Nächte, die das Beobachten bei angenehmen Temperaturen zulässt.

Was machen die Planeten? Trotz eines Winkelabstands von der Sonne von mehr als 24 Grad kann der "Himmelsbote" Merkur in unseren Breiten am Morgenhimmel nicht erspäht werden. Sollten Sie sich allerdings in südlichen Gefilden (niedriger als 42 Grad nördlicher Breite) z. B. während eines Ferienurlaubs aufhalten, kann es Ihnen gelingen, den Merkur zu finden. Venus wandert in oberer Konjunktion hinter der Sonne vorbei und bleibt den ganzen Monat unseren Blicken verborgen. Mars befand sich im vergangenen Monat Mai in Opposition, ist bei mäßigen 21 Grad Erhebung über den südlichen Horizont und einem scheinbaren Durchmesser des Planetenscheibchens von 16 Bogensekunden noch einigermaßen gut zu beobachten. Jupiter ist weit in den Westen gewandert und nur noch in der Abenddämmerung bei knapp -2 mag zu sehen. Der Ringplanet Saturn erreicht am 3. Juni seine Oppositionsstellung im Sternbild Schlangenträger und ist die ganze Nacht sichtbar. Seine scheinbare Helligkeit beträgt 0 mag, sein Scheibchen ist mit 18 Bogensekunden etwas grösser als jenes des Mars, der im unmittelbar benachbarten Sternbild Skorpion seine Bahn zieht. Die Ringe sind weit geöffnet. Allerdings erreicht auch Saturn um Mitternacht nur eine bescheidene Horizonthöhe von 19 Grad. Von der Erde ist Saturn 1350 Millionen km entfernt, das entspricht ziemlich genau 9 Astronomischen Einheiten. Sein von der Sonne reflektiertes Licht erreicht uns erst nach 1 Stunde und 15 Minuten. Der Uranus bleibt den ganzen Monat unsichtbar. Vollmond ist am 20. Juni. In der ersten und letzten Woche im Monat kann man die verbleibenden 2 Stunden der Nacht zur Beobachtung von Deep-Sky-Objekten wie Nebel oder Sternhaufen nutzen, weil das Mondlicht nicht stört.

Mitte des Monats befindet sich das Sternbild Herkules fast genau im Zenit, klare Sicht also auf den berühmten Kugelsternhaufen Messier 13, der sich in diesem Sternbild befindet. Ganz tief im Süden erstreckt sich der Skorpion. Westlich daneben im Sternbild Waage hält sich zurzeit der rötlich erscheinende Planet Mars auf. Etwas südlich vom Saturn können Sie Antares, den Hauptstern im Skorpion, einen Riesenstern, ausmachen, der ähnlich wie Mars eine orange-rötliche Farbe aufweist. Im Fernrohr fällt der kleine Unterschied der Farben von Mars und Antares deutlich auf. Wie der lateinische Name Antares (Ante-Ares also Gegenmars) bereits aussagt, wurde in der Antike die Bedeutung von Antares wegen seiner ähnlich roten Farbe hervorgehoben. Antares ist 600 Lichtjahre von uns entfernt. Stünde er am Ort unserer Sonne, würde er im sichtbaren Licht 10 000 Mal heller strahlen als die Sonne, die Erde gäbe es nicht und die Umlaufbahn des Mars befände sich noch innerhalb der Sternkugel des Überriesen Antares!

Südwestlich vom Herkules sehen Sie das halbkreisförmige Sternbild Nördliche Krone (Corona Borealis), welches seit der Antike bekannt und vom griechischen Astronomen Claudius Ptolemäus benannt worden ist. In ihm befinden sich 2 veränderliche Sterne R und T mit starken Helligkeitsschwankungen. 3 Doppelsterne, Eta, Zeta und Sigma Borealis gehören zum Sternbild, wobei 2 davon (Zeta und Sigma) wegen ihres relativ großen Abstands von fast 6 Bogensekunden mit einem kleinen Fernrohr gut zu trennen sind, während Eta Borealis nur mit einem 6-Zöller aufgelöst werden kann. An die Nördliche Krone schließt sich der Bärenhüter (Bootes) mit seinem Hauptstern Arcturus an. Arcturus ist der hellste Stern des Nordhimmels, ein Roter Riese, der wie Antares eine orange-rote Farbe hat und besonders viel Energie im Infraroten abstrahlt. Sein Alter beträgt 5-8 Mrd. Jahre, ist damit älter als unsere Sonne. Bemerkenswert ist, dass Arcturus mit wenigen Ausnahmen auf dem gesamten Globus gesehen werden kann. Er ist seit dem Altertum bekannt und wird oft in der antiken Literatur zitiert.

Die Jungfrau mit dem hellen Hauptstern Spica neigt sich schon dem westlichen Horizont zu. Im Sternbild Löwen (Hauptstern Regulus) zieht der Planet Jupiter seine Bahn, er wird eine Stunde später untergegangen sein. Der Große Wagen bestimmt mit seinem markanten Aussehen die Gefilde des Himmels in nordwestlicher Richtung, während im Südosten der Schütze gerade aufgeht. Die den künftigen Sommerhimmel beherrschenden Sterne Deneb im Schwan, Wega in der Leier und Altair im Adler stehen im Osten bereit und bilden das Sommerdreieck. Andromeda mit der Riesengalaxie Messier M 31, Kassiopeia, das Himmels-W, Perseus, Fuhrmann und die Zwillingssterne Castor und Pollux stehen sehr tief zwischen nordöstlichen und nordwestlichen Horizont.

Im Juni treten wenige und nicht so bekannte Sternschnuppenströme auf. Bemerkenswert ist der Scorpius-Sagittarius-Strom, weil er um Mitternacht auftritt, genau zu der Zeit, zu der ein dunkler Nachthimmel zu erwarten ist. Der Strom ist den ganzen Monat Juni aktiv, sein Ausgangspunkt ist im Schützen. Es sind nur langsame Sternschnuppen zu erwarten.

Walter Conrad


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Otto J. Pilzer, 2016-06-01