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- Astronomie im Berchtesgadener Land -

Der Sternenhimmel im Juli 2016

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Die abgebildete Sternkarte ist für den 15. Juli um 23 Uhr Sommerzeit (MESZ) erstellt und zeigt den Sternenhimmel entsprechend am Monatsanfang rund eine Stunde später sowie am Monatsende ca. eine Stunde früher. M31 stellt die Andromedagalaxie dar - die hellste Galaxie am nördlichen Himmel und die einzige ihrer Art, die bei uns mit bloßem Auge zu erkennen ist. Bei M13 handelt es sich um den hellsten Kugelsternhaufen am Nordhimmel, der ein schönes Feldstecher-Objekt darstellt und unter besten Bedingungen auch mit bloßem Auge sichtbar ist. Wichtig bei beiden Objekten: gute Adaption an die Dunkelheit. Bzgl. Mars, Jupiter und Saturn vgl. den Text. Otto Pilzer
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Es ist Sommer, Mitte Juli! Wir haben heute einen besonders klaren blauen Himmel, denn das Gewitter der letzten Nacht hat die Luft rein gewaschen. Im Laufe des Nachmittags haben sich auch die letzten Wolken aufgelöst. Trotzdem ist es warm geblieben und so können wir den geplanten Grillabend durchführen.

Bei der Auswahl des Grillplatzes achte ich ganz bewusst darauf, dass ein ungestörter Blick zum Himmel möglich ist. Aus Erfahrung weiß ich nämlich, dass zu späterer Stunde, wenn der Magen gefüllt und der Durst gelöscht ist, bei meinen Gästen auch gerne mal der Sternenhimmel zum Thema wird - weil sie wissen, dass dies mein Steckenpferd ist.

Mit fortschreitender Dämmerung wird es immer spannender - wann wird der erste Stern entdeckt? Ich hab ihn, ruft plötzlich jemand. Wie heißt der denn? Die Antwort darauf erfordert etwas Hintergrundwissen, weil momentan noch kein weiterer Stern gefunden wurde und man deshalb die Sternbildfiguren nicht zu Hilfe nehmen kann. Eigentlich kommen nur zwei Sterne in Frage, entweder die blauweiße Vega in der Leier oder der orangefarbene Arcturus im Bärenhüter. Letzterer gilt als hellster Stern am Nordhimmel, aber auch Vega ist nur um wenige Hundertstel Größenklassen schwächer (beide um 0mag). Die Himmelsrichtung bringt schließlich Klarheit. Der Bärenhüter müsste eigentlich schon etwas im Westen stehen, der gefundene Stern weist aber eher nach Osten. Daher wird es sich um Vega, den Hauptstern der Leier und zweithellsten Stern am Nordhimmel, handeln. Aber auch Arcturus kann nun gleich gefunden werden.

Bis die nächsten Sterne sichtbar werden, dauert es noch eine Weile. Jetzt haben wir den Vorteil, von Vega ausgehend schon in der passenden Richtung suchen zu können, nämlich nach Südosten. Es dauert ca. eine viertel Stunde, bis sich Atair, der mit 0.8mag hellste Stern im Adler, zeigt. Und auch Deneb, der 1.2mag helle Hauptstern im Sternbild Schwan, wird gleich darauf entdeckt. Das war dann auch nicht mehr so schwierig, denn wir wissen, dass diese drei Sterne am Himmel ein Dreieck bilden - das sogenannte Sommerdreieck.

Neugierig geworden, steht nun jemand auf und sucht auch die anderen Richtungen ab. Da drüben, nahe am Horizont, ist auch was, sogar viel heller - oder ist das ein Flugzeug? Da ist Westen, das müsste Jupiter sein. Der ist mit knapp -2mag momentan das hellste Gestirn überhaupt. Aber kein Problem, wir können nachschauen. Mein kleines Fernrohr habe ich nämlich schon am Nachmittag aufgebaut und im Schuppen deponiert - so ist es sofort einsatzbereit. Ja wirklich, es ist Jupiter, der größte Planet unseres Sonnensystems. Jetzt hat es auch die anderen von den Stühlen gerissen - was ein Fernrohr alles bewirkt? - und schön der Reihe nach kann jeder die Wolkenbänder des Gasriesen und v.a. auch seine Monde durch das Fernrohr bewundern. Bei den Monden fehlt allerdings einer, es sind nur drei. Einer steht wohl direkt vor oder hinter dem Planetenscheibchen.

Jetzt wo alle Gäste stehen, werden natürlich auch die beiden anderen gerade sichtbaren Planeten eingestellt. Unser Nachbar Mars begleitet uns schon einige Monate und obwohl er bereits deutlich an Helligkeit eingebüßt hat, ist er mit ca. -1mag noch das zweithellste Gestirn am Himmel. Er steht nahe am Horizont im Süden - einen Tick südwestlich - und ist schon mit freiem Auge an seiner rötlichen Färbung zu erkennen. In meinem kleinen Fernrohr gibt er keine Einzelheiten mehr preis, man sieht nur ein kleines rötliches Scheibchen.

Auch Saturn ist nicht weit. Nur zwei Hand breit östlich von Mars finden wir ihn in fast gleicher Höhe. Er ist eine Größenklasse leuchtschwächer, bietet mit seinem Ring jedoch einen unvergleichlichen Anblick im Fernrohr. Jupiter war auch schon eindrucksvoll, aber alle sind sich einig: Saturn mit seinem Ring ist der Schönste. Leider ist die Luft in Horizontnähe so unruhig, dass wir keine weiteren Einzelheiten (z.B. die Cassini-Teilung) erkennen können.

Da ist doch noch einer, direkt darunter, ruft jemand. Ja, das ist Antares, ein roter Riese und mit ca. 1mag der hellste Stern im Skorpion. In Richtung Mars erkennen einige auch schon zwei der vier Scherensterne an der Wahrnehmungsgrenze. Es handelt sich um Beta und Delta Scorpii. Leider sieht man in unseren Breiten nur die nördlichen Ausläufer des Sternbilds. Sollte sich jemand mal weit im Süden aufhalten (mind. Nordafrika, besser noch südlicher), steht dieses wunderschöne Krabbeltier wie eine Plastik komplett am Himmel und man erkennt: Es könnte keinen anderen Namen tragen. Ja generell wird dann auffallen, dass wir uns mit unserer völlig überzogenen Nachtbeleuchtung immer mehr des eigenen Sternenhimmels berauben - auch eine Form von Umweltverschmutzung und Zerstörung von Kulturgut.

Hey, was war denn das? Eine Sternschnuppe aus nördlicher Richtung. Es wird sich wohl um einen sporadischen Meteor gehandelt haben, denn im Juli gibt es eigentlich nur zwei aktive Sternschnuppenströme, die Alpha-Capricorniden und die Delta-Aquariden. Wie die lat. Namen vermuten lassen, entspringen sie scheinbar den Sternbildern Steinbock und Wassermann. Die beiden Tierkreissternbilder finden wir im Süden und so werden die wenigen für uns sichtbaren Meteore überwiegend in nördlicher Richtung vorbei sausen. Die beste Beobachtungszeit ist ab Mitternacht, wenn die Radianten höher stehen und es richtig dunkel ist.

Später - wieder bequem im Gartenstuhl niedergelassen - wird dann noch ein bisschen philosophiert. Sitzen das draußen vielleicht auch irgendwelche Wesen, die gerade jetzt unseren eigenen Stern - die Sonne - beobachten. Die Menschheit wird es vermutlich nie erfahren.

Bernhard Kindermann


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Otto J. Pilzer, 2016-07-01