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- Astronomie im Berchtesgadener Land -

Der Sternenhimmel im Oktober 2016

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Die abgebildete Sternkarte ist für den 15. Oktober um 23 Uhr Sommerzeit (MESZ) erstellt und bildet den Sternenhimmel entsprechend am Monatsanfang rund eine Stunde später sowie am Monatsende ca. eine Stunde früher (nach dem Ende der Sommerzeit entspricht das dann 21 Uhr MEZ) ab. Die Andromedagalaxie M31, die hellste Galaxie am nördlichen Himmel, kann als einzige ihrer Art bei uns mit bloßem Auge gesehen werden; bei M13 handelt es sich um den lichtstärksten Kugelsternhaufen am Nordhimmel, der - solange er hoch genug über dem Horizont steht - ein schönes Feldstecher-Objekt und unter exzellenten Bedingungen auch mit bloßem Auge sichtbar ist (wichtig bei beiden Objekten: gute Adaption der Augen an die Dunkelheit). Otto Pilzer
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"Goldener Oktober", wer kennt nicht dieses Synonym für wunderbares Bergwanderwetter, für Törggelen in Südtirol und manches mehr. Gilt dieser Begriff vielleicht auch für uns Hobbyastronomen für den Monat Oktober? Ich denke schon, weil der Oktober häufig mit klarem und noch nicht so kaltem Nachthimmel einhergeht. Die Sonne geht bereits um 18:20 h MESZ unter und wenig später kann man seinem Hobby frönen. Anfang des Monats ist Neumond, die beste Zeit, um weniger helle Objekte am Sternhimmel ohne störendes Mondlicht zu beobachten.

Die Sternkarte zeigt den Himmel am 15. des Monats um 23 Uhr MESZ. Man kann sich beispielsweise die aktuelle Sternkarte am Computer ausdrucken, passend ausschneiden und auf einen Karton kleben. Die Himmelsrichtungen sind auf der Karte aufgetragen. Halten Sie die Karte so in die gewünschte Richtung z. B. nach Süden (Anzeige S nach unten), so können Sie leicht die aufgetragenen Sternbilder mit den wirklichen Sternbildern am Himmel vergleichen. Eine rote Taschenlampe ist dabei recht nützlich. Die Karte gilt auch für den Anfang bzw. Ende des Monats, dann allerdings für 24 Uhr MESZ und 21 Uhr MEZ (Sommerzeit-Umstellung Ende Oktober).

Wendet man den Blick nach Süden, so findet man dort im Gegensatz zum Sommermonat Juli, wo sich in den Sternbildern Schütze und Skorpion Dutzende von hellen Sternen, Nebeln und Sternhaufen tummelten, jetzt nur noch wenige helle Sterne. Von SO bis SW kann man die nicht so auffälligen Sternbilder Eridanus, Walfisch, Südlicher Fisch, Wassermann und Steinbock ausmachen. Im Osten tauchen schon die typischen Wintersternbilder, Zwillinge, Fuhrmann, Perseus und Stier mit dem Siebengestirn auf. Auch der Orion lugt über den östlichen Horizont. Im Zenit und damit gut zu beobachten befinden sich die Sternbilder Andromeda mit der berühmten Andromeda-Galaxie, Fische, Pegasus und Kassiopeia. Im Südwesten neigt sich das Sommerdreieck bestehend aus Deneb im Schwan, Vega in der Leier und Atair im Adler zum Horizont und zeigen uns an, dass der Sommer endgültig vorbei ist. Der nördlichen Himmel wird vom Großen Wagen beherrscht.

Das lang gestreckte, oben erwähnte Sternbild Walfisch (Cetus) weist einen höchst interessanten Stern auf: Mira (Omikron Ceti), einen veränderlichen Stern, Namensgeber der Gattung der Mira-Sterne. Zu finden ist der Stern auf halber Strecke zwischen Zeta Ceti und Gamma Ceti. Mira ist ein Doppelstern, bestehend aus Mira A (Roter Riese, 400 Sonnendurchmesser) und einem Weißen Zwerg Mira B. Das System ist 300 Lichtjahre (LJ) von uns entfernt und verändert seine Helligkeit im Laufe einer Periode von ca. 331 Tagen (nicht konstant!) von 2 mag auf 10 mag, also im sichtbaren Bereich um das 1700-Fache.

Entdeckt wurde Mira 1596 vom ostfriesischen Pfarrer und Amateurastronomen David Fabricius. Miras Veränderlichkeit fiel 43 Jahre später dem friesischen Astronomen Jan Fokkes van Holwerd (auch Johann Ph. Holwarda genannt) auf. Der berühmte Danziger Astronom Johannes Hevelius gab im 17. Jahrhundert dem Stern den Namen Mira, die "Wundersame". Erst kürzlich wurde mit dem NASA-Weltraumteleskop GALEX entdeckt, dass Mira einen Schweif aufweist, der dadurch entsteht, dass das System Mira mit hoher Geschwindigkeit durch den Raum eilt und dabei eine Gaswolke im Raum zurücklässt, ähnlich wie bei einem Kometen.

Wegen der Steilheit der morgendlichen Ekliptik hat man sehr gute Chancen, zu Beginn des Monats ungefähr eine Woche lang vor dem Morgengrauen den Planeten Merkur zu sehen, danach wird er unsichtbar. Venus steht nicht besonders auffällig am abendlichen SW-Himmel. Am 29./30. passiert sie im 3-Grad-Abstand den Ringplaneten Saturn (nur bei sehr guter Horizontsicht in der Abenddämmerung zu sehen). Mars, der sich noch 2 Monate vorher im Sternbild Skorpion nur wenige Grade nördlich an Saturn vorbei bewegte, steht jetzt weit östlich im Schützen. Ganz in der Nähe etwas nördlich befindet sich der jetzt zu den Kleinplaneten gerechnete Pluto, sein Auffinden ist aber nur etwas für sehr geübte Amateure.

Der Riesengasplanet Jupiter steht in der ersten Monatshälfte unbeobachtbar in oberer Konjunktion zur Sonne. Erst in der zweiten Hälfte taucht Jupiter am Morgenhimmel auf. Eine schöne Begegnung mit der Venus findet am Morgen des 11. Oktober statt. Allerdings sollte man mindestens ein Fernglas zu Hilfe nehmen und eine sehr gute Horizontsicht muss gegeben sein.

Die Beobachtung des Ringplaneten Saturn wird im Laufe des Monats immer schwieriger. Er befindet sich am südwestlichen Abendhimmel, ist zwar 0,5 mag hell, aber die dichte Atmosphäre am Horizont raubt ihm die Leuchtkraft, so dass man besser ein Fernglas zu Hilfe nehmen sollte. Uranus kommt am 15. Oktober im Sternbild Fische in Opposition, d. h. er ist um Mitternacht Ortszeit in 50 Grad Höhe genau im Meridian. Ein im Internet und in der Astronomieliteratur angebotenes Aufsuchkärtchen ist dabei sehr hilfreich. Im Fernrohr kann man ein grünlich schimmerndes Scheibchen von knapp 4 Bogensekunden und 5,7 mag Helligkeit erkennen.

Die Delta-Draconiden, ein periodischer Sternschnuppenstrom mit scheinbarem Ursprung (Radiant) im Sternbild Drachen, ist mit Blick auf Norden westlich vom Polarstern zu finden. Sie treten heuer mit Maximum am 9. Oktober auf. Der Strom geht auf den Kometen Giacobini-Zinner zurück, dessen Bahn die Erde zwischen dem 5. und 9. Oktober kreuzt. Weiter sind den ganzen Monat die Orioniden aktiv, deren Ursprung auf den Halleyschen Kometen zurückgeht.

Walter Conrad


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Otto J. Pilzer, 2016-10-01