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- Astronomie im Berchtesgadener Land -

Der Sternenhimmel im Dezember 2016

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Die abgebildete Sternkarte ist für den 15. Dezember um 21 Uhr MEZ erstellt und bildet den Sternenhimmel entsprechend am Monatsanfang rund eine Stunde später sowie am Monatsende ca. eine Stunde früher ab. Bzgl. Mars, M31 und M42 vgl. den Text. Otto Pilzer
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Der Dezember ist ein Monat, in dem wir wegen der Vorbereitungen für Weihnachten viel zu tun haben. Auch müssen oft Weihnachtsfeiern durchgestanden werden, aber etwas Zeit, um einen Blick an den Himmel zu werfen, sollte trotzdem bleiben. Denn der Dezember hat auch da einiges zu bieten.

Da der richtige, kalte Winter bei uns meistens erst im Januar und Februar kommt, können wir sogar hoffen, einige der langen Dezembernächte bei klarem Himmel und einigermaßen erträglichen Temperaturen zu genießen. Dann sind die Bedingungen günstig wie selten, denn die Nächte sind dunkler als sonst - besonders am Anfang und im letzten Drittel des Monats, wenn wir die mondlosen Nächte haben und die Luft klar und trocken ist. Die Sterne funkeln in größerer Zahl als sonst und wir können sogar einige weitere Objekte erkennen.

Die Sonne geht kurz nach 16 Uhr unter und kaum ist sie verschwunden, erscheint schon im Südwesten Venus als Abendstern. Ihre Helligkeit steigt bis zum Jahresende bis auf -4.4 mag. Zwischen dem 11. und 21. des Monats können wir nach 17 Uhr weiter westlich am Horizont den Planeten Merkur zu finden. Seine Helligkeit sinkt in der Zeit von -0.5 auf -0.3 mag ab. Fast gleichzeitig erscheint im Süden der 0.6 mag helle Mars, den wir noch den ganzen Monat sehen können. Seine Helligkeit geht aber etwas zurück. Damit hat es sich zunächst mit den Planeten, denn Jupiter geht erst in den frühen Morgenstunden im Osten auf. Seine Aufgänge verfrühen sich von 3 Uhr zu Anfang des Monats auf 1 Uhr 30 zu Sylvester, gleichzeitig erhöht sich seine Helligkeit bis auf -1.9 mag zum Ende des Monats.

Daher wenden wir uns den Sternen auf der Sternkarte zu. Sie zeigt den Nachthimmel am 15. Dezember um 21 Uhr. Genau über uns erstreckt sich das Band der Milchstraße einmal quer über das ganze Firmament von Nordwesten nach Südosten. Im Zenit und damit senkrecht über uns findet man die Sternbilder Perseus und Kassiopeia sowie die ersten Wintersternbilder, Fuhrmann und Andromeda mit dem Messier-Objekt M31. Der Andromeda-Nebel ist die uns am nächsten gelegene große Nachbargalaxie, die bei guten Sichtbedingungen bereits mit dem bloßen Auge als diffuser Fleck erkannt werden kann. Sie ist ein Zwilling unserer Milchstraße in rund 2,5 Millionen Lichtjahren (LJ) Entfernung. Auch die weiteren Wintersternbilder Orion, Stier, die Zwillinge sowie der Kleine und der Große Hund sind im Südosten bereits aufgegangen.

Im Orion können wir unterhalb der Gürtelsterne das sogenannte Schwert des Orion und darin den bekannten Orionnebel (M42) finden. Mit einer Flächenhelligkeit von 4.0 mag ist er unter guten Bedingungen mit bloßem Auge erkennbar. Er ist einer der bekanntesten Emissionsnebel, liegt in 1350 LJ Entfernung und hat eine Ausdehnung von 30 LJ. Als Teil einer riesigen Molekülwolke, die sich über das ganze Sternbild Orion erstreckt, wird nur dieser Teil durch die Strahlung des sogenannten Trapezes zum Leuchten angeregt wird. Das Trapez besteht aus vier jungen Mehrfachsternen, die sich erst vor ca. 2 Millionen Jahren aus der Materie der Wolke gebildet haben. Dort entstehen auch jetzt noch weitere Sterne, die jüngsten entdeckten sind weniger als 100.000 Jahre alt. Rätselhaft ist, warum der Orionnebel erst 1611 von dem französischen Astronomen de Peiresc erwähnt wurde. Mittelalterliche arabische Beobachtungen "Na'ir al Saif" (Der Helle im Schwert) meinten zum Teil den gleichnamigen, nahe liegenden Stern Iota Orionis. Dabei ist der Orionnebel leichter zu finden als der Andromeda-Nebel, der schon wesentlich früher beschrieben wurde.

Weiten wir unseren Blick wieder auf die Sternbilder. Wenn wir die Hauptsterne Rigel (Orion), Aldebaran (Stier), Capella (Fuhrmann), Castor (Zwillinge), Procyon (Kleiner Hund) und Sirius (Großer Hund) miteinander verbinden, so erhalten wir das Wintersechseck. Es bewegt sich im Laufe des Monats von Südosten auf Süden zu. Zum Ende des Monats tauchen im Osten schon die Sterne des Frühlingsdreiecks auf: Regulus (Löwe), Arkturus (Bootes) und Spica (Jungfrau).

Im Süden ereicht der Himmelsäquator seine größte Höhe über dem Horizont, sodass wir auch Sternbilder des Südhimmels bequemer sehen können. So bietet es sich an, unterhalb von Orion das Sternbild Hase (Lepus) zu betrachten. Seine beiden hellsten Sterne Arneb und Nihil sind heller als 3 mag und liegen fast genau untereinander. Verlängert man diese Linie noch einmal um dieselbe Strecke nach unten, so kommt man zum Kugelsternhaufen M79, der allerdings mit seiner Helligkeit von 8.4 mag erst mit einem guten Fernglas zu finden ist. Er ist insofern besonders interessant, weil er mit seiner Entfernung von 45.000 LJ von unserer Sonne fast 70.000 LJ vom Zentrum der Milchstraße entfernt ist und vermutlich von dieser aus der benachbarten Zwerggalaxie Canis Major eingefangen wurde. Er enthält etwa 900.000 Sterne und sein Alter wird auf 12 bis 13 Milliarden Jahre geschätzt.

Auch Sternschnuppen kann man in Dezember gut beobachten. Das Maximum des Sternschnuppenstroms der Geminiden, die aus der Richtung der Zwillinge zu kommen scheinen, ist in der Nacht vom 13. auf den 14. Dezember. Dabei kann mit bis zu 120 Meteoren pro Stunde gerechnet werden, wobei einige sehr hell sein können. Leider stört der nahe liegende Vollmond die Beobachtung. Eine weitere Gelegenheit bieten die Ursiden, die aus dem Kleinen Wagen zu kommen scheinen. Dieser Strom geht auf den Kometen 8P/Tuttle zurück. Der Strom hat ein deutliches Maximum in der Nacht vom 21. auf den 22. Dezember, es sind aber nur 10 bis 20 Meteore stündlich zu erwarten.

Gerardo Inhester


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Otto J. Pilzer, 2016-12-01