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- Astronomie im Berchtesgadener Land -

Der Sternenhimmel im Oktober 2017

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Die abgebildete Sternkarte ist für den 15. Oktober um 23 Uhr Sommerzeit (MESZ) erstellt und bildet den Sternenhimmel entsprechend am Monatsanfang rund eine Stunde später sowie am Monatsende ca. eine Stunde früher (nach dem Ende der Sommerzeit entspricht das dann 21 Uhr MEZ) ab. Die Andromedagalaxie M31, die hellste Galaxie am nördlichen Himmel, kann als einzige ihrer Art bei uns mit bloßem Auge gesehen werden; bei M13 handelt es sich um den lichtstärksten Kugelsternhaufen am Nordhimmel, der - solange er hoch genug über dem Horizont steht - ein schönes Feldstecher-Objekt und unter exzellenten Bedingungen auch mit bloßem Auge sichtbar ist (wichtig bei beiden Objekten: gute Adaption der Augen an die Dunkelheit). Otto Pilzer
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Die Venus, unser innerer Nachbarplanet, begleitet uns im Oktober weiterhin als Morgenstern. Ihre Aufgänge verspäten sich um eineinhalb Stunden von zunächst 4:50 MESZ am Monatsanfang auf 5:20 MEZ zum Monatsende (man beachte die Umstellung von Sommerzeit MESZ auf Normalzeit MEZ am 29.). Aber auch die Dämmerung setzt Ende des Monats eine Dreiviertelstunde später ein, so dass noch genügend Zeit zum Beobachten bleibt. Im Fernrohr erkennen wir ein kleines rundes Scheibchen von 11" Durchmesser, das deutlich unspektakulärer wirkt wie die prägnante Sichelgestalt noch vor einigen Monaten. Ihre Helligkeit von knapp -4mag überstrahlt jedoch trotzdem jedes andere Gestirn.

Auch der momentan unscheinbare Mars kann am Morgenhimmel aufgefunden werden. Mit seinen 1.8 mag sticht er im Übergangsbereich der Sternbilder Löwe und Jungfrau nicht sonderlich hervor, so dass die enge Begegnung mit Venus am 5. und 6. Okt. für eine bequeme Identifizierung genutzt werden kann. Der gegenseitige Abstand wird in den Morgenstunden nur 0.4° betragen. Der enorme Helligkeitsunterschied erklärt sich nicht nur durch die scheinbare Größe der Planetenscheibchen (11" bzw. 4"), sondern auch durch die Albedo (Rückstrahlvermögen) und den unterschiedlichen Sonnen- und Erdabstand. Am 17. und 18. werden die beiden Planeten vom Erdmond besucht.

Der Ringplanet Saturn kann zu angenehmer Zeit am Abendhimmel aufgesucht werden. Am besten hält man schon während der Dämmerung nach ihm Ausschau, da sich sein Untergangszeitpunkt im Laufe des Monats um fast zwei Stunden verfrüht (Monatsende 19:20 MEZ). Er befindet sich im Sternbild Schlangenträger, das auf unserer Sternkarte bereits im Untergang begriffen ist. Saturn selbst ist nicht mehr eingezeichnet, da er um 23 Uhr bereits unter den Horizont gesunken ist.

Der Horizont wird durch die kreisrunde Begrenzungslinie der Sternkarte definiert. Das bedeutet, dass sich alle Sterne innerhalb dieses Kreises über dem Horizont befinden, d.h. für uns sichtbar sind. Daraus schließen wir folgerichtig, dass die Mitte der Karte den Zenit über uns darstellt. Wenn wir am echten Himmel senkrecht nach oben blicken, können wir dort evtl. das kleine Sternbild der Eidechse entdecken. Leichter tun wir uns jedoch mit den bekannten und helleren Sternbildern Andromeda, Kassiopeia, Kepheus und Schwan, die sich momentan mit etwas Abstand um den Zenit gruppieren.

Wenn man die Karte nun so dreht, dass sie sich mit dem Himmelsanblick deckt, kann man daraus nachts die Himmelsrichtungen ableiten. Sie sind am Kartenrand markiert. Im Osten schieben sich gerade die ersten Sterne des Orion über den Horizont und der Stier darüber ist bereits komplett aufgegangen. Wendet man sich mit der Karte nach Norden, steht der Große Wagen über dem Horizont (Karte so drehen, dass sich die runde Horizontlinie mit der Nord-Markierung unten befindet). Generell gilt, die Karte immer so drehen, dass sich die Himmelsrichtung, in die man beobachtet, stets unten befindet. Wenn man sich also selbst einmal im Kreis dreht, rollt auch die Horizontlinie der Karte einmal am echten Horizont ab.

Einen kleinen Haken hat die Sache noch. Da sich die Erde dreht und zusätzlich auf ihrer Bahn um die Sonne weiter wandert, gilt die Sternkarte nur für einen bestimmten Zeitpunkt exakt. Unsere Karte wurde für Mitte Okt. um 23 MESZ erstellt. Wenn man zwei Wochen früher beobachtet, gilt sie eine Stunde später auch exakt (24 Uhr), zwei Wochen später gilt sie entsprechend eine Stunde früher. Abweichungen vom Gültigkeitszeitpunkt zeigen sich zunächst v.a. am Ost- und Westhorizont, große Abweichungen von mehreren Stunden machen sich aber auch im Zenit stark bemerkbar.

Wenn man zur "richtigen" Zeit beobachtet, sieht man, wie das Pegasus-Quadrat (auch Herbst-Viereck genannt) gerade im Süden kulminiert. Mit etwas Suchen findet man darunter auch die relativ leuchtschwachen Sterne der Fische und den Wassermann. Das Dreieck des Steinbocks verschwindet im Südwesten bereits im Horizontdunst. Im Südosten hat der Walfisch schon deutlich an Höhe gewonnen und weiter im Osten zeigen sich mit dem Stier und dem ihm zugehörigen Siebengestirn M45 schon die Vorboten des Winters.

Dem sich bereits im Aufgehen befindlichen Orion entspringt der Meteorstrom der Orioniden, der den ganzen Monat aktiv ist. Die meisten Sternschnuppen lassen sich nach Mitternacht beobachten mit einem prognostizierten Maximum um den 20. Oktober. Etwa 20 der mit 65 km/s sehr schnellen Meteore könnten stündlich gesehen werden.

Die mit 21 km/s sehr langsamen Delta-Draconiden haben um den 8. Okt. herum ein recht steiles Maximum. Sie treten mit stark wechselnder Fallrate auf. Da es sich eher um leuchtschwache Sternschnuppen handelt, werden die meisten dem hellen Mondlicht zum Opfer fallen (Vollmond am 5. Okt). Dennoch viel Freude beim Beobachten.

Bernhard Kindermann


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Otto J. Pilzer, 2017-10-01