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- Astronomie im Berchtesgadener Land -

Der Sternenhimmel im April 2018

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Die abgebildete Sternkarte ist für den 15. April um 23 Uhr Sommerzeit (MESZ) erstellt und bildet den Sternenhimmel entsprechend am Monatsanfang rund eine Stunde später sowie am Monatsende ca. eine Stunde früher ab. Bzgl. Jupiter und M13 vgl. den Text. Otto Pilzer
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Um sich an der auf den ersten Blick unübersichtlichen Pracht des Sternenhimmels orientieren zu können, haben Astronomen schon früh angefangen, die Sterne zu Sternbildern zusammenzufassen. Die Mitte der Karte stellt den Zenit über uns dar, der Rand den Horizont. Die Himmelsrichtung, in die beobachtet werden soll, dreht man entsprechend nach unten.

Bei Betrachtung des Himmels im Osten fällt uns das Sternbild des Bärenhüters (Bootes) mit seinem hellen Hauptstern Arcturus auf. Er ist mit seinen -0,05mag nach Sirius (-1,46mag) und Canopus (-0,62mag) der dritthellste Stern, der am gesamten Sternhimmel sichtbar ist. Sein Durchmesser ist 25x und seine Leuchtkraft 210x größer als die der Sonne. Arcturus ist 36,7 Lichtjahre (LJ) von der Sonne entfernt und damit astronomisch gesehen relativ nahe. Zusammen mit Regulus im Löwen und Spica in der Jungfrau bildet Arcturus das Frühlingsdreieck. Im Bärenhüter findet sich auch der Doppelstern Epsilon Bootis, der ein reizvolles Beobachtungsobjekt darstellt. Die hellere Komponente (2,7mag) des Sternsystems weist eine orangerötliche Farbe auf, die schwächere (5,1mag) hingegen eine bläuliche. Um den Farbunterschied der beiden Komponenten des Doppelsternsystem auch richtig wahrnehmen zu können, empfiehlt sich die Verwendung eines mittelgroßen Teleskops.

Wenden wir uns nun dem Sternbild Herkules zu, das östlich der Nördlichen Krone gelegen den rund 25.000 LJ von uns entfernten Kugelsternhaufen M13 beherbergt. Dieser ist bereits in einem Fernglas als diffuses Fleckchen gut sichtbar. Bei guter Durchsicht an einem dunklen Standort und voll adaptierten Augen ist M13 sogar freiäugig zu sehen. Ein Kuriosum ist sicherlich, dass 1974 zur Einweihung des bekannten Arecibo-Radioteleskops eine Nachricht in Richtung M13 gesandt wurde. Die sogenannte Arecibo-Botschaft enthält Informationen zum Zahlensystem, über die menschliche DNA und zu chemischen Elementen sowie eine Darstellung des Sonnensystems und der Menschheit. Ebenfalls im Herkules befindet sich M92, welcher mit einem Alter von 13 Mrd. Jahren zu den ältesten bekannten Kugelsternhaufen gehört. Wer lieber einen planetarischen Nebel beobachten möchte, dem sei der 8,8mag helle, ebenfalls im Herkules gelegene Schildkrötennebel NGC 6210 empfohlen. Mit einem Teleskop wird bei ca. 100-facher Vergrößerung ein diffuses Scheibchen sichtbar.

Doch was sind eigentlich diese Kugelsternhaufen, von denen hier die Rede ist? Nun, sie sind Ansammlungen von 10.000 bis zu einigen Mio. Sternen, deren Konzentration stark zum Zentrum des Haufens hin zunimmt und die gravitativ untereinander gebunden sind. Sie weisen meist Durchmesser zwischen 40 und 500 LJ auf und sind für gewöhnlich sehr alt, es sind sogar die ältesten Objekte in einer Galaxie, typischerweise 10 Mrd. Jahre und älter! Dagegen ist unsere Sonne mit einem Alter von ca. 4,6 Mrd. Jahren geradezu ein Jungspund. Kugelsternhaufen befinden sich nie innerhalb einer Galaxie, sondern umkreisen die galaktische Scheibe in einer Region, die sich galaktisches Halo nennt. Die Entfernung zum galaktischen Zentrum beträgt zumeist 10.000 bis 100.000 LJ.

Wenn Sie nun zum Zenit emporblicken, dann sehen Sie das bekannte Sternbild des Großen Wagen (Großer Bär) mit seiner charakteristischen Deichsel. Der vorletzte Deichselstern ist ein Doppelsternsystem, wobei der hellere Stern Mizar und der schwächere Alkor heißt. Wer Mizar und Alkor (auch Reiterlein genannt) mit freiem Auge getrennt sieht, kann behaupten, dass seine Augen in Ordnung sind, deshalb werden solche Doppelsterne in der Astronomie auch Augenprüfer genannt. Im Großen Bären gibt es einige interessante Messier-Objekte, wie z. B. die bereits im Fernglas als schwacher Nebelfleck erkennbare Feuerradgalaxie M101. Ebenfalls für die Beobachtung im Feldstecher geeignet ist M81, eine 7,0mag helle Spiralgalaxie (mit 12 Mio. LJ beinahe fünfmal so weit entfernt wie die Andromedagalaxie M31). Die Galaxie M82 befindet sich nur ein Grad nördlich. In einem größeren Teleskop mit geringer Vergrößerung können beide Galaxien gleichzeitig beobachtet werden.

Der Planet Merkur bleibt unsichtbar, die Venus entwickelt sich zum Abendstern, Mars und Saturn erscheinen in der zweiten Nachthälfte. Der Jupiter steht am 5. Mai in Opposition und ist daher fast die ganze Nacht hervorragend zu beobachten.

Der zwischen dem 14. und 26. April auftretende Meteorstrom der Lyriden ist chinesischen Beobachtern bereits seit dem Jahr 687 v. Chr bekannt. Das scharfe Maximum des Meteorstromes tritt in der Nacht vom 22. auf den 23. ein, der Radiant liegt im Sternbild Leier (Lyra) und die maximale Anzahl der rasch fliegenden Sternschnuppen beträgt ca. 10 bis 25 pro Stunde. Der Ursprung der Lyriden ist der Komet Thatcher (C/1861 G1), der als langperiodischer Komet eine Umlaufzeit von 415 Jahren aufweist. Der Orbit dieses Kometen weist interessanterweise eine Neigung von 80 Grad zur Ekliptikebene auf, sodass es kaum zu Störungen durch die großen Planeten kommt.

Einen klaren Himmel wünscht Ihnen

Jakub Sefrhans


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Otto J. Pilzer, 2018-04-01