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- Astronomie im Berchtesgadener Land -

Der Sternenhimmel im Mai 2018

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Die abgebildete Sternkarte ist für den 15. Mai um 23 Uhr Sommerzeit (MESZ) erstellt und zeigt den Sternenhimmel entsprechend am Monatsanfang rund eine Stunde später sowie am Monatsende ca. eine Stunde früher. Bzgl. Venus, Jupiter und M13 vgl. den Text. Otto Pilzer
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Der Mai bietet einiges für uns Sternfreunde: Die Außentemperaturen sind angenehm, der Nachthimmel ist oft klar und es bleibt noch Zeit für Deep-Sky-Beobachtungen. Die Sonne geht Anfang des Monats kurz vor 6 Uhr (MESZ) auf und gegen 20:15 Uhr unter. Ende Mai sieht es schon deutlich anders aus: Sonnenaufgang ca. 5:15, Untergang rund 21 Uhr. Die Zeit der Dämmerung kann man nutzen, um die hellen Planeten zu beobachten.

Venus steigt bis Ende des Monats 33 Grad über den Horizont und strahlt mit -4.0 mag am Abendhimmel. Eine besondere Stellung nimmt jetzt der größte Planet unseres Sonnensystems, der Jupiter, ein. Er kann die ganze Nacht beobachtet werden. Das liegt daran, dass der Riesenplanet am 9.5. seine Oppositionsstellung erreicht und damit um ein Uhr kulminiert. In Opposition steht er der Erde am nächsten, erreicht im Fernrohr einen maximalen scheinbaren Durchmesser von 44" (Bogensekunden) und wird -2,5 mag hell. Bei entsprechend guter Durchsicht der Erdatmosphäre kann man Einzelheiten der Jupiteratmosphäre wie den berühmten Roten Fleck erkennen, der ja, wie wir heute wissen, eine von heftigen Stürmen begleitete lang anhaltende Störung der Jupiteratmosphäre darstellt. Auch die Streifen ober- und unterhalb des Äquators kann man bei gutem Seeing deutlich wahrnehmen. Es ist immer wieder ein schönes Schauspiel, die Bewegung der vier Galileischen Jupitermonde zu verfolgen.

Merkur hält sich in unseren Breiten unsichtbar unter dem morgendlichen Horizont auf. Mars hingegen ist ein Planet der zweiten Nachthälfte, der Anfang des Monats um 2 Uhr aufgeht. Im Lauf des Monats steigert sich seine Helligkeit auf -1,2 mag und reicht beinahe schon an die von Jupiter heran: Die Mars-Opposition (27. Juni) steht vor der Tür. 20 Grad westlich von Mars zieht Saturn seine Bahn. Die Öffnung des Ringsystems ist weit, sodass Sie eine Chance haben, mit einem Fernrohr die Cassini-Teilung zu sehen.

Auf halber Strecke zwischen Mars und Saturn bewegt sich Pluto, der ja seit vielen Jahren nicht mehr zu den Planeten im engeren Sinne zählt, auf seiner einsamen, fernen Bahn um die Sonne. Mit einfachen Amateurmitteln hat man allerdings kaum eine Chance, sein winziges Scheibchen zu entdecken.

Der Mondlauf zeigt an, wann die beste Zeit für eine Erkundung der schwächeren Objekte des nächtlichen Himmels wie Nebel und Sternhaufen ist. Mitte Mai ist Neumond, der Vollmond folgt am 29.5. Folglich kann man die sog. Deep-Sky-Objekte abends am besten von Anfang Mai bis zum ersten Viertel des Mondes am 22.5. beobachten.

Blicken wir um 23 Uhr nach Westen, so sehen wir, wie die Wintersternbilder Perseus und Fuhrmann unter den Horizont verschwinden. Kassiopeia, Perseus und Fuhrmann dümpeln am Nord- bzw. NW-Horizont. Im Westen befinden sich das Sternbild Zwillinge mit den Hauptsternen Castor und Pollux sowie der Löwe mit Regulus. Schon die Helligkeit von Regulus verrät uns, dass es sich um einen nahen Stern handeln muss. Regulus ist ein 77 Lichtjahre von uns entfernter massereicher Stern (3,5-mal Sonnenmasse). Seine Oberfläche ist mit 13.000 K sehr heiß (im Gegensatz dazu hat unsere Sonne "nur" eine Oberflächentemperatur von 5.800 K). Regulus wird sein Sternleben wesentlich früher als unsere Sonne beenden. Zwischen Löwen und Zwillingen befindet sich das Tierkreiszeichen Krebs mit dem offenen Sternhaufen Praesepe, in Messiers Katalog als M44 geführt.

Das zwischen Bootes und Herkules liegende Sternbild Nördliche Krone (Corona Borealis) war wegen seines markanten Aussehens bereits in der Antike bekannt. Um den Hauptstern herum gliedern sich mittelhelle Sterne zu einem halben Bogen, sodass man sich unschwer eine Krone vorstellen kann. Das mit freiem Auge als nebliger Fleck erkennbare Sternbild Haar der Berenike schließt sich östlich an den Löwen an. Sternfreunde mit lichtstarker Optik finden hier zahlreiche Galaxien und Sternhaufen. Da sich in Richtung Haar der Berenike der galaktische Nordpol unserer Milchstraße befindet, versperren keine Gas- und Staubwolken die Sicht. Nordöstlich von Coma Berenice finden Sie den Bärenhüter (Bootes) mit Arcturus und das Sternbild Herkules mit seinem berühmten Kugelsternhaufen M13, den die meisten Amateursternwarten wegen seines prächtigen Aussehens gerne zeigen. Bootes ist ungewöhnlich reich an Doppelsternen, von denen einige schon mit dem Feldstecher gut trennbar sind. Südlich der Nördlichen Krone winden sich Kopf und Schwanz der Schlange im weiten Bogen über das Firmament, dazwischen befindet sich der Schlangenträger. Das Band der Milchstraße dehnt sich von Südost nach Nordwest aus und kündigt den nahenden Sommersternhimmel an.

Im Mai tauchen die Mai-Aquariden, auch Eta-Aquariden genannt, auf. Durchschnittlich etwa 20 Sternschnuppen pro Stunde können Sie während des ganzen Monats in der zweiten Nachthälfte v. a. in östlicher Richtung bewundern und sich dabei etwas wünschen. Am 6.5. erreicht dieser Strom sein ausgeprägtes Maximum von bis zu 60 Exemplaren pro Stunde. Allerdings macht in unseren Breiten der horizontnahe Radiant das Beobachten etwas schwierig.

Walter Conrad


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Otto J. Pilzer, 2018-05-01