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- Astronomie im Berchtesgadener Land -

Der Sternenhimmel im Juli 2018

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Die abgebildete Sternkarte ist für den 15. Juli um 23 Uhr Sommerzeit (MESZ) erstellt und zeigt den Sternenhimmel entsprechend am Monatsanfang rund eine Stunde später sowie am Monatsende ca. eine Stunde früher. M31 stellt die Andromedagalaxie dar - die hellste Galaxie am nördlichen Himmel und die einzige ihrer Art, die bei uns mit bloßem Auge zu erkennen ist. Bei M13 handelt es sich um den leuchtstärksten Kugelsternhaufen am Nordhimmel, der ein schönes Feldstecher-Objekt darstellt und unter besten Bedingungen auch mit bloßem Auge sichtbar ist. Wichtig bei beiden Objekten: gute Adaption an die Dunkelheit. Bzgl. Mars und Jupiter vgl. den Text. Otto Pilzer
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In der Zeit der kurzen Nächte um die Sommersonnenwende können wir Sterngucker erst zu später Stunde unserem Hobby frönen. Richtig dunkel ist es Mitte Juli nur im Zeitraum zwischen 23:30 und 3 Uhr MESZ. Planeten und helle Sterne kann man aber auch schon etwa eine Stunde davor oder danach erkennen. Auch die totale Mondfinsternis am 27. Juli kann man schon im Laufe der Abenddämmerung sehen. Sie ist bei Aufgang des Mondes um 20:45 Uhr (quasi zeitgleich mit dem Untergang der Sonne) bereits in vollem Gange. Der östliche Teil befindet sich schon im Kernschatten der Erde. Um 21:30 beginnt die Totalität, der gesamte Mond ist dann in den Kernschatten eingetaucht. Die maximale Verfinsterung wird zur Mitte der Finsternis um 22:20 erreicht. Da der Schatten der Erde ziemlich zentral getroffen wird, werden wir eine vergleichsweise dunkle Finsternis mit ausgesprochen roter Färbung erleben dürfen. Die Totalität endet um 23:15 mit dem Erscheinen einer schmalen beleuchteten Sichel am östlichen Mondrand. Um 0:20 hat der gesamte Mond den Kernschatten verlassen und erscheint wieder normal. Trotzdem befindet er sich noch in der Halbschattenphase, die erst gegen 1:30 endet.

Die beiden partiellen Sonnenfinsternisse des 2. Halbjahrs können von Mitteleuropa aus nicht beobachtet werden. Die SoFi am 13. Juli ist nur im südlichen Eismeer zwischen Antarktis und Australien zu sehen. In den Genuss der SoFi am 11. August (dieses Datum erinnert sofort an die totale SoFi vom 11.08.1999 in Deutschland) kommt man nur in Skandinavien, Island, Grönland, Nordost-Kanada, der Arktis sowie größeren Gebieten in Russland und Asien.

Abgesehen von Merkur beteiligen sich im Juli alle Planeten an der Parade. Venus ist nach wie vor Abendstern und mit über -4mag das erste Gestirn, das man am westlichen Abendhimmel erkennen kann. Ihre Position rückt deutlich nach Süden. Fernrohrbeobachter bemerken das Anwachsen ihres scheinbaren Durchmessers und wie sich ihre Phase langsam der Halbvenus annähert.

Unser äußerer Nachbar Mars gelangt am 27. in Opposition, steht der Sonne also exakt gegenüber. Den geringsten Abstand zur Erde erreicht er mit 57,6 Mio. km vier Tage später. Seine Helligkeit steigt bis dahin auf -2,8mag an, so dass er noch vor Jupiter zum zweithellsten Planeten wird - ein eher seltenes Ereignis. Der geringe Abstand der diesjährigen Mars-Opposition lässt das Planetenscheibchen auf 24" anwachsen, so dass auch mit kleinen Fernrohren Einzelheiten auf der Marsoberfläche erkennbar werden, z.B. die helle Polkappe. Einziger Wehrmutstropfen bleibt dabei die südliche Stellung und die damit einhergehende geringe Höhe des Gestirns über dem Horizont. So ist man auf besonders gutes Seeing (ruhige Luft) angewiesen. Das zufällige zeitliche Zusammentreffen mit der bereits oben erwähnten Mondfinsternis am Oppositionstag verspricht ein weiteres Highlight. Der bereits verfinstert aufgehende Mond zieht 6° nördlich langsam an Mars vorbei.

Jupiters Oppositionsperiode geht in diesem Monat zu Ende. Ab dem 11. wandert er wieder rechtläufig durch den Tierkreis und zieht sich langsam aus der 2. Nachthälfte zurück. Trotzdem lassen sich seine Monde und Wolkenbänder noch sehr gut beobachten. Mit im Mittel -2,2mag ist er nach Venus und Mars momentan das dritthellste Gestirn am Himmel.

Da Saturn erst Ende Juni in Opposition stand, bleiben die Beobachtungsbedingungen im Juli gut. Seine Kulmination (höchste Stellung im Süden) verfrüht sich zum Monatsende hin auf 23 Uhr; das ist optimal für Abendsterngucker. Der Faszination seines Rings kann sich niemand entziehen, zumal man ihn schon im kleinen Fernrohr erspähen kann. Mit ca. 0mag ist Saturn der vierthellste Planet, aber auch einzelne Sterne erreichen diese Helligkeit. Die dominantesten Vertreter sind hier Vega in der Leier, Atair im Adler und Deneb im Schwan. Sie bilden das sogenannte Sommerdreieck.

Sterngucker konzentrieren sich im Hochsommer zunächst aber oft auf die Sternbilder Skorpion und Schütze ganz tief im Süden, da sie nur kurz über den Horizont ragen. In dieser Richtung (noch etwas südlicher) befindet sich auch das Zentrum unserer Milchstraße. Vom Skorpion mit seinem roten Hauptstern Antares sehen wir nur die Nordhälfte. Im Schützen kann man dagegen alle wesentlichen Sterne erkennen, wenn es die Horizontsicht erlaubt. Stöbern Sie doch einfach mal mit einem Fernglas in diesen dichten Bezirken und wandern langsam die Milchstraße hoch. Wer genau schaut, wird immer wieder helle und dunkle Flecken (Sternhaufen, Gaswolken, Dunkelnebel) entdecken.

Bernhard Kindermann


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Otto J. Pilzer, 2018-07-01