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- Astronomie im Berchtesgadener Land -

Der Sternenhimmel im August 2018

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Die abgebildete Sternkarte ist für den 15. August um 23 Uhr Sommerzeit (MESZ) erstellt und bildet den Sternenhimmel entsprechend am Monatsanfang rund eine Stunde später sowie am Monatsende ca. eine Stunde früher ab. Bei M13 handelt es sich um den hellsten Kugelsternhaufen des bei uns sichtbaren Nachthimmels, der ein schönes Feldstecher-Objekt darstellt und unter sehr guten Bedingungen auch ohne optische Hilfsmittel erkennbar ist (wichtig dabei: gute Adaption an die Dunkelheit). Die Andromedagalaxie M31, die lichtstärkste Galaxie am nördlichen Himmel, kann als einzige ihrer Art bei uns mit bloßem Auge gesehen werden. Bzgl. Mars, Saturn und Jupiter vgl. den Text. Otto Pilzer
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Auch im August lädt unser Nachthimmel bei klarem Wetter wieder zur Sternen- und Planetenbeobachtung ein. Bereits nach Eintritt der Dunkelheit verschwindet der Abendstern - Richtung Sonne unser nächster Nachbarplanet, Venus - hinter dem Horizont.

Genau über unserem Kopf wird das berühmte "Sommerdreieck" sichtbar, welches sich aus den jeweiligen Hauptsternen der drei Sternbilder Schwan, Leier und Adler bilden lässt.

Ein großer goldener Adler war der griechischen Mythologie zufolge der Begleiter und Bote des Göttervaters Zeus (röm. Jupiter). Dieser ließ seinen gefiederten Freund einst einen Hirtenknaben namens Ganymed auf den Olymp entführen, damit er dort als Mundschenk den Göttern dienen konnte.

Nach Letzterem ist auch der prominenteste Jupitermond - nebenbei bemerkt mit einem Durchmesser von 5262 km auch der größte Mond unseres Sonnensystems - benannt, welcher im Jahre 1610 das erste Mal vom italienischen Naturforscher Galileo Galilei beobachtet wurde. Dazu nutzte dieser einen verbesserten Nachbau des von dem Holländer Jan Lipperhey 1608 erfundenen Fernrohrs, welches mit einer bis dahin unerreichten 8-9x Vergrößerung auch erstmals das Ringsystem des Saturn sichtbar machte.

Dass auch andere Himmelskörper Zentralgestirne (Planeten für ihre Monde) sein können, brachte das damals vorherrschende ptolemäische Weltbild ins Wanken, welches die Erde als Mittelpunkt des Universums annahm. Galileis Beobachtungen einer sichelförmigen Venus (ähnlich unserem Mond) legten außerdem nahe, dass statt dessen die Sonne im Mittelpunkt desselben stehen könnte, was bereits der italienische Prälat und Humanist Celio Calcagnini in einer Schrift um 1520 spekulierte und seit 1543 untrennbar mit dem Namen des berühmten Astronomen Nikolaus Kopernikus verbunden wird. Seine Himmelsbeobachtungen veröffentliche Galilei 1610 in seinem Buch "Sidereus Nuncius" (dt. Sternenbote). 1632 veröffentlichte er seinen "Dialog über die zwei wichtigsten Weltsysteme", in dem er das kopernikanische Weltbild als Wahrheit proklamierte, welches die Sonne (gr. hélios) als Zentrum des Universums postulierte.

Dieses heliozentrische Weltbild war als mathematisches Modell nicht, wie häufig behauptet, von der Kirche verboten worden (es war sogar wesentliche Grundlage für die Kalenderreform unter Papst Gregor XIII.), musste aber in wissenschaftlichen Veröffentlichungen als Hypothese behandelt werden.

Trotz seiner festen Überzeugung konnte Galilei keine wissenschaftlichen Beweise für seine Annahme liefern, dass nicht die Erde sondern die Sonne im Zentrum des Universums stehe und die Erde sich zudem um ihre eigene Achse drehe, wofür er sich 1633 vor der Inquisition verantworten musste. Erst 1729 gelang es dem englischen Astronomen und Geistlichen James Bradeley, die Eigenbewegung der Erde gegenüber der sog. Fixsternsphäre nachzuweisen und damit den ersten Beleg für die Bewegung der Erde um die Sonne zu liefern - der Nachweis der Erdrotation (welche bereits 1350 von Nicolaus Oresme gelehrt wurde) wurde erst im Jahre 1851 vom französischen Physiker Léon Foucault mit seinem berühmten Pendelexperiment erbracht.

Galileis Hauptargument für den Beweis des heliozentrischen Weltbildes war seine (falsche) Theorie der Gezeiten, als deren Ursache er die Rotation der Erde sah. Hingegen konnte er nicht erklären, warum ein Mensch bei der Drehung der Erde um ihre eigene Achse nicht von der Erde geschleudert wird - ein Schwachpunkt, der erst durch die physikalischen Erkenntnisse von Isaak Newton gelöst werden konnte.

Mit einer Magnitude (Helligkeit) von -2mag zeigt sich der Planet Jupiter in süd-westlicher Richtung am Abendhimmel, gefolgt vom Saturn, dessen faszinierendes Ringsystem sich schon mit einfachen Teleskopen beobachten lässt.

Ihm folgt mit -2,9mag der Planet des römischen Kriegsgottes Mars, auf dem seit Mitte Juni ein gigantischer Sandsturm tobt. Der Sturm blockiert die Sonneneinstrahlung, wodurch die beiden Mars-Rover Opportunity (seit 2004) und Curiosity (seit 2012 in Betrieb) ihre Solarzellen nicht mehr zur Energiegewinnung nutzen können. In Folge der sinkenden Akkuladung haben sich die beiden Erkundungsfahrzeuge daher in den Ruhezustand geschaltet - der Kontakt zur Kontrollstation der NASA ist seitdem unterbrochen und es besteht die Sorge, dass Opportunity in den niedrigen Temperaturen einfriert.

Mitte August kommt aus dem Sternbild des griechischen Heroen Perseus wieder der gleichnamige Meteorschauer. Die "Perseiden" (im Volksmund auch als "Laurentiustränen" bezeichnet) mit ihrem Maximum in der Nacht von 12. auf den 13. August können heuer absolut ungestört vom Mondlicht beobachtet werden, da einen Tag zuvor Neumond ist. An dunklen Standorten kann mit über 50 Sternschnuppen pro Stunde gerechnet werden.

Und nun viel Freude und Erfolg beim Beobachten!

Matthias Bothe


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Otto J. Pilzer, 2018-08-01