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- Astronomie im Berchtesgadener Land -

Der Sternenhimmel im September 2018

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Die abgebildete Sternkarte ist für den 15. September um 23 Uhr Sommerzeit (MESZ) erstellt und zeigt den Sternenhimmel entsprechend am Monatsanfang rund eine Stunde später sowie am Monatsende ca. eine Stunde früher. M31 stellt die Andromedagalaxie dar - sie ist die hellste Galaxie der nördlichen Hemisphäre und die einzige ihrer Art, die bei uns mit bloßem Auge beobachtet werden kann. Bei M13 handelt es sich um den lichtstärksten Kugelsternhaufen am Nordhimmel, der als schönes Feldstecher-Objekt unter besten Bedingungen auch mit bloßem Auge sichtbar ist (wichtig dabei: gute Adaption an die Dunkelheit). Bzgl. Mars und Saturn vgl. den Text. Otto Pilzer
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Nach diesem Sommer, der viele Superlative - im Positiven wie im Negativen - übertroffen hat, erwarten wir hoffnungsvoll den Beginn der herbstlichen Monate, die uns astronomisch mehr zu bieten haben. Die Sonnenuntergänge verfrühen sich von 20:04 Uhr (alle Zeitangaben in MESZ) zu Beginn des Monats auf 19:01 Uhr am Ende. In der ersten Monatshälfte trägt auch die Abwesenheit des Mondes dazu bei, dass wir den Sternenhimmel ungestört beobachten können. Am 9. September ist Neumond und am 13. geht die noch schmale Mondsichel bereits um 21:47 Uhr unter.

Auch wenn auf der Sternkarte nur zwei Planeten eingezeichnet sind, so sind doch alle zu sehen, aber entweder am frühen Abend oder am frühen Morgen.

An den ersten Septembertagen kann man sich am Morgen kurz vor Sonnenaufgang am Merkur versuchen. Am 1. geht er um 4:59 Uhr auf und während sich sein Aufgang täglich um etwa 7 Minuten verzögert nimmt seine Helligkeit zu, aber schon nach einer Woche wird er unsichtbar.

Die übrigen Planeten sind in ziemlich gleichmäßigen Abständen an der Ekliptik aufgereiht. Es beginnt im Westen mit der Venus, die nach Sonnenuntergang den ganzen Monat zu beobachten ist. In den ersten Tagen passiert sie Spica in der Jungfrau. Sie ist mal wieder der klassische "Abendstern" und erreicht am 21. September mit -4.8 mag ihren größten Glanz; da sie derzeit unterhalb der Ekliptik steht, verschwindet sie gegen Ende des Monats.

Auf Venus folgt Jupiter im Sternbild Waage schon im Südwesten. Seine Helligkeit bleibt mit -1.8 mag fast konstant. Seine Untergänge verfrühen sich im Laufe des Monats von 22:20 Uhr auf 20:37 Uhr. Der Nächste in der Reihe ist Saturn. Er steht schon im Süden im Sternbild Schütze und hat nur noch eine Helligkeit von 0.5 mag. Anfang des Monats geht der Ringplanet um 0:52 Uhr unter, aber am Ende schon um 22:59 Uhr. Weiter östlich im Steinbock kommt dann der Mars, der sich wieder von der Erde entfernt. Er ist noch immer mit -2.1 mag ein markantes Objekt am Nachthimmel, seine Helligkeit geht aber im Laufe des Monats auf -1.3 mag zurück. Da er sich unterhalb der Ekliptik aufhält, verliert er zusätzlich durch die Extinktion. Damit sind wir die mit bloßem Auge sichtbaren Planeten durch. Verfügen wir über ein Fernglas oder gar Fernrohr, so können wir im Südosten im Wassermann den 7.8 mag hellen Neptun knapp unter der Ekliptik suchen. Er steht derzeit in Opposition zur Sonne, was seine Beobachtung begünstigt. Leichter ist der 5.7 mag helle Uranus im Widder. Diese beiden Planeten lassen sich durch ihr ruhiges Licht von den funkelnden Sternen unterscheiden.

Am 23. September um 3:54 Uhr überquert die Sonne den Himmelsäquator in südlicher Richtung, es ist wieder Tag- und Nachtgleiche und der Herbst beginnt. Der Tag verkürzt sich im September am stärksten, bei uns sind es insgesamt 98 Minuten im Laufe des Monats, d.h. im Durchschnitt gut 3 Minuten pro Tag. Je weiter man nach Norden kommt, umso stärker ist dieser Effekt, der durch die Schrägstellung der Erdachse verursacht wird.

Nach der Dämmerung sollten wir unsere Beobachtung im Osten, der nicht mehr so stark aufgehellt ist, beginnen. Hier sticht uns sofort das bekannte Sternbild Kassiopeia, das sog. Himmels-W ins Auge. Es gehört zu den 48 Sternbildern, die schon in der Antike bekannt waren. Der Name kommt von der Gemahlin des Königs Kepheus (sein Sternbild liegt darüber). Durch ihre Eitelkeit erzürnte sie insbesondere den Meeresgott Poseidon, der ein Ungeheuer schickte, das die Küsten verwüstete. Nach einem Orakelspruch konnte das Land nur davon befreit werden, wenn die einzige Tochter der Könige, Andromeda, geopfert werde. Sie wurde an einen Felsen gekettet und erwartete ein schreckliches Ende. Doch rechtzeitig eilte der Held Perseus herbei und tötete das Untier. Doch selbstlos waren die Helden auch damals meistens nicht; vorher ließ er sich die Hand der Andromeda und die Königswürde versprechen. Wenn wir auf die Sternkarte blicken, finden wir alle Akteure des Geschehens in enger Nachbarschaft. Dabei können wir unser Augenmerk auch auf die Andromeda-Galaxie M 31 richten, die mit bloßem Auge als verschwommenes Fleckchen erscheint und die beiden offenen Sternhaufen h und chi im Perseus (auf der Karte etwa unter dem K der Kassiopeia), die auch so zu sehen sind.

Es lohnt sich auch, in den mondlosen Nächten nach Sternschnuppen Ausschau zu halten. Verschiedene periodische Ströme lassen hier und da eine erwarten, aber nur der Strom der Alpha-Aurigiden Anfang des Monats könnte eine größere Anzahl bringen. Als Ursprung wird der Komet C/1911 N1 Kiess gesehen, der eine Umlaufzeit von etwa 2500 Jahren hat. Das Maximum der Sternschnuppen ist am 1. September und der Radiant liegt nahe Kapella im Fuhrmann. 2007 wurden im Maximum etwa 100 Meteore stündlich gezählt.

Nun wünschen wir uns viele klare Nächte und einen dunklen, ungestörten Beobachtungsplatz!

Gerardo Inhester


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Otto J. Pilzer, 2018-09-01