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- Astronomie im Berchtesgadener Land -

Der Sternenhimmel im Juni 2019

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Die abgebildete Sternkarte ist für den 15. Juni um 23 Uhr Sommerzeit (MESZ) erstellt und bildet den Sternenhimmel entsprechend am Monatsanfang rund eine Stunde später sowie am Monatsende ca. eine Stunde früher ab. M13, der hellste Kugelsternhaufen am Nordhimmel, ist nach Adaption der Augen an die Dunkelheit bei klarem dunklem Himmel gerade noch freisichtig zu beobachten. M31 stellt die Andromedagalaxie dar - die lichtstärkste Galaxie am nördlichen Himmel und die einzige ihrer Art, die bei uns mit bloßem Auge sichtbar ist; man muss allerdings warten, bis sie nach Mitternacht hoch genug über dem Horizont steht. Bzgl. Jupiter und Saturn vgl. den Text. Otto Pilzer
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In diesem Monat erreicht die Sonne ihren höchsten Stand am Himmel. Mit der Sommersonnenwende am 21. Juni (astronomischer Sommeranfang) setzt wieder ihr Abstieg ein, wenngleich sich dieser zunächst nur ganz langsam vollzieht. Wir haben die kürzesten Nächte des Jahres und für die Beobachtung des Sternenhimmels bleibt infolgedessen nur wenig Zeit. Da jedoch alle großen Planeten zumindest kurz zu sehen sind, können auch die Dämmerungszeiten schon gut genutzt werden.

Der Götterbote Merkur bietet hierzu Gelegenheit. Bei optimaler Horizontsicht könnte man ihn erstmals am 4. oder 5. Juni in WNW-licher Richtung erspähen. Im Rupertiwinkel geht die Sonne fast genau um 21 Uhr unter. Ab etwa einer Stunde danach macht es Sinn, nach dem -0.7mag hellen Planeten Ausschau zu halten. Um 22:45 Uhr sinkt der Merkur schließlich unter den Horizont.

Am 4. hält sich die extrem dünne erst 35 Stunden alte Mondsichel bei ihm auf - bestenfalls mit dem Fernglas zu sehen. Einen Tag später ist sie zum Planeten Mars weiter gewandert, der etwa zwei Fernglasbildfelder südlich mit knapp 2mag an der Wahrnehmungsgrenze am Horizont steht. Da die Mondsichel nun schon fast 2.5 Tage alt ist, wird sie im Fernglas einfacher zu sehen sein als der Mars. Die Beobachtungsbedingungen für den "Kriegsplaneten" werden immer schlechter, da er sich auf die Sonne zu bewegt. In der zweiten Monatshälfte ist der Mars nicht mehr aufzuspüren. Der sonnennahe Merkur bleibt uns aber noch kurze Zeit erhalten. Bis ca. 18. Juni (Dichotomie, Merkurscheibchen halb beleuchtet) ist er mit bloßen Augen zu erkennen, danach wird zunehmend ein Fernglas benötigt. Ab dem 25. wird auch bei Merkur Schluss sein.

Wer den zweit-innersten Planeten sehen will, muss sich nach wie vor unter die Frühaufsteher mischen. Es wird im Laufe des Monats jedoch zunehmend schwieriger, die knapp -4mag helle Venus am Morgenhimmel zu entdecken. Sie wandert immer weiter nach Norden, wodurch ihr Winkelabstand zur Sonne abnimmt. Zum Monatsende ist sie nur noch schwer in der hellen Morgendämmerung im Nordosten auszumachen. Sie geht den ganzen Monat fast konstant um ca. 4:15 Uhr auf.

Zu den "Stars der ganzen Nacht" werden die beiden großen hellen Gasplaneten Jupiter und Saturn. Jupiter gelangt am 10. in Opposition - das bedeutet, er steht von der Erde aus gesehen der Sonne genau gegenüber. Infolgedessen kann er die ganze Nacht hindurch beobachtet werden. Am Abendhimmel finden wir ihn im Südosten knapp über dem Horizont, in der Morgendämmerung im Südwesten. Zur Monatsmitte erreicht er etwa um Mitternacht (= 1 Uhr wegen Sommerzeit) seinen höchsten Stand im Süden, der wegen der tief stehenden Ekliptik jedoch nur knapp 20 Grad über dem Horizont liegt. Seine vier hellen schon von Galilei entdeckten Monde kann man trotzdem im Fernrohr bewundern. Die Schärfe der erst in einem Teleskop sichtbaren Wolkenbänder und des Großen Roten Flecks wird unter den turbulenten horizontnahen Luftschichten zwar etwas leiden, es gibt jedoch immer wieder kurze Momente mit ruhiger Luft. Vor allem während der Abenddämmerung habe ich oft schon außergewöhnlich gutes Seeing erlebt.

Der Ringplanet Saturn kann ebenfalls fast die ganze Nacht hindurch beobachtet werden, da auch seine Opposition nicht mehr weit ist, nämlich am 9. Juli. Er folgt am Himmel fast exakt der scheinbaren Bahn des Jupiters, nur ca. zwei Stunden später als dieser. Deshalb ist er während der Abenddämmerung zunächst noch nicht zu sehen. Anfang des Monats geht er um 23:40 auf, Ende des Monats bereits um 21:35 Uhr, womit er endgültig zum Planeten der ganzen Nacht wird. Der Faszination seines Rings kann sich niemand entziehen.

Zur Beobachtung des Fixsternhimmels empfehlen sich wegen der hellen Sommernächte und dem Vollmond am 17. hauptsächlich die erste und die letzte Juni-Woche zwischen 23:30 und 2:30 Uhr. Im Zenit kulminieren gerade die Sternbilder Bootes, Nördliche Krone und Herkules. Auf halber Höhe finden wir im SO die Schlange mit dem Schlangenträger und im SW die Jungfrau. Beide Sternbilder sind recht lichtschwach, jedoch weist Jupiter, der sich gerade im südlichen Bereich des Schlangenträgers aufhält, den Weg. In der Jungfrau gibt uns Spica Orientierung und die Karte hilft dann, auch alle anderen zugehörigen Sterne zu identifizieren.

Knapp über dem Südhorizont ist die unauffällige Waage zu erkennen - ja fast schon zu übersehen, denn gleich östlich von ihr ragen die markanten Scherensterne des Skorpion über den Horizont. Der rote Antares setzt noch eins drauf und wer die Gegend mit dem Fernglas erkundet, wird zahlreiche Sternhaufen entdecken. Zusammen mit dem benachbarten Schützen bieten Juni und Juli die beste Gelegenheit, einen Blick auf die nördlichen Ausläufer des Zentrums unserer Milchstraße zu werfen.

Bernhard Kindermann


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Otto J. Pilzer, 2019-06-01