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- Astronomie im Berchtesgadener Land -

Der Sternenhimmel im Juli 2019

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Die abgebildete Sternkarte ist für den 15. Juli um 23 Uhr Sommerzeit (MESZ) erstellt und zeigt den Sternenhimmel entsprechend am Monatsanfang rund eine Stunde später sowie am Monatsende ca. eine Stunde früher. M31 stellt die Andromedagalaxie dar - die hellste Galaxie am nördlichen Himmel und die einzige ihrer Art, die bei uns mit bloßem Auge zu erkennen ist. Bei M13 handelt es sich um den leuchtstärksten Kugelsternhaufen am Nordhimmel, der ein schönes Feldstecher-Objekt darstellt und unter besten Bedingungen auch mit bloßem Auge sichtbar ist. Wichtig bei beiden Objekten: gute Adaption an die Dunkelheit. Bzgl. Jupiter und Saturn vgl. den Text. Otto Pilzer
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Bevor wir uns dem aktuellen Sternhimmel zuwenden, werfen wir einen Blick auf wichtige Erscheinungen des zweiten Halbjahres. Hervorheben will ich den in vier Monaten, am 11. November, stattfindenden Merkurtransit vor der Sonne, der bei uns bis ungefähr zur Mitte zu sehen sein wird. Nachdem der nächste Merkurtransit erst im Jahr 2032 stattfindet, sollte man diese Gelegenheit nicht verpassen. Abhängig von der Beobachtungsmethode muss man dabei unbedingt geeignete Maßnahmen (Filter, Projektionsmethode) zum Schutz der Augen vorsehen. Das Maximum des Sternschnuppenstroms der Perseiden ereignet sich dieses Jahr in der Nacht auf den 13. August und der Mond ist nach Mitternacht schon am untergehen. Die ringförmige Sonnenfinsternis vom 26. Dezember kann bei uns nicht beobachtet werden. Vormerken sollte man sich die Planeten Jupiter und Saturn, die in den nächsten Monaten den Abend- und Nachthimmel beherrschen werden.

Dem Vorteil der angenehmen Temperaturen stehen im Juli die kurzen und nicht so dunklen Nächte gegenüber. Nachdem wir uns noch so nah an der Sonnenwende befinden, geht die Sonne zu Beginn des Monats um 21:11 (MESZ) unter und schon um 5:13 wieder auf. Zieht man noch die Zeit der Dämmerung ab, so bleiben für die astronomische Nacht nur ca. 2 Stunden übrig. Bis zum Ende des Monats hat sich diese Zeit schon auf 4 Stunden verlängert. Doch lassen wir uns dadurch nicht entmutigen und suchen uns in einer mondlosen Nacht einen dunklen Platz mit guter Rundumsicht. Ersteres ist auf jeden Fall in der ersten Woche der Fall, denn Neumond ist am 2. Juli.

Wenden wir uns zunächst den Planeten zu: Merkur und Mars fallen in diesem Monat aus und Venus ist nur in den ersten Tagen kurz vor Sonnenaufgang im Osten zu erspähen. Jupiter ist Star der abendlichen Beobachtung. Er erscheint, sobald sich der Himmel genügend verdunkelt hat. Seine Untergänge verfrühen sich im Laufe des Monats von ca. 3:40 auf 1:40 MESZ. Dabei bewegt er sich im Sternbild Schlange rückläufig. Seine Helligkeit sinkt seit der Opposition im Vormonat leicht auf -2.4 mag. Hat man ein Fernglas zur Hand, so kann man in der Nacht vom 6. auf den 7. nach Mitternacht verfolgen, wie sich alle vier Galileischen Monde (zuletzt Io) auf einer Seite versammeln. Auch sonst kann man die Bewegung dieser Monde beobachten, wenn man ihre Stellung an aufeinander folgenden Tagen vergleicht.

Auch Saturn, der am 9. in Opposition zur Sonne steht, ist ein Objekt der ganzen Nacht. Er dreht seine Oppositionsschleife im Sternbild Schütze und das liegt bekanntermaßen horizontnah. Seine Helligkeit beträgt immerhin 0 mag und sein Ring ist 24,4° weit geöffnet. Uranus (5.8 mag) im Sternbild Widder und Neptun (7.8 mag) im Sternbild Wassermann sind in der späteren Nacht nur Objekte für das Fernrohr.

Der stärkste Sternschnuppenstrom in Juli sind die Delta-Aquariden, die vom 12. Juli bis weit in den August hinein erscheinen. Ihr Maximum wird dieses Jahr in der Nacht vom 29. Juli erwartet, wo mit etwa 20 bis 25 Sternschnuppen pro Stunde zu rechnen ist. Sie sind im Allgemeinen zwar nur zwischen 3 und 5 mag hell, gehören aber mit einer Geschwindigkeit von ca. 40 km/sec zu den Schnelleren. Da der Mond erst gegen 3:30 MESZ aufgeht, sind die Bedingungen - gutes Wetter vorausgesetzt - günstig.

Blicken wir am späteren Abend nach Süden, so fällt sofort das Band der Milchstraße ins Auge, deren Zentrum im Sternbild Schütze liegt. Zwar ist uns dieses Zentrum hinter Staub- und Gasmassen verborgen, doch ist es gerade in jüngster Zeit gelungen, diese durch Untersuchungen in anderen Wellenlängen zu durchdringen und neue Erkenntnisse über den Kern unserer Milchstraße zu gewinnen. Diese Untersuchungen haben bestehende Vermutungen bestätigt, dass das Zentrum der Milchstraße ein gewaltiges Schwarzes Loch beherbergt. Es wird Sagittarius A* bezeichnet und hat über vier Millionen Sonnenmassen. In seiner nächsten Nähe wirbeln eine Anzahl von Sternen drum herum, deren Bewegung es ermöglicht hat, die Masse dieses Schwarzen Lochs abzuschätzen. Obwohl diese Masse unsere Vorstellungen übersteigt, hat man jetzt erst im Zentrum der elliptischen Galaxie Messier 87 im Sternbild Jungfrau ein Schwarzes Loch entdeckt und sogar abgebildet, das Sagittarius A* bescheiden aussehen lässt: Es hat nämlich 6,5 Milliarden Sonnenmassen. Doch folgen wir der Milchstraße aufwärts und erfreuen uns an den schönen Sternbildern des Adlers, des Schwans und der Leier (die allerdings schon etwas außerhalb der Milchstraße liegt). Die Sternbilder Eidechse, Kepheus, Kassiopeia, Perseus und schließlich Fuhrmann komplettieren die Milchstraße bis zum Nordhorizont.

Gerardo Inhester


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Otto J. Pilzer, 2019-07-01