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- Astronomie im Berchtesgadener Land -

Der Sternenhimmel im April 2020

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Die abgebildete Sternkarte ist für den 15. April um 23 Uhr Sommerzeit (MESZ) erstellt und bildet den Sternenhimmel entsprechend am Monatsanfang rund eine Stunde später sowie am Monatsende ca. eine Stunde früher ab. Bei M13 handelt es sich um den hellsten Kugelsternhaufen am nördlichen Himmel, der ein schönes Feldstecher-Objekt darstellt und unter sehr guten Bedingungen bei entsprechender Dunkeladaption auch mit bloßem Auge sichtbar ist. Bzgl. Venus vgl. den Text. Otto Pilzer
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Die Sternkarte zeigt den Nachthimmel am 15. April um 23 Uhr Sommerzeit (MESZ). Am Monatsanfang gilt sie eine Stunde später, zu Monatsende eine Stunde früher. Sie zeigt den gesamten sichtbaren Sternenhimmel und sollte so gehalten werden, dass die Himmelsrichtung, in die man gerade blickt, unten steht. Der Mittelpunkt der Abbildung stellt den Zenit, den Punkt genau über uns, dar. Auf der Sternkarte ist der Planet Venus rechts eingezeichnet. Er befindet sich zu Anfang des Monats bei den Plejaden, die im Verlauf des Monats - zur gleichen Nachtzeit - immer tiefer sinken, während Venus im Sternbild Stier aufsteigt und daher stationär erscheint. Wegen ihrer Helligkeit wird Venus bald nach Sonnenuntergang sichtbar und deshalb auch als Abendstern bezeichnet. Der Mond ist nicht eingezeichnet, da er jeden Tag um etwa 12° nach Osten voranschreitet. Weitere Planeten sind zu diesem Zeitpunkt nicht sichtbar.

Das Frühjahr hat, was die Natur betrifft, schon lange angefangen und auch am Abendhimmel verabschieden sich die Wintersternbilder immer früher. Trotz des im ersten Viertel schon störenden Mondes können wir am Monatsanfang noch einen Blick auf den prächtigen Orion werfen. Er ist in letzter Zeit stark ins Interesse der Astronomen gerückt, denn sein heller Stern Beteigeuze (alpha orionis) hat stark an Helligkeit verloren. Das kann man schon mit bloßem Auge erkennen, wenn man ihn mit Rigel (unten rechts) vergleicht. Über die genaue Ursache herrscht noch keine Klarheit. Bekannt ist, dass er ein Roter Riese am Ende seiner Entwicklung ist und schon bald (morgen oder in hunderttausend Jahren) in einer Supernova enden wird. Die Tatsache, dass Rigel (beta orionis) etwas heller ist, als er, deutet darauf hin, dass er früher heller war und schon in historischer Zeit etwas von seiner Helligkeit verloren hat. Der augenblickliche starke Helligkeitsabfall von über einer Magnitude könnte ein Vorzeichen seines Kollapses sein. Da er nur ca. 600 Lichtjahre von uns entfernt ist, wird sein Ende ein grandioses Schauspiel sein, das nicht nur Astronomen beeindruckt.

Doch wenden wir uns näher liegenden Ereignissen zu. Am 8. April ist Vollmond und schon ab dem 11. geht der Mond erst nach Mitternacht auf, sodass man in den Abendstunden ungestört beobachten kann - wenn das Wetter mitspielt. Der Abendhimmel wird von dem Planeten Venus (-4.8 mag) beherrscht, er ist aber auch der Einzige, der sich zeigt. Am 26. kann man ab 21 Uhr verfolgen, wie die schmale Mondsichel zwischen Aldebaran und Venus hinaufwandert.

Der Morgenhimmel ist dagegen abwechslungsreicher. Schon am 1. April geht Jupiter um 4 Uhr morgens im Osten auf. Der -2.3 mag helle Planet verfrüht seine Aufgänge im Lauf des Monats auf etwa 2 Uhr 15 und nimmt sogar noch etwas an Helligkeit zu. Hat man die Möglichkeit, ein gutes Fernglas oder ein Fernrohr zu nutzen, so kann man am 3. April morgens alle vier Galileischen Monde auf der rechten Seite Jupiters sehen: Io und Europa noch nahe an Jupiter und fast zusammen, weiter weg Ganymed und schließlich Kallisto. Hinter Jupiter tauchen am Morgenhimmel dann Mars (0.8 mag) und Saturn (0.6 mag) auf. Während Saturn brav hinter Jupiter hertrottet, entfernt sich Mars immer mehr und durchwandert das Sternbild des Steinbocks. Er strebt dabei seiner Opposition zur Sonne zu, die er allerdings erst im Oktober erreicht. Seine Helligkeit nimmt im Laufe des Aprils auf 0.4 mag zu. Uranus und Neptun sind in diesem Monat nicht zu sehen.

Außerdem wäre noch der Sternschnuppenstrom der Lyriden zu nennen, der sein Maximum am Morgen des 22. April hat, wo zehn bis zwanzig Meteore pro Stunde zu erwarten sind. Es sind ziemlich schnelle Objekte mit knapp 50 km/s, die aus der Richtung von Vega zu kommen scheinen. Als Ursprung gilt der Komet C/1861 G1 Thatcher mit einer Periode von ca. 415 Jahren. Da der Mond unterhalb des Horizonts ist, sind die Beobachtungsbedingungen günstig.

Ab dem 10. April geht der Mond erst nach Mitternacht auf und man kann auch abends unscheinbarere Objekte gut beobachten. Hier bietet sich diesmal das Sternbild Krebs an, das zwischen den Zwillingen und dem Löwen liegt. In dessen Mitte finden wir den offenen Sternhaufen M 44, auch als Praesepe oder Krippe bekannt. Er ist mit einer Helligkeit von ca. 3.3 mag freiäugig zu sehen. Er besteht aus über 1000 schwachen Sternen, davon 300 Sterne zwischen 6. und 12. Größenklasse in einer Entfernung von ca. 600 LJ. Praesepe hat eine große Ähnlichkeit mit den Hyaden und man vermutet einen gemeinsamen Ursprung, auch wenn die Hyaden nicht so weit entfernt sind. Das Alter des Sternhaufens, der überwiegend aus Hauptreihensternen vom Spektraltyp A und kälter besteht, wird auf 600 Millionen Jahre geschätzt.

Nun hoffen wir auf viele klare Nächte, um diesen Anblick auch genießen zu können.

Gerardo Inhester


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Otto J. Pilzer, 2020-04-01