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- Astronomie im Berchtesgadener Land -

Der Sternenhimmel im Mai 2020

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Die abgebildete Sternkarte ist für den 15. Mai um 23 Uhr Sommerzeit (MESZ) erstellt und zeigt den Sternenhimmel entsprechend am Monatsanfang rund eine Stunde später sowie am Monatsende ca. eine Stunde früher. Bei M13 handelt es sich um den hellsten Kugelsternhaufen am nördlichen Himmel, der ein schönes Feldstecher-Objekt darstellt und unter besten Bedingungen auch mit bloßem Auge sichtbar ist (wichtig dabei: gute Adaption der Augen an die Dunkelheit). Bzgl. Venus vgl. den Text. Otto Pilzer
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Im Mai werden die Temperaturen nun auch nachts angenehm, und so können wir uns trotz der langen Tage ungestört am Nachthimmel erfreuen. Die Sonnenaufgänge verfrühen sich im Mai von 05:49 auf 05:13 Uhr, die Untergänge verspäten sich von 20:21 auf 20:58 Uhr. Am 7. Mai ist Vollmond, am 22. Neumond. Am 2. Mai lässt sich mittels eines Feldstechers von 4 bis 5 Uhr im Bereich von Sinus Iridum der "Goldene Henkel" sehen. Bei diesem interessanten Lichtschauspiel werden die Spitzen des Juragebirges von der Sonne beleuchtet, während das Tal noch im Schatten liegt.

Kommen wir nun zu den Planeten, diese sind bis auf die Venus und den Merkur vor allem am Morgen sichtbar. Den Merkur finden wir am 22. sehr nahe bei der Venus, die beste Abendsichtbarkeit besteht um ca. 21:30 Uhr, sodass man den Merkur bereits mit bloßem Auge sehen kann. Zum Monatsende hin verbessert sich die Sichtbarkeit Merkurs, er ist während der Abenddämmerung in den Zwillingen bis ca. 23 Uhr beobachtbar. Die Venus befindet sich im oberen Rand des Stiers, ihre Helligkeit sinkt im Laufe des Monats von -4.8 mag auf -4.0 mag. Im Teleskop zeigt sich deutlich ihre Phase, der scheinbare Durchmesser beträgt Ende des Monats 57". 59 Jahre ist es her, dass die Sonde Venera 1 am 20. Mai 1961 an der Venus vorbeigeflogen ist, dies war der Beginn des Venera-Programms, mit dem Ziel neue Erkenntnisse über die bis dahin kaum erforschte Venus zu liefern. Mit dem Lander von Venera 7 gelang die erste erfolgreiche weiche Landung eines menschengemachten Objektes auf einem fremden Planeten. Die Sonde übertrug nach der Landung noch 23 Minuten lang Daten von der Oberfläche, unter anderem Druck (90 Bar) und Temperatur (474 °C) im Bereich der Landezone.

Der Morgenhimmel wird von den majestätischen Gasriesen Jupiter und Saturn dominiert. Der Jupiter geht um 02:02 Uhr im Südosten des Himmels im Sternbild Schütze auf und verfrüht seine Aufgänge im Laufe des Monats auf ca. 00:05 Uhr, seine Helligkeit nimmt von -2.3 mag auf -2.6 mag zu. Östlich des Jupiters finden wir den Ringplaneten Saturn (0.5 mag), dieser verfrüht seine Aufgänge von 02:17 Uhr auf 0:19 Uhr, der Öffnungswinkel seiner Ringe beträgt 20.5°. Mars, der Rote Planet, baut seine Morgensichtbarkeit weiter aus, er wandert vom Steinbock in den Wassermann, seine Helligkeit steigert sich von 0.4 mag auf -0.1 mag. Uranus und Neptun sind in diesem Monat nicht sichtbar.

Schauen wir nun nach Süden, so sehen wir unterhalb des Bärenhüters das Sternbild der Jungfrau mit seinem markanten Hauptstern Spica (Alpha Virginis). Innerhalb der Jungfrau finden wir eine Vielzahl von Galaxien, so zum Beispiel die 40 Millionen Lichtjahre entfernte Sombrero-Galaxie M104, diese ist mit einem Feldstecher als kleiner länglicher Nebelfleck rechts unterhalb von Spica zu erkennen. Sie verfügt über ein dunkles und stark ausgeprägtes Staubband, das der Galaxie das Aussehen eines Sombreros verleiht. Eine interessante Besonderheit dieser Galaxie ist die Tatsache, dass das supermassereiche Schwarze Loch im Zentrum 240-mal so groß ist wie das unserer Milchstraße. Dabei besitzt M104 mit einem Durchmesser von 49.000 Lichtjahren "nur" ein Drittel der Größe unserer Milchstraße. Entdeckt wurde M104 am 9. April 1781 von Pierre Mechain.

Ein anderes sehr interessantes Objekt ist M87, diese 60 Millionen Lichtjahre entfernte elliptische Riesengalaxie lässt sich ebenfalls mit einem Feldstecher als diffuser Nebelfleck erfolgreich beobachten. Im Orbit von M87 wurden bei einer Durchmusterung im Jahre 2006 mit einer Anzahl von ca. 12.000 Kugelsternhaufen das größte bekannte System derselben gefunden. Im Vergleich dazu besitzt die Milchstraße "nur" ca. 200 Kugelsternhaufen. Dem ungewöhnlich aktiven Galaxienkern entspringt ein 5.000 Lichtjahre langer relativistischer Jet. Bedingt durch die hohe Aktivität im Radiobereich handelt es sich bei M87 um ein außergewöhnlich wertvolles Objekt für die astronomische Forschung.

Wenden wir uns zu guter Letzt dem Meteorstrom für diesen Monat, den Eta-Aquariden zu. Der Radiant liegt im Wassermann, mit 66 km/s handelt es sich um sehr schnelle Objekte. Während des Aktivitätsmaximums am frühen Morgen des 6. Mai kann man abhängig von den Beobachtungsbedingungen bis zu 50 Sternschnuppen pro Stunde erwarten. Leider stört der erst um ca. 05:30 Uhr untergehende Mond die Beobachtung, je weiter südlich sich der Beobachter befindet, desto mehr Meteore sind aufgrund des höher liegenden Radianten sichtbar. Dieser Sternschnuppenstrom entsteht dadurch, dass die Erde zu jenem Zeitpunkt die Kometenbahn des Halleyschen Kometen kreuzt und so die Partikel desselben in der Atmosphäre als Meteore verglühen. Der Halleysche Komet ist alle 74 bis 79 Jahre am Nachthimmel zu sehen, zuletzt war das am 9. Februar 1986 der Fall. Die Umlaufzeit variiert, weil der Komet durch die Gravitation Jupiters beeinflusst wird, er wird wahrscheinlich am 28. Juli 2061 wiederkehren.

Jakub Sefrhans


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Otto J. Pilzer, 2020-05-01